Pornografie Illegal

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Datum: 11.09.2010 | VÖ: 28.05.2010 | Herausgeber: 101 Pixel / WVG Medien | Kategorie: Film

Dass man den deutschen Sexfilm der 70er Jahre nicht allzu ernst nehmen sollte, beweist ein kurzer Blick in einen ziellos ausgewählten Streifen jener Zeit. Selbst von den reißerischen Namen dieser Werke sollte man sich nicht täuschen lassen, denn genau das ist das, was die potentiellen Zuschauer damals zuerst gesehen haben und von dem sie sich auch am meisten beeinflussen ließen. Dies war schließlich das Ziel der damaligen Produzenten gewesen und das Rezept schien gut auf zu gehen, wenn man sich die Zuschauerzahlen der Sexfilme dieser Zeit betrachtet. Wenn man sich gedanklich in die frühen 70er Jahre zurück versetzt ist dies aber auch in jeder Hinsicht nachvollziehbar. Die prüde Zeit der 50er und 60er Jahre war endlich überwunden und man war froh außerhalb des Ehebetts zumindest im Kino und in Magazinen nackte Haut sehen zu können. Dabei war an Pornografie noch gar nicht zu denken, diese war nämlich noch bis in das Jahr 1975 hinein verboten. Lediglich unter der Hand " bevorzugt aus Dänemark, wo Pornos seit 1968 erlaubt waren " konnte man entsprechendes Material zu hohen Preisen erwerben.

Dass dieses Gesetz auch in der Bundesrepublik gekippt wird, war also nur eine Frage der Zeit. Natürlich gab es damals noch reichlich Sittenwächter, die dies nicht haben wollten, ein nicht unbeachtlicher Teil der Bevölkerung sehnte sich aber danach. So ist es kein Wunder, dass der erfolgreiche Sexfilmproduzent Alois Brummer im Jahr 1971 einen Film in die Lichtspielhäuser brachte, der zumindest vom Titel her genau diese Angelegenheit aufgreift: "Pornografie Illegal". Inhaltlich hat der Streifen aber mit dem Thema nichts zu tun. Er handelt von zwei Gaunern aus den Vereinigten Staaten die sich zuerst in Hamburg niederlassen und später nach Schwabing flüchten. In diesen Gegenden der Bundesrepublik, die bekannt sind für ihre Freizügigkeit, erleben sie viele Geschichten mit offenherzigen Damen. Es dauert nicht lange, bis die Polizei die Gangster in München verhaftet. Zwei ihrer in Amerika verbliebenen Komplizen werden dort ebenfalls gefasst...

Viel darf man von diesen Film natürlich nicht erwarten. Er stellt lediglich eine Abwechslung dar zu den anderen Sexfilme der 70er Jahre. Denn dort geht es deutlich rauer zu als in anderen Filme dieser Art. Ernst nehmen kann man das gerade aus der heutigen Sicht natürlich nicht, was die Folge hat, dass der Pegel für den Trashfaktor ordentlich nach oben steigt. Neben den Flair der damaligen Zeit und den zum Großteil sehr gut aussehenden Damen ist das Machogehabe der Protagonisten das Unterhaltsamste an diesem Streifen. Nicht nur, dass die Gangster die Frauen, in erster Linie Prostituierte, vollkommen respektlos behandeln, der Vogel wird von einem kleinwüchsigen Darsteller abgeschossen, der später auch "Geilermanns Töchter" halbnackt mit einem Dildo auf dem Kopf gebunden, eine tragende Rolle spielt. Dieser verkörpert diesmal nämlich einen Freier, der seine ein paar Köpfe kleiner ist als seine Nutten und diese gnadenlos und fast pausenlos schlägt. Dass natürlich auch die Gangster ihre Frauen schlagen, braucht man natürlich nicht zu erwähnen. Viel unterhaltsamer ist es sogar, dass die Frauen sie ab und zu sogar dazu auffordern und ihren Spaß daran haben. Eine authentisches Abbild seiner Zeit also. Bekannte Gesichter kriegt man reichlich zu sehen: Neben Elke Boltenhagen, Karin Hofmann, Waltraud Schäffler und Monica Marc kriegt man in den männlichen Hauptrollen unter anderen Johannes Buzalski, Wolfgang Scherer, Bertram Edelmann und am Ende dann noch einmal den legendären Josef Moosholzer, mal wieder als biederer Kleinbürger, zu Gesicht.

"Pornografie Illegal" wurde nun erstmals von der Firma "Pixel 101" auf DVD veröffentlicht. Bild- und Tonqualität ist für das Alter des Filmes gut, auch wenn das Bild an manchen Stellen sehr verschmutzt ist. Dies beschränkt sich glücklicherweise nur auf kleine Stellen, sodass man unterm Strich ein positives Fazit ziehen kann. Das Urteil für den Film ist da schon eine ganz andere Sache. Freunde von Trash- und Sexfilmen werden hier ihre wahre Freude haben. Der durchschnittliche Bürger wird sich mit diesen Streifen jedoch schwer tun. Potentielle Kunden haben hier das Kaufargument, dass der Film zumindest versucht, eine andere Richtung einzuschlagen. Das Motiv der Gangster aus den Vereinigten Staaten ist sehr witzig, auch wenn die Sexszenen auf Kosten dieses Handlungsstrangs ganze Szenen dominieren, aber diese sind in gewisser auch unterhaltsam. Freunde der Reeperbahn und von Hamburg dürfen sich freuen, dass der Film in dieser Gegend spielt, alle die auf das 70er Jahre Flair von München nicht verzichten wollen, werden dann im letzten Drittel des Films ebenfalls auf ihre Kosten kommen.

Die DVD ist sperrlich ausgestattet, was man den Machern in Betracht auf die kleine Zielgruppe auch nicht vorwerfen kann. Das Artwork ist einfach aber sauber gestaltet. Zu sehen bekommt man auf der Titelseite ein originales Plakatmotiv und auf der Rückseite weitere Impressionen aus dem Film sowie die wichtigsten Daten und eine kurze Inhaltsangabe. Das Innenleben der Hülle beherbergt lediglich die DVD-Scheibe. Darauf befindet sich in einem ansprechenden Menü der Hauptfilm mit einer Länge von knapp 80 Minuten, sowie eine Kapitelauswahl und eine Extra-Rubrik mit einer Bildergalerie und einer Trailerschau zu weiteren Titel der "Erotik Klassiker"-Reihe, im Rahmen dessen dieser Titel erschienen ist. Es ist also zu sehen, dass sich die Macher bei dem Produkt Mühe gegeben haben, auch wenn die Mittel begrenzt sind, so erwartet zum Beispiel niemand Untertitel für Hörgeschädigte, die bei einen solchen Film auch kaum Gebrauch finden würden.

Sammler und Freunde des Genres können bei "Pornografie Illegal" ohne Bedenken zuschlagen, jedoch sollte jedem klar sein, um was für einen Film es sich hier handelt. Für lustige Filmeabende eignet er sich allemal. (sk)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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