Liebe will gelernt sein

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Datum: 04.06.2011 | VÖ: 11.03.2011 | Herausgeber: MFA Film | Kategorie: Film

Kurt Hoffmann gehörte in den 30er bis 60er Jahren des letzten Jahrhunderts zu den wichtigsten deutschen Regisseuren. Großartige Filme wie "Quax, der Bruchpilot", "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull", "Schloß Gripsholm" oder "Herrliche Zeiten im Spessart" sind auf seiner Schaffensliste zu finden. Hoffmann war ein Meister des anspruchsvollen Unterhaltungsfilms, der den seltenen Spagat schaffte, qualitativ hochwertige Inhalte ein breites Publikum schmackhaft zu machen. Dazu gehören zahlreiche Literatur- und Theaterverfilmungen von tollen Schriftstellern wie Thomas Mann, Kurt Tucholsky, Curt Goetz, Wilhelm Hauff oder Erich Kästner. Gerade mit dem zuletzt genannten Schriftsteller arbeitete Hoffmann eng zusammen. Denn mit "Das fliegende Klassenzimmer", "Drei Männer im Schnee", "Salzburger Geschichten" und "Liebe will gelernt sein" hat Kurt Hoffmann gleich vier Stoffe des beliebten deutschen Autoren in den 50er und 60er Jahren verfilmt.

Der letzte Kästner-Film, der von Kurt Hoffmann inszeniert wurde, erschien im Jahr 1962 unter dem Titel "Liebe will gelernt sein". Bei der Geschichte handelt es sich ursprünglich um ein Theaterstück namens "Zu treuen Händen", das vermutlich im Jahr 1943 von Erich Kästner verfasst wurde. Die Hauptfigur der Geschichte ist der junge Medizinstudent Hansgeorg, der von seiner Mutter zu seinem Bruder geschickt wird, weil diese damit den Kontakt zur Frauenwelt fördern möchte. Am Ende ergreift sogar sein Onkel die Initiative und beginnt, seinen Neffen ein bisschen den Zugang zur Frauenwelt zu eröffnen. Anders als seine Familie glaubt, ist Hansgeorg alles andere als unerfahren, was die Frauenwelt betrifft...

"Liebe will gelernt sein" ist ein handwerklich in jeder Form hervorragender Film, der deutlich die Handschrift seiner Urheber trägt. Hinzu kommt, dass die Schauspieler nahezu perfekt besetzt sind. Während als Hansgeorg vom jungen Götz George gespielt wird, verkörpert Martin Held dessen Onkel Christoph Mylius. In weiteren Rollen agieren unter andrem Grit Böttcher, Barbara Rütting, Loni von Friedl, Fita Benkhoff, Ralf Wolter, Margarete Haagen, Bruno Hübner, Ilse Pagè und der bayrische Volksschauspieler Franz Fröhlich.

Es scheint also alles perfekt zu sein an diesem Film. Aber trotz all diesen Faktoren und den tollen, hintersinnigen und lustigen Dialogen und Szenen schafft es "Liebe will gelernt sein" nicht so richtig, den Zuschauer mitzureißen. Im Vergleich zu vielen anderen Filmen dieser Zeit ist dieses Werk ohne Frage herausragend, aber nicht ganz so, wie frühere Kästner- und/oder Hoffmann-Filme. Die Handlung ist zwar interessant und auch die einzelnen Szenen sind unterhaltsam, doch hat man irgendwie den Eindruck, dass der Film alles in allem ein bisschen zu sehr vor sich hin plätschert. Und so kommt "Liebe will gelernt sein" nicht darüber hinaus, ein einfacher aber guter Unterhaltungsfilm der damaligen Zeit zu sein. Für viele Filme wäre diese Bezeichnung ein großes Lob, in Betracht auf Kästner und Hoffmann und das, was sie können, ist dies eher ein wenig ernüchternd.

Die DVD wurde im Rahmen der "Erich Kästner Filmedition" nun noch einmal neu aufgelegt und ist deutlich teurer als die vorherige Auflage. Neues kriegt man aber kaum geboten. Die Gestaltung der Hülle ist sehr ansehnlich. Während man außen viele Fotos, Texte, eine Inhaltsangabe und alle wichtigen Daten zu sehen bekommt, beinhaltet das Innenleben die DVD-Scheibe und ein Werbefaltblatt zur Edition. Außerdem kriegt man Innen noch einmal das Gleiche zu sehen, was auch außen aufgedruckt wurde. Es handelt sich hierbei nämlich um ein Wendeblatt, das den Zweck dient, das große FSK-Logo von der Vorderseite der Hülle verschwinden zu lassen. Durch das durchsichtige Plastik wird das Logo jedoch dann im Inneren der Hülle sichtbar, wenn man das Einlegeblatt umgedreht hat. Auf der DVD selbst befindet sich ein Menü, das ganz anders gestaltet ist als der Rest des Produktes. Vermutlich hat man einfach die selben Inhalte der vorherigen DVD-Veröffentlichung noch einmal für diese Neuauflage verwendet, was sehr lieblos wäre, wenn die Vermutung stimmt. Das Menü selbst ist aber schön gestaltet. Neben dem Haupfilm in einer sehr guten Bild- und Tonqualität findet man eine Kapitelwahl, sowie Extras in Form von drei Biographien (zu Erich Kästner, Götz George und Grit Böttcher), sowie eine Trailerschau zu diversen Filmen, die mit der Edition nichts zu tun haben. Der Hauptfilm hat eine Länge von knapp 88 Minuten, Untertitel für Hörgeschädigte sind leider keine vorhanden.

Die DVD-Veröffentlichung lässt leider einige Wünsche offen, was gerade in Hinsicht zur vorherigen und deutlich günstigeren DVD-Version des Films sehr schade ist. Dass "Liebe will gelernt sein" nun im Gewand der Kästner-Edition auf DVD gibt, ist das einzige Argument für dieses Produkt. Der Film selbst ist in jedem Fall sehenswert. Im Vergleich zu den anderen Kästnerstoffen, die für das Kino verfilmt wurden, handelt es sich hier jedoch um einen der schwächeren. (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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