Alltag unterm Hakenkreuz 4 - Mit der Kamera an der Ostfront

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Datum: 06.08.2012 | VÖ: 10.05.2012 | Herausgeber: SchröderMedia | Kategorie: Dokumentation

Die vom Sender n-tv produzierte History-Reihe "Alltag unterm Hakenkreuz" umfasst insgesamt zehn Folgen, die jetzt in einer DVD-Edition der Firma Schröder Media erschienen sind. Der vierte Teil dieser Edition umfasst die jeweils 40minütigen Folgen 7-9: "Mit der Kamera an der Ostfront", die auf dem gleichnamigen Dreiteiler von Polarfilm basieren. Da man dieses Konzept hier unter dem gleichen Titel recycelt hat, ergibt sich für den Kenner der Polarfilm-Dokumentationen immerhin die reizvolle Möglichkeit, zwischen beiden Editionen zu vergleichen.

Wie bei den anderen Folgen von "Alltag unterm Hakenkreuz" liegt auch hier die Moderation bei dem Schauspieler Friedrich von Thun, der aber meist nur als eine Art Stichwortgeber auftritt. Inhaltlich kommentiert und vertieft werden die Aufnahmen durch den Historiker Prof. Sönke Neitzel. Die drei Folgen zeichnen die Kriegserlebnisse des Leipziger Hobbyfilmers Götz Hirt-Reger nach, der seit 1943 zudem als Frontkameramann für die Wochenschau gedreht hat. Im ersten Teil erleben wir die Arbeitsdienst-Tätigkeit von Hirt-Reger, die er 1940 als 20jähriger im polnischen Swiebodzice ableistete. Geboten werden hervorragende Farbaufnahmen u.a. vom kriegszerstörten Warschau und jüdischen Zwangsarbeitern. Diese Bilder, die " wie auch das restlichen Filmmaterial " aus der Polarfilm-Reihe einschlägig bekannt sind, wirken hier aufgrund der Vignettierung (oben und unten zwecks Breitwand beschnittenes Bild) weniger eindrucksvoll. Weiterhin zu sehen sind Aufnahmen seiner Wehrmachtausbildung in der Schlieffen-Kaserne bei Stansdorf, Manöverbilder vom Truppenübungsplatz Putlos in Schleswig-Holstein und Ohrdruf bei Arnstadt. Als Funker der 22. Panzerdivision nahm Hirt-Reger dann am Angriffskrieg gegen die Sowjetunion teil, wo er Ende 1941 durch eine selbstzugefügte Verletzung ausfiel. Folge 8 setzt Anfang 1943 ein, als Hirt-Reger als Frontberichter für die Wochenschau arbeitete (erstmals aus dem Kampfgebiet der Heeresgruppe Mitte bei Orjol). Im Gegensatz zur Folge 7 sind in 8 und 9 nur noch Schwarz-Weiß-Aufnahmen zu sehen. Sehr interessant an Folge 8 ist die Tatsache, dass auf die deutsche Wochenschauen eingegangen wird und die Entstehung der Frontaufnahmen. Hier hätte man sich eine vertiefte Auseinandersetzung gewünscht. Es wird behauptet, viele der Aufnahmen seien "getürkt" gewesen, aber gleichzeitig, sie wären an der Front entstanden und viele der Kameramänner dabei gefallen. Was stimmt nun also? Weiterhin gezeigt werden die Vorbereitungen zur Panzerschlacht bei Kursk ("Unternehmen Zitadelle") und die Evakuierung des Kubanbrückenkopfes im Oktober 1943. Folge 9 schließlich zeigt die letzten Kriegsaufnahmen von Götz Hirt-Reger aus Rumänien, Ungarn und Siebenbürgen (u.a. Division "Großdeutschland). Am Schluss steht die bereits mehrfach wiederholte Behauptung, Hirt-Regers Aufnahmen gehörten zu den wichtigsten Filmdokumenten des Krieges. Das ist aber wohl stark übertrieben, wenn man an andere Filmnachlässe und auch die Original-Wochenschauen denkt.

Beim direkten Vergleich mit dem Polarfilm-Dreiteiler "Mit der Kamera an der Ostfront" schneidet die n-tv-Produktion eher bescheiden ab. Vieles, was in der Polarfilm-Produktion ausführlich zur Geltung kam, wird hier nur am Rande angeschnitten. Ein dickes Plus sind die O-Töne Götz Hirt-Regers, die gelegentlich mit eingebaut wurden, obwohl kein Bildmaterial dazu verfügbar war. Nicht immer besonders gut vorgetragen, aber inhaltlich spannend sind die Anmerkungen Prof. Neitzels zur Psychologie der Wehrmachtsoldaten und über die sich allmählich ändernde Stimmung in der Truppe. Dabei werden sehr elementare Fragen angerissen, die in den meisten Dokumentationen unter den Tisch fallen, weil hier nur von "Verblendung / Verführung" und "Rassenwahn" die Rede ist bzw. sein darf. Etwas nervend sind die ständigen Wiederholungen innerhalb der Folgen 7-9, die einen Dreiteiler innerhalb der Reihe darstellen. Dass der Name "Götz Hirt-Reger" jedes Mal überbetont wird, als ob er zum ersten Mal genannt würde, ist bei einer TV-Ausstrahlung vielleicht noch verzeihlich, weil auf neuhinzugekommene Zuschauer Rücksicht genommen werden soll " auf der DVD-Ausgabe ist es deplaziert!
Insgesamt ist diese Ausgabe von "Alltag unterm Hakenkreuz" eine gute Ergänzung für diejenigen, denen der Hirt-Reger-Dreiteiler von Polarfilm gefallen hat. In den Polarfilm-DVDs kommen die Filme selbst, aber auch die Person Hirt-Reger besser zur Geltung. Extras enthält die DVD keine, dafür liegt ein ansprechend gestaltetes Booklet bei. (df)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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