Der Fall Liebknecht/Luxemburg

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Datum: 30.05.2009 | VÖ: 24.07.2008 | Herausgeber: Film 101 | Kategorie: Film

In den vergangenen Jahren wurden unzählige Dokumentationen und auch einige Kinofilme über die Zeit des Dritten Reichs gedreht, für dessen Recherchen man verschiedene Zeitzeugen befragt hat. Wenn man das fortgeschrittene Alter dieser Zeitzeugen betrachtet, dürfte jedem klar sein, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis man keine Leute mehr findet, die aus dieser Zeit noch leben und diese auch in einem relevanten Alter miterlebt haben. Wer in einigen Jahren solche Filme oder Dokumentationen drehen möchte, wird sich auf schon vorhandene Mitschnitte oder schriftliche Quellen stützen müssen. Aus diesem Grund ist es gut und wichtig, heute noch auf Überlebenden dieser Zeit zurück zu greifen, um mit ihnen zu sprechen und vielleicht sogar historisch bisher nicht bekannte Dinge zu erfahren, die relevant sind und sonst verloren gegangen wären.
Glücklicherweise hat man dies auch schon in früheren Zeiten gemacht. Ein gutes Beispiel ist das Dokumentarspiel "Der Fall Liebknecht/Luxemburg", welches im Jahr 1969 vom Regisseur Theo Mezger ("Die Fernfahrer") für den SDR (SWR) inszeniert wurde. Dieser Film handelt von einem Thema, das historisch äußerst wichtig ist und maßgeblich die politische Entwicklung in Deutschland mitgeprägt hat. Das Drehbuch verfasste damals der Autor Dieter Ertel, der für dieses Projekt zahlreiche Zeitzeugen befragen konnte. Darunter war auch der Generalstabsoffizier Waldemar Pabst (1880 - 1970), der damals den Befehl zur Erschießung gegeben hat und Ertel durch seine Erzählungen die einmalige Möglichkeit gab, die Geschichte so genau wie noch nie zuvor nachzuzeichnen.

Das Ergebnis ist eine spannende Mischung aus Dokumentation und Kammerspiel, das sichtlich bemüht ist, sich so nah wie möglich an den wahren Begebenheiten zu orientieren. So werden ausschließlich Szenen nachgespielt, die historisch stichfest sind. Ein Off-Sprecher, der durch die zwei Teile des Dokumentarspiels führt, erläutert sämtliche Geschehnisse und versorgt den Zuschauer mit weiteren Informationen. Zusätzlich wird zwischendurch originales Bildmaterial aus der relevanten Zeit eingeblendet, um den Zuschauer die Geschehnisse besser zu veranschaulichen. Hinzu kommen diverse Einspielungen eines Moderators, der zum Beispiel an einer Landkarte die Örtlichkeiten der Geschehnisse deutlich macht. Während der erste Teil des Dokumentarspiels von der Vorgeschichte und dem Mord erzählt, geht es in Teil zwei ausschließlich um die Gerichtsverhandlung.
Die schauspielerischen Leistungen der Akteure sind allesamt lobenswert und authentisch. Der Zuschauer kann sich wunderbar in die damalige Zeit hinein versetzen und bekommt durch diese vorbildliche filmische Aufarbeitung des Themas einen bisher visuell nicht dagewesenen Einblick in die damaligen Geschehnisse. Vor der Kamera sind unter anderem Edith Heerdegen, Gert Westphal, Gerd Baltus oder Harald Dietl zu sehen.

Die Firma "Film 101", die schon zahlreiche andere Literaturverfilmungen und sonstige Filmklassiker auf DVD heraus gebracht hat, nahm sich auch diesem Stoff an und hat den TV-Zweiteiler erstmals auf DVD veröffentlicht. Wie man es aber nicht anders erwarten konnte, fällt das Produkt etwas karg aus. Pluspunkte gibt es nur wenige, so ist zumindest das Artwork sehr sauber strukturiert und auf der Rückseite der Hülle gibt es die nötigsten Informationen zu diesem Fernsehspiel. Ein Beiheft sucht man vergebens, dafür kann man auf der Innenseite der Hülle durch das durchsichtige Case hindurch Texte finden, die auf andere Literaturverfilmungen aus dem Hause "Film 101" aufmerksam machen. Die DVD selbst beinhaltet neben den zwei Filmen eine kleine Werberubrik mit Trailern des Labels. Wenn man die zwei Filme abspielen möchte, bekommt man bei jedem Teil zusätzlich noch eine original Fernsehansage aus den späten 80er Jahren zu sehen, die noch einmal auf die Hintergründe der Filme eingeht. Das ist in jedem Falle ein interessanter Zusatz, den man jedoch leider nicht ausblenden kann, da dieser fest mit den Filmen auf der DVD verknüpft wurde. Eine Auswahl, ob man den Film mit oder ohne Ansage sehen möchte, wäre hier angebracht gewesen. Die Filme sind zwar in Kapitel unterteilt, jedoch verfügt die DVD nicht über eine Kapitel-Rubrik oder Kapitel-Übersicht, sodass man lediglich mit der Skip-Taste die Kapitel weiterklicken kann. Wäre der Aspekt, den ich gleich noch ansprechen werde, nicht vorhanden, würde es sich um eine DVD-Veröffentlichung handeln, die man trotz der mageren Ausstattung noch als akzeptabel betiteln könnte. Jedoch bricht die Bildqualität der DVD endgültig das Genick. Während der Ton für einen Film, der bereits vierzig Jahre hinter sich gebracht hat, absolut in Ordnung ist, weist das Bild sehr große Mängel auf. Diese stammen aber sichtlich nicht vom Ausgangsmaterial, sondern haben sich wohl bei der Erstellung der DVD eingeschlichen. Denn das Bild ist an und für sich absolut in Ordnung. Es ist sauber und hat wenige Kratzer oder Aussetzer. Dafür haben sich unzählige, zum Teil sehr penetrante, digitale Fehler eingeschlichen, die zum Teil fast eine viertel Stunde lang ununterbrochen zu sehen sind. Es handelt sich dabei hauptsächlich um analoge Dropouts, die waagrecht am Rand des Bildes oder über das gesamte Bild hinweg zu sehen sind und fröhlich vor sich hin flimmern. Das ist natürlich etwas, was bei einer fertigen DVD nicht vorkommen sollte. Schließlich geben die Kunden hier eine Menge Geld für die Produkte aus und haben auch ein Recht darauf, ordentliches Material zu bekommen.

Diese schwerwiegenden Mängel zwingen mich dazu, bei der Gesamtwertung noch einmal einige Punkte abzuziehen. Jeder, der sich diese DVD zulegen möchte, sollte vorher auf diese Fehler aufmerksam gemacht werden. Hier hat man die Chance ausgelassen, eine hochwertige Fernsehproduktion würdevoll einer breiten Masse zugänglich zu machen. Was der Kunde hier dagegen geboten bekommt, verdient nicht einmal die Bezeichnung halbherzig. Was bleibt, ist die Hoffnung darauf, dass sich Qualität in Zukunft durchsetzt. Ein Umdenken bei den Produktionsfirmen wäre in dieser Hinsicht absolut wünschenswert. (sk)

Wertung: 2 von 10 Punkten (2 von 10 Punkten)

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