Intelligentes Kabarett ist hierzulande eine Seltenheit geworden. Viel zu oft sind die selbsternannten Kabarettisten in Wahrheit laue Stand-Up-Comedians, die platte, ausgelutschte Gags von ihren Klonen abkupfern, um dann dem Beklauten selbst zur Vorlage zu werden.

Umso segensreicher ist es jedoch, dass es doch noch einige wenige wortgewandte Kabarettisten gibt, die sich nichts um abgedroschene Phrasen scheren und ihr eigenes, intelligentes Ding drehen. Der 1967 geborene Max Uthoff entstammt einer Theaterfamilie und ist studierter Jurist. Allein schon diese Vita unterscheidet ihn von den durchschnittlichen Kabarett-Emporkömmlingen, die sich in den einschlägigen TV-Shows tummeln.

Uthoffs Metier ist das politische Kabarett; obwohl ich in letzter Zeit mehrere politische Kabaratt-CDs rezensiert habe, hebt sich Uthoff wohltuend von der breiten Masse ab. Zu elegant und geschliffen sind seine Formulierungen, zu treffend seine Beobachtungen der Gesellschaft und der politischen Elite. Uthoffs Kabarettkunst ist in den vergangenen vier Jahren mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden; dafür, dass "Sie befinden sich hier" sein erstes Programm ist, ist das eine mehr als reife Leistung.

Zu Beginn seines Programms, in dem er das Jahr 2010 Revue passieren lässt, wirken die Vergleiche und Metaphern des Vollblut-Bühnenmenschen so filigran, dass man denken könnte, man befände sich in einer Lesung. Der kabarettistische Streifzug schaukelt stets zwischen gesellschaftlichen Inhalten (z. B. Kindheitserinnerungen) und den politischen Spitzen der Bundesrepublik. Mein persönlicher Höhepunkt der CD: Der schwäbisch babbelnde Waffenhändler; eine solche Ansammlung von Euphemismen findet man selten.

Die CD wird im schick aufgemachten Papp-Digipak ausgeliefert, in dessen Innen-Cover ein sehr pointierter "politischer Körper" abgebildet ist, in dem dem politischen Begriff der Organe ganz neue Bedeutung zukommt; unüblich für WortArt ist lediglich, dass der Veröffentlichung kein Booklet beiliegt.

Alles in allem kann man "Sie befinden sich hier" allen Freunden des feinsinnigen Kabaretts ohne schlechtes Gewissen ans Herz legen. (fk)

Wertung: (8 von 10 Punkten)