"Die Verurteilten" war im Kino kein großer kommerzieller Erfolg. Trotz einiger Oscar-Nominierungen - auch als bester Film - schaffte es der Streifen nicht, sich gegen die starke Konkurrenz des Jahres 1994 durchzusetzen. Zudem hatte "Die Verurteilten" das Problem, mit Tim Robbins und Morgan Freeman zwei zu dieser Zeit kaum beachtete Darsteller in den Hauptrollen zu zeigen.

Erst mit der Veröffentlichung auf Video und später DVD wurde der Film einem größeren Publikum bekannt - auf sehr ungewöhnliche Weise. Kritiker, die vorher nicht mal von ihm gehört hatten, wurden auf ihn aufmerksam, und auch beim "gewöhnlichen" Publikum schien "Die Verurteilten" deutlichen Eindruck hinterlassen zu haben, bewegt sich der Film heute doch an der Spitze der "besten Filme aller Zeiten" in der Internet Movie Database (imdb.com).

Die Geschichte selbst basiert auf der Novelle "Pin Up" von Stephen King und vereint Elemente, die man mit dem sonst eher als Schöpfer schlafraubender Horrorliteratur bekannten Schriftsteller auf Anhieb nicht unbedingt in Verbindung bringen würde. Banker Andy Dufresne (Tim Robbins) wird in einem Indizienprozess für den Mord an seiner Frau und deren Liebhaber schuldig gesprochen und ins Gefängnis von Shawshank, Maine, eingeliefert. Dort wird ihm das Leben zunächst zur Hölle gemacht, doch trotz der harten Bedingungen versucht Dufresne nicht, seine Unschuld zu beweisen, sondern sich mit seinem neuen Leben abzufinden. Irgendwann lernt er seinen Mitgefangenen Red (Morgan Freeman) kennen, der als "Organisator" bekannt ist und für den richtigen Preis alles Mögliche ins Gefängnis schmuggeln kann.

Dufresne versucht sich an einer ähnlichen Strategie und wird nach und nach durch seine Finanzkenntnisse immer beliebter. Er erledigt die Steuererklärungen der Wächter, hilft Gefangenen bei ihren Schulabschlüssen und organisiert die Schmiergeldkasse des fiesen Gefängnisdirektors. Das geht auch einige Zeit gut, bis eines Tages der neue Häftling Tommy (Gil Bellows) nach Shawshank kommt und Andy mitteilt, dass er wirklich unschuldig ist und man dies auch beweisen kann. Kurzerhand lässt der Direktor Tommy ermorden, doch Andy hat genug gehört und werkelt schon an einem neuen Plan ...

"Die Verurteilten" ist kein großer Actionreißer und auch insgesamt zeigt sich die Handlung eher ruhig und gemächlich. Was den Film so überzeugend macht, ist die hervorragende Charakterzeichnung der Figuren sowie die sehr glaubwürdige Darstellung durch Tim Robbins und Morgan Freeman. Der Film schafft es, den Zuschauer durch authentische Emotionen und Eindrücke zu berühren und erfreut sich wohl auch deshalb weltweiter beliebtheit.

Viele Jahre gab es in Deutschland nur qualitativ eher minderwertige DVDs des Streifens, bis es EuroVideo Ende 2007 endlich schaffte, eine remasterte Neuauflage in den Handel zu bringen. Die nun erschienene Blu-ray basiert auf dem gleichen HD-Transfer wie die DVD-Ausgabe, kann aber dessen Vorzüge natürlich noch mal deutlich mehr ausreizen. Das Bild ist - mit Ausnahme einiger kleinerer Kratzer - sehr sauber und klar. Die Detailschärfe könnte gelegentlich besser sein, alles in allem weiß die Schärfe des Transfers aber zu gefallen und bewegt sich durchwegs auf einem guten Level. Die Farben wirken natürlich, allerdings ist das Bild gelegentlich etwas zu dunkel. Kompressionsbedingte Probleme lassen sich nicht erkennen.

Tontechnisch darf man auch im HD-Format keine Wunder erwarten. Der Film ist - wie bereits erwähnt - sehr ruhig ... und das schlägt sich im Sound nieder. Beide Tonspuren liegen in DTS HD 5.1 Master Audio vor, weisen aber einige signifikante Unterschiede auf. Während die englische Tonspur zumindest durch Umgebungsgeräusche und Hintergrundmusik noch eine ganz nette räumliche Atmosphäre schafft, merkt man der deutschen Fassung an, dass es sich bei ihr anscheinend um den gleichen Stereo-Upmix handelt, der auch schon für die DVD zum Einsatz kam. Zwar ist die Dialogverständlichkeit über weite Strecken in Ordnung, doch klingt der deutsche Ton immer etwas blechern und im Vergleich zur breiteren, voluminöseren Originalfassung relativ eingeengt.

Das Bonusmaterial entspricht dem der bisherigen Doppel-DVD. Regisseur Frank Darabont liefert einen interessanten Audiokommentar ab, bei dem man die Leidenschaft des Filmemachers spürt und der auf intelligente Weise viele wissenswerte Hintergrundinformationen zum Dreh liefert. Wahlweise kann man hier deutsche Untertitel zuschalten. Des Weiteren bekommt der Zuschauer ein knapp 25-minütiges Interview aus der "Charlie Rose Show" geboten, bei der Darabont, Robbins und Freeman anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Films zu Gast waren. Leider hat man von dem qualitativ hochwertigen Bonusmaterial der amerikanischen Fassung sonst nichts mehr lizenzieren können. So finden sich auf der deutschen Blu-ray nur noch ein deutsches Promo-Making-Of ohne Informationsgehalt sowie langweilige Bildergalerien.

Weder die für die US-DVD entstandene Dokumentation "Hope Springs Eternal: A Look Back at The Shawshank Redemption" noch das BBC-Feature "Shawshank: The Redeeming Feature" bekommt man zu sehen. Das ist sehr schade, da beide zusammen eine Laufzeit von immerhin 70 Minuten haben und deutlich interessanter gewesen wären als das deutsche Werbe-Making-Of. Auch die Kurzfilm-Parodie "The Sharktank Redemption" mit Morgan Freemans Sohn Alonso sucht man vergeblich. Schade! Hier wäre deutlich mehr drin gewesen.

Fazit: "Die Verurteilten" ist ein hervorragender Film, der von seiner stimmigen Atmosphäre und der tiefgründigen Charakterzeichnung lebt. Nun liegt er erstmals auch auf Deutsch in HD vor und die Blu-ray leistet über weite Strecken ordentliche Arbeit, insbesondere in Bezug auf das Bild. Der deutsche Ton ist hingegen leider keine wirkliche Offenbarung und auch das Bonusmaterial musste im Vergleich zu ausländischen Veröffentlichungen extrem aspecken. Schade! Wer den Film in HD besitzen möchte, kann natürlich zugreifen, eine wirkliche Ausgabe für Filmliebhaber liegt hier allerdings nicht vor. (jr)

Wertung: (7 von 10 Punkten)