Independent Days Vol. 1

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Datum: 24.01.2009 | VÖ: 17.05.2004 | Herausgeber: Bohemia Filmkunst | Kategorie: Film

Auf der vorliegenden DVD befinden sich zehn Kurzfilme vom Low Budget-Filmfest. Die hier dargebotenen Filme variieren sowohl in ihrer Laufzeit als auch in ihrer Qualität recht stark " wobei zum Thema Qualität gesagt werden muss, dass diese durchweg auf mindestens ordentlichem Niveau ist.

Ohne große Umschweife möchte ich direkt zu den einzelnen Filmen kommen:

Das Leben des C. Brunner: Ein sehr witziges Filmchen, das von der Situationskomik lebt: Ein Bewerber muss sich dem möglichen neuen Chef vorstellen, dieser sitzt aber auf dem Klo. Anstatt das Gespräch zu verschieben oder einige Minuten zu warten, möchte der Chef das Gespräch unbedingt beginnen. Der Bewerber steht also vor der geschlossenen Tür, hinter der sein Zuhörer gerade sein großes Geschäft erledigt und meist merkwürdige Fragen stellt ("Sind sie schon einmal vergewaltigt worden?") Gleich zu Beginn kann man hier von einem Highlight der DVD sprechen!

Lotto Normal: Ein Autofahrer ist auf Grund eines Anrufs auf seinem Handy unaufmerksam und überfährt am Waldesrand ein Mädchen. Panisch möchte er sie im Wald vergraben und entdeckt dabei einen vollständig richtig ausgefüllten Lottoschein in ihrer Hand. Zweifel und Vorwürfe plagen ihn, andererseits möchte er seine aufdringliche Frau und die Kinder mit dem vielen Geld glücklich machen. Am Ende kommt alles anders, die letzten zwei Minuten schrauben das Tempo des Kurzfilms gewaltig nach oben. Auch hier fühle ich mich gut unterhalten und von der Atmosphäre überzeugt!

Psychosis: Eine Art Kurz-Horrorfilm im Stile moderner Filme dieses Genres wird dem Zuseher hier geboten. Ein von Visionen geplagter junger Mann scheint von einem Ereignis traumatisiert, findet sich im alltäglichen Leben nicht mehr zurecht und befindet sich bereits in der Psychiatrie. Dabei durchlebt er aber immer wieder die für ihn traumatisierenden Szenen. Technisch ganz gut umgesetzt, ist der Film aber leider etwas zu kurz in meinen Augen. Er ist zwar sehenswert, allerdings würde ich ihn mir im Gegensatz zu anderen Beispielen auf dieser DVD nicht noch ein zweites Mal ansehen wollen.

Familie Krassnick: Dieser Film gehört auch eindeutig zu den Höhepunkten dieser Sammlung. Die technisch interessante Umsetzung (die Personen werden in Form von starren Schaufensterpuppen dargestellt) und der herrlich schwarze Humor passen sehr gut zueinander. Inhaltlich geht es um eine Familie, die ihren zehnjährigen Sohn zur Adoption freigeben möchte, um sich einen neuen, jüngeren Jungen in die Familie zu holen. Die entsprechenden Dialoge sind herrlich skurril.

Absturzstelle ist eine Geschichte über die erste Liebe, die direkt mit Hindernissen verbunden ist. Zwei Jungs lassen am Strand einen Drachen steigen, dieser stürzt unmittelbar bei zwei Mädchen ab, so dass ein erster Kontakt entsteht. Zunächst ist noch nicht klar, dass das interessante Mädel blind ist, das wird dem Jungen erst im späteren Verlauf des Nachmittags klar. Die Bilder und die technische Umsetzung sind ordentlich, es ist auch inhaltlich durchaus Potential vorhanden. Allerdings haut mich die Geschichte nicht vom Hocker, da zu wenig auf die einzelnen Personen eingegangen wird.

Zwofünf: Zwofünf ist von der technischen Umsetzung her neben "Familie Krassnick" wohl der innovativste Film dieser Sammlung, da es sich hier um einen Animationsfilm im Zeichentrickstil handelt. Inhaltlich ist der Film im Krimi-Genre anzusiedeln, alles beginnt ganz gemütlich in einem Café, bis ein Anruf die gesamte Szenerie verändert. Spannend, optisch ansprechend und mit guten Sprechern versehen ist dieser Kurzfilm ein weiterer Höhepunkt!

Sex Sells: Dieser Film lebt von seiner Situationskomik. In einem Bordellzimmer wittern die Prostituierte und zwei Filmemacher das große Geschäft, indem sie die Geschehnisse im Zimmer heimlich mitfilmen und vermarkten möchten. Der Kunde ist allerdings alles andere als liebestoll und erzählt zwischen den kurzen Techtelmechteln viel lieber von seiner Karriere als Staubsaugervertreter, als dass er den Filmemachern brisante Aufnahmen liefern würde. Immer wieder schweift er in Fachsimpeleien ab. Entsprechend genervt aber immer wieder hoffnungsvoll fallen die Kommentare der beiden Pornoproduzenten aus. Ein sehr lustiger und sehenswerter Film!

Blackford Stories: Hier sehen wir einen in Schwarz-Weiss gehaltenen Stummfilm, der auf Grund seiner nostalgischen Machart punkten kann. Die wenigen Dialoge werden im Stile alter Produktionen eingeblendet, das Bild ist verwaschen und zittrig. Atmosphärisch kann der Film so voll punkten, inhaltlich geht es um eine Schwesternschaft, die vor vielen Jahren ein Ritual vollzogen hat, welches den Empfänger mit einem Fluch belegt " seichte Kost, die aber wie schon beschrieben von der technischen Seite her interessant ist und durchaus überzeugen kann!

Citizen Subway: Hier ist wohl der schwächste Film der DVD. Schnelle Schnitte einer U-Bahn-Fahrt und Science Fiction-Elemente reichen nicht aus, um mich zu überzeugen. Der Film ist einfach zu kurz und erklärt die Handlung zu wenig, man sieht eine in der U-Bahn sitzende Frau, die einem auf den Bahnsteigen bedrohten Mann helfen möchte. Zum Ende des Films hin wird dann durch Spezialeffekte ein Hauch Science-Fiction mit einbezogen. Schade, hier wäre sicherlich mehr drin gewesen!

Insgesamt sind die "Independent Days Vol.01" für Liebhaber von Kurzfilmen durchaus empfehlenswert. Mir machen die kurzen Geschichten immer wieder Spaß, wenn sie wie hier durchweg ordentlich bis gut umgesetzt sind. Solche Kurzfilme können einen bleibenden Eindruck hinterlassen, der großen Produktionen in nichts nach steht oder deren Wirkungskraft sogar noch weit übertrifft. Einige dieser Kurzfilme mit bleibendem Eindruck befinden sich auch auf dieser DVD, weshalb sich ein Kauf durchaus lohnt! (bf)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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