Sechs Jahre nachdem einer der beliebtesten Teile der "Resident Evil"-Reihe erschienen war, frischte Hersteller Capcom Nummer 4 nochmal auf und veröffentlichte 2011 die HD-Version des Survival Horror-Musterschülers.
Formell ist alles so geblieben wir schon 2005: Schönlingsagent Leon muss die entführte Tochter des amerikanischen Präsidenten aus einer mehr als nur zwielichtigen spanischen Provinz retten. Kaum vor Ort angekommen, wird Leon sehr schnell klar, dass er es nicht einfach nur mit kauzigen Landmenschen, sondern mit den gedankenkontrollierten Marionetten des Lord Suttler zu tun hat. Fanatisch wie Zombies, jedoch besser organisiert und in der Lage, Waffen zu benutzen und auch mal zu rennen, stellen sich die Dorfbewohner Leon entgegen.
Im Laufe des Spiels hat man zusätzlich noch mit riesigen Seemonstern, mannsgroßen Insekten, riesigen Trollen und anderen Ungetümen zu tun.
Seiner Haut erwehrt man sich mit ganz klassischen Schusswaffen. Leon startet mit einer Standard-Pistole, kann sich bei den im Spiel verteilten reisenden Händlern aber jederzeit Schrotflinte, Maschinenpistole, halbautomatisches Gewehr oder Raktenwerfer kaufen. So nett manche Waffe den Gegnern den Garaus macht, so schmal ist sie meist aber auch an Munition versorgt. Die "Resident Evil"-Reihe steht schließlich für die hohe Kunst des Überlebenskampfes und dazu gehört es, dass man eben nicht wie Rambo die Gegner niedermäht, sondern sich über jedes Päckchen Munition freut und über jeden verfehlten Schuss ärgert.

Hat man nach den ersten Stunden im Spiel die entführte Junge Dame namens Ashley gefunden, muss man sich gleich um zwei Spielfiguren kümmern. Ashley klemmt fest an Leons Fersen und bleibt nur auf Geheiß des Spielers an einer bestimmten Stelle stehen und wartet dort. Tut man dies, muss man sich aber sehr sicher sein, dass das Mädchen dort auch sicher ist, denn wird sich von einem der Gegner getötet oder verschleppt, hat das denselben Effekt wie Leons Ableben.
So muss man als Duo noch vorsichtiger vorgehen und sich die Heilmittel noch besser einteilen, weil sie dann für zwei reichen müssen.

Wie schon erwähnt sind Prinzip und Mechanik unverändert geblieben. Die Aufarbeitung fand rein optisch statt und man muss hier auch die Kritik ansetzen. Eine krasse Überarbeitung fand nämlich nicht statt. Natürlich sehen die Grafiken der Charaktere klarer aus, aber eine umfassende Überarbeitung wäre etwas anderes. Wirklich neu und frischer sieht es nicht aus, nur technisch besser dargestellt. Vor allem enttäuscht aber, dass der HD-Version kein spannendes Spiel mit Licht, Schatten und Perspektive gegönnt wurde. Grade das hätte diesen modernen Klassikern nochmal weit nach vorne katapultieren können.
Ist man ganz ehrlich liegt der Mehrwert bei der HD-Version in der etwas besseren Auflösung und den schöneren, genaueren Controllern, die man an den aktuellen Konsolen hat - doch diese sind nicht Capcoms Leitung, sondern die von Sony bzw. Microsoft.

Hand aufs Herz: die RE4 HD ist was für Nostalgiker, die keine Möglichkeit mehr haben, das Original zu spielen. Das Spiel als solches ist genauso gut und spannend und aufregend wie 2005 schon, doch die Neuauflage bietet ihren Mehrwert in der Verfügbarkeit auf X-Box 360 und PS3, nicht aber in einer dank HD verbesserten Atmosphäre. Hier sollte man sich keine Illusionen machen, sondern das Spiel als modernen Klassiker ansehen und sich eben genau einen solchen Gönnen.

Man beachte: das Spiel ist nicht auf Datenträger erhältlich, sondern kann nur über X-Box Live Arcade oder das PlayStation Network geladen werden. (mp)

Wertung: (7 von 10 Punkten)