Salzburger Geschichten

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Datum: 21.05.2011 | VÖ: 11.03.2011 | Herausgeber: MFA Film | Kategorie: Film

Wie es nun einmal so ist, steckt man als erfolgreicher Künstler schnell in einer Schublade. Und so wird Erich Kästner von vielen Menschen nur mit seinen Kinderbücher in Verbindung gebracht. Dabei gibt es so viele andere tolle Werke von ihm, wie zum Beispiel seine Gedichte oder seine Erwachsenenliteratur. Aber auch als Drehbuchautor hat er Geschichte geschrieben, so zum Beispiel mit dem UFA-Farbfilmklassiker "Münchhausen" mit Hans Albers in der Hauptrolle. Damals musste er dies jedoch unerkannt unter dem Pseudonym Berthold Bürger machen, weil er ein bekennender Gegner der damaligen Politik war und ihm deshalb ein Schreibverbot auferlegt wurde. In der jungen Bundesrepublik in den 50er Jahren erlebte das Schaffen von Erich Kästner als Folge dessen eine regelrechte Renaissance und so wurden nicht nur seine Kinderbücher (neu) verfilmt, sondern nun auch seine Erwachsenen-Stoffe, die im deutschen Film bisher kaum bis keine Beachtung gefunden haben.

Nachdem im Jahr 1955 der Film "Drei Männer im Schnee" den Anfang machte, folgte zwei Jahre später die Verfilmung seines Romanes "Der kleine Grenzverkehr", der unter dem Titel "Salzburger Geschichten" in die Lichtspielhäuser kam. Die Geschichte dreht sich um den wohlhabenden Berliner Akademiker Georg, der in den 30er Jahre als Tourist nahezu täglich die Grenze vom Deutschen Reich nach Österreich überquert, um die Festspiele in Salzburg zu verfolgen. Um keine Probleme zu bekommen muss er beachten, dass er höchstens 10 Mark mit über die Grenze nehmen darf, da eine Geldsperre ausgehängt wurde. Als ihm in einem Cafè plötzlich das Geld ausgeht, hilft ihm ein gutaussehendes Stubenmädchen aus, in das sich Dr. Georg über beide Ohren verliebt. Wie er sehr bald in Erfahrung bringt, handelt es sich bei dem jungen Fräulein um die Tochter eines Grafen, der als Autor arbeitet. Seine Tochter hat sich lediglich als Stubenmädchen verkleidet, um ihren Vater bei den Recherchen für einen neuen Roman zu helfen....

Das Besondere an "Salzburger Geschichten" ist, dass Erich Kästner nicht nur für die Buchvorlage verantwortlich ist, sondern auch das Drehbuch des Filmes verfasst hat. So bekommt man als Zuschauer ein Werk zu Gesicht, das ganz im Sinne des Autoren ist und als Film wundervoll funktioniert. Natürlich kommt eine solche Verfilmung niemals an die Buchvorlage heran, selbst wenn der Autor selbst für das Drehbuch des Filmes verantwortlich ist, denn es handelt sich hier ganz einfach um ein anderes Medium und somit um zwei ganz unterschiedliche Angelegenheiten. Wer das Buch also kennt und liebt, darf nicht zu viel vom Film erwarten. Aber selbst wenn die Erwartungen sehr hoch angesetzt sind, wird man von diesem Film nicht enttäuscht sein. Die Liebesgeschichte ist sehr einfühlsam erzählt und der Charme der Figuren und von Salzburg runden diese Geschichte perfekt ab.

In den Hauptrollen spielen Marianne Koch und Paul Hubschmid, außerdem spielen zahlreiche tolle Schauspieler wie Liesl Karlstadt, Richard Romanowsky, Peter Mosbacher, Michl Lang, Adrienne Gessner oder Eva Maria Meineke mit. Inszeniert wurde dieser Film von Kurt Hoffmann, der bereits die Kästner-Stoffe "Das fliegende Klassenzimmer" und "Drei Männer im Schnee" verfilmte, aber auch in zahlreichen anderen Filmen sein Gespür für feinsinnige Stoffe unter Beweis stellen konnte.

Unterm Strich kriegt man hier also einen zeitlosen und familientauglichen Film zu sehen, der dazu einlädt, einfach mal knapp 88 Minuten abzuschalten und sich in eine andere Welt entführen zu lassen.

Nachdem dieser Film bereits im Jahr 2006 schon einmal auf DVD veröffentlicht wurde, hat man diesen Klassiker nun noch einmal neu in der "Erich Kästner Filmedition" neu aufgelegt. Für das Titelbild hat man die originale Zeichnung der Buchvorlage verwendet, sowie einige Schriftzüge und ein kleines Foto der Hauptdarsteller.

Auf der Rückseite der Hülle findet man weitere Bilder, sowie eine Inhaltsanagbe und die wichtigsten Infos zum Produkt und zum Hauptfilm. Im Inneren der Hülle wird die DVD-Scheibe aufbewahrt und ein Faltblatt, das für die anderen Kästner-DVDs wirbt. Durch die durchsichtige Hülle kriegt man noch einmal Aufdruck zu sehen, der auch außen zu finden ist. Denn es handelt sich hier um ein Wende-Einlegeblatt, das es ermöglicht, das große FKS-Zeichen von der Titelseite verschwinden zu lassen. Leider wird das dann nicht unsichtbar, sondern erscheint dann durch die durchsichtige Hülle im Inneren der Verpackung.

Die DVD selbst beinhaltet den Hauptfilm in einer hervorragenden Bild- und Tonqualität, ein schönes Menü, sowie eine Kapitelwahl, eine kleine Trailerschau zu anderen Filmen (leider keine der Kästner-Edition) und Film- und Biographien zu Paul Hubschmid, Marianne Koch und Erich Kästner. Untertitel für Hörgeschädigte sucht man leider vergebens.

Abschließend bleibt zu sagen, dass es sich bei "Salzburger Geschichten" um einen wundervollen Kästner-Film handelt, den man einfach einmal gesehen haben muss. Die Geschichte, die Hauptdarsteller und die Schauplätze sind einfach durch und durch ansprechend und schaffen es in Zusammenarbeit eine Geschichte zu erzählen, die etwas für das Gemüt ist. Die DVD-Veröffentlichung ist solide, aber bei weitem nicht perfekt. (sk)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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