Der Hexer

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Datum: 20.03.2011 | VÖ: 25.02.2011 | Herausgeber: Spirit Media | Kategorie: Film

Die Produktionsfirma "Ondra-Lamac-Film GmbH, Berlin" war federführend bei der Veröffentlichung der ersten deutschen Tonfilme beteiligt. Knapp drei Dutzend Filme konnte die Firma in den 30er Jahren auf die Beine stellen, dazu gehören auch die ersten deutschen Edgar-Wallace-Tonfilme. Der erste Film dieser Art war im Jahr 1931 "Der Zinker", direkt im Folgejahr wurde "Der Hexer" veröffentlicht, ein weiterer Kriminalfilm mit großartiger Besetzung. Neben der bezaubernden Maria Solveg (auch bekannt als Maria Matray) bekommt man großartige Schauspieler wie Paul Richter, Fritz Rasp, Paul Henckels, Karl Forest oder Franz Schaftheitlin zu sehen.

Die Erstverfilmung des Stoffes "Der Hexer" handelt vom Todesfall von Gwenda Milton. Sie war die Schwester des "Hexers", ein Schwerverbrecher, der Selbstjustiz an anderen Gaunern verübt und dadurch eine polarisierende Wirkung hat. Gwenda Milton war vor ihrem Tod gerade dabei, die Machenschaften des Rechtsanwaltes Meister zu enttarnen. Dieser wusste nichts davon, dass es sich bei Milton um die Schwester des Hexers handelt.
Scotland Yard beauftragt Chefinspektor Wenbury, den Todesfall aufzuklären. Schon bald muss er erfahren, dass sich Cora Ann Milton, die Witwe des angeblich in Australien gestorbenen "Hexers" auf den weg nach London macht. Die Anzeichen verdichten sich, dass der "Hexer" noch immer lebt...

Dem Spielleiter und gleichzeitig Produzent Carl Lamac ist eine spannende Inszenierung des Stoffes gelungen, die sowohl Krimi- als auch Lustspiel-Elemente miteinander vereint. So wird die durchgängig spannende Handlung durch den witzigen Butler des Rechtsanwaltes immer wieder aufgelockert. Das große Manko des Films ist aber die wirre Inszenierung. Ich für meinen Teil habe die Inhaltsangabe nicht gelesen, bevor ich den Film das erste Mal geschaut habe und hatte große Probleme, die Geschichte zu verstehen. Erst nach und nach konnte ich mir mit viel Mühe ein Gesamtbild der Handlung konstruieren, was jedoch das Filmvergnügen sehr geschmälert hat.

Die seltsamen Kameraeinstellungen haben mich zusätzlich irritiert. Diese sind jedoch leicht zu Begründen: Es existiert nur eine bekannte Fassung des Filmes, die in den Niederlande veröffentlicht wurde. Das Problem dabei war, dass die Fassung nicht nur einen niederländischen Vorspann hatte, sondern auch niederländische Untertitel. Der deutsche Vorspann konnte recht einfach rekonstruiert werden, die Untertitel waren dabei schon eine schwierigere Angelegenheit. Gelöst hat man das Problem damit, dass man das Bild an manchen Stellen vergrößert hat, sodass der untere Bildrand nicht zu sehen ist und somit die Untertitel verschwinden. Das ist einerseits natürlich schade, weil man so eine abgeänderte Version des Werkes vorgesetzt bekommt, andererseits kann man froh sein, dass man dadurch den Film überhaupt auf DVD veröffentlichen konnte.
Hinzu kommt, dass das Bild viele schmutzige Flecken hat und auch einige größere Mängel vorhanden sind. Auch der Ton ist nicht ideal, sodass man im Hintergrund immer ein leichtes Grundrauschen hört.

Die Firma Spirit Media hat aber sichtlich viel dafür getan, den Film so gut wie möglich zu veröffentlichen. Mehr wäre natürlich immer möglich gewesen, am Ende ist dies aber auch eine wirtschaftliche Frage. Wenn das große Interesse vorhanden ist und die Absätze stimmen, gibt es sicher Möglichkeiten, weitere und bessere Fassungen des Filmes anzufertigen.

Die DVD macht wieder einmal auf den ersten Blick viel her. Passend zur Reihe "Schätze des deutschen Tonfilms" ist die Gestaltung wieder sehr edel arrangiert. Auf weißen Grund bekommt man wieder alle Bilder und Informationen serviert. Das Titelblatt schmückt eine originale Filmcollage der damaligen Zeit und auf der Rückseite kriegt man weitere Impressionen aus dem Hauptfilm zu sehen, sowie Daten und Informationen zur DVD und zum Film. Dazu gehört auch eine ausführliche Inhaltsangabe.

Wenn man die Hülle öffnet kriegt man leider wieder nur die DVD-Scheibe zu Gesicht. Auf ein Beiheft oder einen Nachdruck eines alten Filmheftes hat man leider wieder komplett verzichtet. Die DVD selbst bietet neben dem Hauptfilm mit neuen Vorspann und für die DVD erstmals angefertigten Abspann eine Kapitelwahl und eine Extras-Rubrik mit Bio- und Filmografien, eine Bildergalerie und einen Programmhinweis. Das Menü ist wieder sehr geschmackvoll und ansprechend gestaltet.

Alles in allem ist "Der Hexer" ein wundervolles Stück deutscher Filmgeschichte. Es lohnt sich allein aufgrund der Entstehungszeit und den tollen Schauspielern, diesen Film einmal zu sehen. Unterm Strich ist den Machern der Vorgängerfilm "Der Zinker" deutlich besser gelungen. Die Erstveröffentlichung auf DVD ist für Sammler und Freunde des deutschen Tonfilms ein Glücksfall. Es bleibt zu hoffen, dass noch weitere Schätze dieser Zeit über diesen Weg ans Tageslicht gefördert werden. (sk)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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