Schleuderprogramm - Nach dem Roman von Hera Lind

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Datum: 23.02.2013 | VÖ: 24.09.2012 | Herausgeber: Studio Hamburg | Kategorie: Film

"Schleuderprogramm" " der Titel, der sich im ersten Moment ziemlich humorvoll und beschwingt anhört, entpuppt sich doch rein inhaltlich schnell als schwere Kost mit dramatischen Zügen. Der nach den Motiven von Hera Linds Roman entstandene Film, ist sehr bewegend und legt sich wie ein großer Stein auf die eigene Seele. Daher ist dieser Stoff wohl Geschmackssache. Er ist ziemlich ernst und versucht ab und zu ein Augenzwinkern einzubauen und dennoch wird man schnell wieder in die Realität zurückgeholt. Kein Film für verregnete Nachmittage, denn auch wenn es kein schlechtes Ende gibt, kann man trotzdem nicht gerade von einem Happy End sprechen. "Schleuderprogramm" ist so turbulent, wie das Leben auch. Das wollte Hera Lind zeigen und das ist ihr damit gelungen.

Die Hauptrolle dieser Produktion spielt Annette Frier. Mit Ausdrucksstärke und Souveränität beweist sie, dass ihr auch ernste Rollen durchaus liegen. Dennoch bleibt kaum Platz, sich selbst zu verwirklichen. Kein Platz für freche Sprüche und Humor. Ihre Figur Ella Herbst ist steif und schwebt, getragen von ihrem grandiosen Erfolg als Operndiva, zwischen den Sphären. Sie verkennt so oft die Realität. Bis sich auf einen Schlag alles ändert und sie mit ihrer Karriere vor dem Aus steht. Nun bleibt ihr noch eine Hoffnung " sie nimmt ein Engagement in der JVA an, wo sie einen Gefängnischor leiten soll. Sie hat nichts mehr zu verlieren, denn sie musste ihr schönes Apartment aufgeben und wieder in ihr altes Kinderzimmer zurückziehen. Ihr Vater ist geistig verwirrt und braucht ihre ganze Zuneigung, denn nach dem Tod seiner Betreuerin, will er auch nicht in ein Pflegeheim ziehen. Das alles zerrt an den Nerven und Ella stellt sich tapfer ihrer neuen Aufgabe. Die Gefangenen treten ihr anfangs etwas frech, später aber mit Respekt entgegen. Dabei verliebt sich Ella in den Italiener Angelo, der mit seinen Freunden aber ganz andere Ziele verfolgt, als nur Opern zu singen. Plötzlich wendet sich das Blatt und Ella steht wieder vor einer schweren Entscheidung…

Nicht nur Annette Frier, auch Peter Franke, der im Film ihren Vater spielt, bereichert diese Verfilmung um einiges. Sie erscheinen im Zusammenspiel sehr authentisch und liebevoll " so, wie es auch sein sollte. Dennoch sind die anderen Schauspieler nicht schlechter zu bewerten. Sie spielen ohne Umschweife " Gedanken werden auf den Punkt ausgesprochen und man redet nicht um den heißen Brei. Damit entstehen die besagten, oft negativen Emotionen. Leider nur wenige Positive. Kaum nachvollziehbar ist aber die plötzliche Wandlung von Ella Herbst zum guten Menschen. Verzweiflung = Reue? Das wäre zu einfach. Es ist ein Film, der es wert ist gesehen zu werden. Dennoch ist schwer zu sagen, ob er auch beim zweiten Mal noch diese Wirkung hat und ob man sich gefühlsmäßig noch einmal darauf einlassen möchte.

Die DVD erscheint schlicht und dennoch vermittelt sie durch ihre Gestaltung ein anderes Image, als sie hat. Das Pink auf dem Cover zeugt von einer "rosaroten Welt", doch hier ist es alles andere als rosarot. Vielleicht könnte man deshalb denken, dass es sich um eine Komödie handelt. Daher darf man sich hiervon nicht beirren lassen. Die Gestaltung des Hauptmenüs ist gut und übersichtlich gelungen. Ein Ausschnitt des Filmes mit der Musik aus der Oper "Nabucco" kürt diesen Anfang. Auch an Zusatzmaterial mangelt es nicht. Es wurden einige Interviews zum Film und der Filmmusik eingebaut. Diese dauern zwar alle nur wenige Minuten, bieten aber interessante Hintergrundinfos und geben der DVD einen gewissen Mehrwert. Leider wurden manche Stellen im Film, die unter freiem Himmel gedreht wurden, schlecht synchronisiert. Genauso wie beinahe alle Gesangseinlagen. Das wirkt alles andere als berührend und authentisch. Insgesamt ist die Produktion damit als überdurchschnittlich einzustufen. Die Extras werten den Gesamteindruck etwas auf. Eine Produktion muss zwar nicht immer Mainstream sein, das wäre auf Dauer auch langweilig, dennoch hätte etwas Humor und Leichtigkeit dem Film sicher nicht geschadet. (sl)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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