Weißblaue Geschichten

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Datum: 20.01.2009 | VÖ: 16.11.2006 | Herausgeber: Euro Video | Kategorie: Serie

Der Einfluss Bayerns im deutschen Film ist seit den Anfängen sehr beträchtlich. Künstler und Filmschaffende wie Karl Valentin, Joe Stöckl, Weiß Ferdl, Franz Seitz Senior und Junior, Joseph Vilsmaier, Michael "Bully" Herbig oder Marcus H. Rosenmüller haben alle ihren Teil dazu beigetragen, das Bajuwarentum und die bayrische Gemütlichkeit auf der großen Filmleinwand zu pflegen. Im Gegensatz zu vielen Filmen andere Coleur, schaffte es der bayrische Film, selbst in den 70er und 80er Jahren noch eine Präsenz auf den Leinwänden vorzuweisen, als der deutsche Film im Kino fast nur noch aus Autorenfilmen und Sexfilmchen bestand. Dass sich diese Präsenz fast ausschließlich im Lager der Lederhosen- und Reportfilme abspielte dürfte kein Geheimnis sein. Hochwertige Produktionen wurden nämlich in jener Zeit für das Fernsehen produziert. In den 60er Jahren begann man mit Produktionen wie "Funkstreife Isar 12", "Königlich bayrisches Amtsgericht" oder "Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger" im Fernsehen mit bayrischen Formaten Fuß zu fassen. Weiter ging es in den 70er Jahren mit "Münchner Geschichten", "Der Bastian", "Tatort" oder "Meister Eder und sein Pumuckl". In den 80er Jahren konnte man sich eine Fernsehlandschaft ohne Weiß-Blaue Färbung schon gar nicht mehr vorstellen. Weitere Serien hier aufzuzählen würde den Rahmen Sprengen. Beispiele wie "Monaco Franze", "Die Hausmeisterin", "Franz Xaver Brunnmayr" oder "Zur Freiheit" sprechen für sich.

In den frühen 80er Jahren hat das Zweite Deutsche Fernsehen zusammen mit dem ORF eine weitere bayrische Serie ins Rollen gebracht, die anders sein sollte als das, was man bisher so gesehen hatte. Unter den Titel "Weißblaue Geschichten" hat man begonnen, kleine Geschichten aus dem Leben zu erzählen. Stets in sich abgeschlossen, durchweg herzlich, immer bayrisch, anspruchsvoll und hintersinnig. Die Hauptrollen übernahm Gustl Bayrhammer, der ohne Frage einer der größten bayrischen Schauspieler war und den "Weißblauen Geschichten" bis zu seinem Tod treu blieb. Und das ist ja auch kein Wunder, wenn man einmal die großartigen Drehbücher betrachtet. Bayrhammer schlümpft im Rahmen der Serie immer wieder in andere Rollen und konnte sich wunderbar als Schauspieler ausleben. Ob es der Briefträger ist, der Pfarrer, der Kurpfuscher, ein Bauer oder einfach der freundliche ältere Herr von Nebenan, Bayrhammer brilliert wie gewohnt in allen seinen Rollen. Er schafft es, jeder Figur eine andere Färbung zu geben und den Zuschauern mit viel Wärme und Herzlichkeit das zu Vermitteln was die unterschiedlichen Autoren mit ihrer Geschichte auf Papier gebracht haben. In den späteren Folgen wird diese Authentizität noch mehr unterstrichen, in dem er zwischen den einzelnen Geschichten als Erzähler fungiert und seine herzliche großväterliche Art dadurch noch mehr nach außen trägt.

Jede Folge der "Weißblauen Geschichten" ist in mehreren Episoden unterteilt, die alle in sich abgeschlossen sind und auch immer eine gänzlich andere Geschichte erzählen. Sowohl die Autoren und Regisseure als auch die Schauspieler werden immer wieder ausgewechselt. Das bewirkt, dass die Geschichten alle ihren eigenen Charakter bekommen. Das einzige was bis in die frühen 90er Jahren Bestand hatte, war die Mitwirkung von Gustl Bayrhammer. Nach seinem Tod hat man für die Hauptrollen immer andere Schauspieler engagiert. Die Herzlichkeit, die die Serie ausstrahlte und die hohe Qualität der "Weißblauen Geschichten" gingen dabei nicht verloren, trotzdem ist ein Gustl Bayrhammer nicht zu ersetzen.

Die Firma Euro Video hat jetzt eine DVD-Box heraus gebracht mit vielen Folgen aus den Anfangsjahren. Leider handelt es sich dabei nicht um eine vollständige Box, es fehlen also noch zahlreiche Folgen, bei denen Gustl Bayrhammer mitgewirkt hat. Trotzdem hat man so jetzt zumindest die Möglichkeit, diese Klassiker, die kaum noch ausgestrahlt wurden und aus diesem Grund schwer zu bekommen sind, auf DVD genießen zu können.

In einer hochwertig gestalteten Weiß-Blauen Box findet man auf sechs DVDs 61 der Serien-Episoden im Rahmen von 18 Folgen der "Weißblauen Geschichten". Das macht eine Gesamtlaufzeit von insgesamt 965 Minuten. Die Box selbst ist sehr edel aufgemacht und selbst die Halterungen für die DVDs wurden Weiß-Blau gestaltet. Ein ausführliches Beiheft bietet außerdem eine reichlich bebilderte Gustl Bayrhammer Biographie und einen kleinen Episodenführer zu den auf den DVDs enthaltenen Folgen. Man bekommt durch diese tolle Arbeit das Gefühl, dass man ein richtig hochwertiges Produkt in den Händen hält. Einzig die Tatsache, dass Episoden fehlen das man keinerlei Extras auf den DVDs finden kann, schmälern den Spaß ein wenig. Freunde des bayrischen Films werden mit dieser DVD-Box trotzdem ihre wahre Freude haben. Gustl Bayrhammer ist eine Legende und im Rahmen der "Weißblauen Geschichten" hat er ein weiteres Mal sein Können bewiesen. (sk)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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