Das Todesspiel

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Datum: 05.11.2012 | VÖ: 18.05.2012 | Herausgeber: Universum | Kategorie: Dokumentation

Die französische Dokumentation "Das Todesspiel" beschäftigt sich mit den Abgründen der Unterhaltungsindustrie, genauer gesagt des Fernsehens, des Leitmediums der heutigen Zeit. Zu Beginn gibt es einen Überblick über grenzwertige Formate aus aller Welt. In der MTV-Show "Jackass" standen teils hochgefährliche Stunts im Mittelpunkt, in einer japanischen Sendung werden die Kandidaten in heißes Wasser geworfen, und in England wurde gar bereits russisches Roulette vor der Kamera gespielt - allerdings mit zeitverzögerter Übertragung, falls der Proband seine Wette, die Position der Kugel voraussagen zu können, doch verlieren sollte. Nach dieser kurzen Einleitung geht die Dokumentation dann zu ihrem eigentlichen Kern über: Einer inszenierten Fernsehshow, die sich am bekannten Milgram-Experiment orientiert. Darin sollten die Teilnehmer einer anderen Person Stromschläge erteilen, sofern diese Fragen zu verschiedenen Wortpaaren nicht richtig beantworteten. Dabei stieg die Intensität an, was an den Schmerzenslauten des Probanden zu hören war. Falls den Teilnehmern Zweifel kamen, wurden sie von der Versuchsleitung mit Standardsätzen zum Weitermachen aufgefordert.

Dieses Konzept wurde für "Das Todesspiel" übernommen und in den Rahmen einer Unterhaltungssendung versetzt. Bei dem Kandidaten, der angeblich Stromschläge erhielt, handelte es sich um einen Schauspieler, was den anderen Teilnehmern jedoch nicht bewusst war. Als Preisgeld wurden in der Show "Die Extremzone" eine Million Euro ausgelobt, 100.000 Euro für den Fragenden und 900.000 für den Fragesteller, bei einem vorzeitigen Abbruch würden beide leer ausgehen. Auch das Publikum wurde nicht eingeweiht, da die Beobachtung von dessen Reaktionen mit zum Experiment gehörte. Im Lauf der Show wurden die Schmerzenslaute des Kandidaten immer deutlicher, er machte deutlich dass es ihm wirklich weh tue und er gerne abbrechen wolle, bei den stärkeren Stößen flehte er förmlich darum aufhören zu dürfen. Viele der Fragesteller gerieten ins Zweifeln, der Großteil ließ sich aber dennoch von der Moderatorin vom Weitermachen überzeugen. Insgesamt 64 von 80 Probanden waren am Ende bereit, dem Kandidaten einen lebensbedrohlichen Stromschlag zu verpassen und spielten auch weiter, als der Schauspieler eine Ohnmacht simulierte und keine Reaktion mehr zeigte. Von den übrigen 16 Teilnehmern stiegen neun bereits bei den ersten Schmerzenslauten aus, sieben weitere im weiteren Verlauf des Spiels.

"Das Todesspiel" zeigt Ausschnitte aus der fingierten Fernsehshow, bietet einen Blick hinter die Kulissen und geht auf die Auswertung des Experiments ein. Es wird versucht zu erklären, wie die Probanden dazu bewegt wurden, ihre Zweifel - teils moralisch, teils auf Mitgefühl begründet - zu überwinden. Manche Teilnehmer versuchten etwa zu schummeln, indem sie die richtigen Antworten besonders betonten. Andere gaben in den nachfolgenden Gesprächen an, nicht wirklich an die Realität der Situation geglaubt zu haben. Dennoch sind die Ergebnisse beängstigend, und das macht "Das Todesspiel" deutlich. Manchmal vielleicht eine Spur zu reißerisch, wirkt die Dokumentation insgesamt fundiert und interessant.

Schade ist allerdings, dass außer Trailern keine Extras vorhanden sind, denn wie sich im Internet recherchieren lässt, gab es begleitend zur Sendung in Frankreich diverse Debatten, die sich gut als Hintergrundinformationen hätten präsentieren lassen. Wer Interesse an einer fernsehkritischen Dokumentation und der Thematik von "Das Todesspiel" hat, kann dennoch beherzt zugreifen. Sowohl die Bild- und Tonqualität als auch der Inhalt überzeugen. (ck)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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