Der Kalte Krieg mit all seinen Auswüchsen liegt mittlerweile zwanzig Jahre zurück. Die Welt hat sich seitdem sehr verändert und gerade für die jüngeren Generationen ist dieser Abschnitt der Geschichte kaum noch greifbar. Wer nach 1980 geboren ist, hat zwar als Kind noch die letzte heiße Phase des kalten Krieges miterlebt, doch der Alltag und die politischen Umstände, mit denen man gerade im geteilten Deutschland direkt konfrontiert war, sind für Kinder damals einfach nicht greifbar gewesen. Die Folge davon ist, dass den jungen Generationen diese politische Zeit schon fast so fremd und vergangen vorkommt, wie es auch bei der Zeit des Nationalsozialismus der Fall ist. Um die Freiheit, die man heute genießt, zu schätzen, muss man sich aber immer wieder vor Augen halten, dass das nicht selbstverständlich ist und dass die Situation in Teilen Deutschlands noch vor wenigen Jahren ganz anders aussah.

Mit der Dokumentationsreihe "Damals in der DDR", die in Kooperation zwischen dem MDR, dem WDR und der Firma LOOKS Film im Jahr 2004 entstanden ist, hat man in meinen Augen die perfekte filmische Aufarbeitung der Zeit der Deutschen Demokratischen Republik geleistet. Denn in den zehn Teilen, die jeweils knapp 45 Minuten Spielzeit haben, werden viele Nuancen eingebracht, die den durchschnittlichen Zuschauer mit Sicherheit noch nicht bekannt waren. Man lernt sehr viel über die Zeit von 1949 bis 1989 und bekommt einen sehr tiefgehenden Einblick gestattet, der gerade durch Einzelfälle sehr schön deutlich gemacht wird. Wie in vielen anderen Dokumentationen auch wird zwar erzählt, wie die politischen Entwicklungen waren und was die damalige Bevölkerung geprägt hat, doch das Herzstück dieser Reihe sind ganz klar die Geschichten der Bürger. Es sind zwar nur einzelne Beispiele, doch diese verdeutlichen wunderbar, wie sehr jeder einzelne Deutsche, egal ob aus dem Westen oder dem Osten, vom Kalten Krieg geprägt war. Gänsehaut und Druck auf den Tränendrüsen sind Folgewirkungen, die sich immer wieder einschleichen. Eine tolle Mischung aus Originalaufnahmen, nachgespielten Szenen und Interviewsequenzen lassen an keiner Stelle Langeweile aufkommen. Dabei bleibt der Stil der Dokumentationsreihe aber immer objektiv. Auf unangebrachten Pathos oder Gefühlsduselei hat man hier verzichtet. Alles kommt absolut authentisch herüber und jeder Zuschauer wird sich mit der Zeit und auch mit den Erlebnissen der einzelnen Menschen identifizieren können.
So sehr Udo Lindenberg auch Geschmackssache ist " der Titelsong, der von ihm gesungen wird, passt einfach wie die Faust aufs Auge und vermittelt wunderbar das richtige Feeling. Als weiteres Markenzeichen hat man ein kleines Mädchen mit DDR-Fahnen genommen, das im Vorspann und manchmal zum Schluss noch zu sehen ist und eine wunderbare Metapher auf die vielen Menschen der damaligen Zeit darstellt und die Unschuld und Naivität jener Leute repräsentiert, die zwar die Zeit und ihre Umstände in vollen Umfang miterlebt haben, aber eben auch nur ein Opfer der damaligen Entwicklungen waren.

Nachdem diese Doku-Reihe bereits in den Jahren 2004 und 2005 getrennt auf DVD erschienen ist, hat die Firma Polyband anschließend, im Jahr 2006, eine "Damals in der DDR"-Gesamtbox produziert. Das Ergebnis dieser hochwertigen Veröffentlichung kann sich absolut sehen lassen: Die drei DVDs sind in einem ausklappbaren Digipack untergebracht, das sich in einer dünnen Pappbox befindet. Das Artwork ist sehr hochwertig, sauber und ansprechend gestaltet. Zahlreiche Bilder und Texte stimmen den Zuschauer auf die Thematik ein und sogar die DVDs wurden allesamt mit einem individuellen Aufdruck versehen. Das fehlende Beiheft stört mich diesmal nicht, da man auf der Hülle reichlich Informationen bekommt, so gibt es zum Beispiel für jede einzelne Folge eine kleine Inhaltsbeschreibung. Als Bonusmaterial bekommt man neben einem "Making Of..." auch gelöschte Szenen aus der Dokumentation zu sehen, sowie Outtakes, ein Musikvideo des Titelliedes mit Udo Lindenberg, eine Slideshow und eine Bildergalerie. Das alles wurde in einem sehr ansprechenden Menü eingebettet.

"Damals in der DDR" ist eine wundervolle Dokumentationsreihe, die sehr vorbildlich auf DVD veröffentlicht wurde. Die Entscheidung, neben den eigentlichen Geschehen auch einen ausführlichen Blick auf die Einzelschicksale zu werfen, ist sehr begrüßenswert und wurde auch sehr gut umgesetzt. Wenn man sich für diese Zeit interessiert, macht man mit dieser DVD-Box sicherlich nichts verkehrt. (sk)

Wertung: (9 von 10 Punkten)