Wolfsburg

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Datum: 22.06.2008 | VÖ: 15.05.2008 | Herausgeber: epix | Kategorie: Film

"Wolfsburg" erzählt in knapp 87 Minuten von menschlichem Versagen, Selbstjustiz, Schuldgefühlen und Trauer. Philipp Wagner, gespielt von Benno Fürmann, wird auf der Landstraße von durch ein emotionales Telefonat abgelenkt und überfährt auf Grund dessen einen Jungen, der mit dem Fahrrad auf der Straße unterwegs ist. Er begeht Fahrerflucht, versucht immer wieder seiner (noch-) Freundin davon zu erzählen, fährt die Unfallstelle immer wieder ab und bekommt heraus, dass der Junge den Unfall überlebt hat. Wagner plagen die Schuldgefühle erst Recht, als der Junge dann doch überraschend im Krankenhaus verstirbt. Von nun an versucht er mit aller Macht, in das Leben der Mutter, gespielt von Nina Hoss, einzudringen. Dies gelingt ihm auch nach und nach, die beiden verbringen viel Zeit miteinander. Dass das auf Dauer nicht gut gehen kann, steht für den Zuseher mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fest.

Das Drama um die einzelnen Personen hat mich ziemlich gepackt. Alles wird sehr sachlich und gerade deshalb emotional berührend, weil in der Realität jederzeit vorstellbar, vorgetragen. Meines Erachtens spielen Fürmann und Hoss ihre Rollen sehr authentisch, zumindest was die Art und Weise der Dialoge und die Emotionen angeht. Was mir allerdings etwas zu platt wirkt, ist das Eindringen des schuldbelasteten Mannes in das Leben der zu diesem Zeitpunkt total zerbrechlichen und depressiven Frau. Fast unglaubwürdig, dass es in dieser Situation zu gemeinsamen Aktivitäten und dann schließlich sogar zum Sex kommt. Das hätte meiner Meinung nach nicht sein müssen und hätte den Film auch nicht schlechter gemacht. Klar, eine Verbindung der beiden muss auf irgendeine Art und Weise entstehen, allerdings hätte dies auch auf anderer Ebene geschehen können. Nun bin ich kein Psychologe oder ähnliches, vielleicht sind die Verhaltensmuster beider Seiten durchaus typisch für solche Fälle. Zumindest die Vorgehensweise des verzweifelten Täters ist für mich nachvollziehbar. Trotz der angesprochenen Zweifel an der hundertprozentigen Authentizität der Handlungen hat mich der Film wie eingangs erwähnt gepackt und trotz (oder gerade wegen) mangelnder "Action" die einige Hollywood-Verwöhnte vermissen werden, tragen die Darsteller den Zuseher kurzweilig bis zum Ende.

Das Bild der DVD ist zweifellos gut für einen Fernsehfilm, der bereits 2003 produziert wurde und erst dieses Jahr auf DVD erschienen ist. Auch der Ton ist ordentlich, hier darf und kann man aber auch auf Grund gewollt spartanischer Sound- und Musikuntermalung keine Wunder erwarten. Die nennenswertesten Extras sind ein Audikommentar sowie ein Interview mit Regisseur Christian Petzold. (bf)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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