Jack London's Ruf der Wildnis

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Datum: 20.04.2010 | VÖ: 05.02.2010 | Herausgeber: Sunfilm Entertainment | Kategorie: Film

Das 20. Jahrhundert ist noch sehr jung, doch der große Goldrausch am Klondike-River in Alaska hat seinen Höhepunkt bereits hinter sich. In einem kleinen Goldgräbernest am Yukon lebt der 15jährige Miles Challenger mit seiner Mutter Adoley (Rachel Hayward) und seinem Stiefvater John Thornton (Nick Mancuso). Miles träumt davon, Schlittenhundführer zu werden, doch sein ebenfalls als Schlittenhundführer arbeitender Stiefvater wünscht, dass Miles es besser haben soll und eine Schule besucht. Miles widersetzt sich jedoch dem Willen Johns und übernimmt den Auftrag, eine Reisegruppe in den hohen Norden zu führen. Doch dieser Auftrag ist gefährlicher als gedacht. Zum Glück hat er vom ‚Schweden’, einem anderen Schlittenhundführer, einen tapferen Schlittenhund namens Buck bekommen, der bereits dem Schweden einmal das Leben gerettet hat. Und Buck zeigt auch seinem jungen Herrn, dass man sich auf ihn verlassen kann …

Mit Jack London’s Klassiker "Der Ruf der Wildnis" hat dieser Film nur noch wenige Grundlagen gemein. Es gibt den Hund ‚Buck’ und es gibt noch einige aus dem Buch bekannte Personen, das wars denn auch. Hier wurde der Titel des Romanklassikers lediglich dazu verwendet, um eine 13teilige TV-Serie über einen jugendlichen Schlittenhundführer und seinen Hund Buck zu drehen, aus der dann für Deutschland dieser Film zusammengeschnitten wurde. In Londons Buch wird die Geschichte eines Hundemischlings erzählt, der von einem Bernhardiner und einer Schäferhündin abstammt und von seinem Herrn aus finanziellen Gründern verkauft wird. Dabei wird erzählt, auf welchen Wegen und Umwegen der Hund sein Leben fristet unter guten, aber auch tierquälenden Herren. Der Film dagegen erzählt aus menschlicher Sicht. Anfangs glaubt man, dass der Film die Sichtweise des Jungen Miles einnimmt, doch dann wird wie bei jedem anderen genretypischen Abenteuerfilm immer gerade der Ort gezeigt, der relevant erscheint. Außerdem fällt es wirklich schwer, dem zur Drehzeit 23jährigen Darsteller Shane Meier die Rolle des 15jährigen Miles abzunehmen. Für den Zuschauer ist auch das Ende sehr merkwürdig, denn hier taucht plötzlich und vollkommen aus dem Nichts ein älterer Mann mit einem kleinen Mädchen auf, der scheinbar die ganze Geschichte seiner Enkelin erzählt hat. Wenn wenigstens noch am Filmanfang eine dazu passende Einführungsszene zu sehen gewesen wäre, hätte man dieses Ende ja noch verstanden. In der Serie mag diese Szene daher noch einen Sinn gehabt haben, in diesem Film ist sie jedenfalls so überflüssig wie Dreck am Schuhabsatz.

Aus der Fernsehserie wurde für Deutschland ein 92minütiger Film zusammengeschnitten, der sich natürlich danach richtet, wie man den Zuschauer dramaturgisch fesseln kann. Ob der Filmtitel überhaupt noch etwas mit dem Buch zu tun hat, oder ob die Protagonisten des Buches auch im Film die führenden Rollen innehaben, war für die Autoren und Produzenten offensichtlich völlig uninteressant. Jeder, der also anhand des klangvollen Titels "Jack London’s Ruf der Wildnis" die Verfilmung einer Literaturvorlage erwartet, wird auf ganzer Linie enttäuscht werden. Es gibt wirklich viele wesentlich bessere Verfilmungen, zumal hier nichts mehr vom Geist Jack Londons zu spüren ist. Hier werden lediglich alle möglichen Klischees verarbeitet, die man über die damalige Zeit zu wissen glaubt, um einen dramatischen Film zu drehen über einen Teenager und ein paar großkotzigen Stadtmenschen in der kalten Wildnis Alaskas. Gerade diese überhebliche, selbstgerechte Darstellung des Geschwisterpärchens Hal und Mercedes ist derart überzogen, dass einem geradezu schlecht wird. Die winterlichen Drehorte in British Columbia, Kanada, sind eigentlich das Einzige, was bei diesem Film noch am ehesten den Beschreibungen des Buches entspricht. Als Sonntagnachmittagsabenteuerfilm ist der Streifen vielleicht noch erträglich, aber mit Jack London und/oder seinem Buch hat das Ganze wirklich nichts zu tun. Der Titel wurde lediglich als Blender benutzt, um mehr Zuschauer anzulocken. Es hat schließlich seinen Grund, warum die Bücher von Jack London sogar heute noch beliebt sind.

Die DVD enthält den 92minütigen Spielfilm im 4:3-Bildformat. Untertitel sind hier zwar nicht vorhanden, doch Hörgeschädigte verpassen hier nicht viel und sind bei echten Jack London-Verfilmungen wirklich um vieles besser aufgehoben. Die Bildqualität ist akzeptabel, der Farbton geht angesichts der winterlichen Landschaft oft ins Bläuliche über, doch das liegt in der Natur der Dinge. Schärfe und Kontrast sind ok, Bildrauschen ist zwar gelegentlich sichtbar, stört aber nicht weiter. Der Zuschauer sollte beim Ton wohl verwöhnt werden, denn angeboten werden die Tonspuren "deutsch DD 2.0", "deutsch DD 5.1", "englisch DD 2.0" und "englisch DD 5.1". Leider scheint dabei etwas schief gegangen zu sein, denn bei Wahl "englisch DD 2.0" war über die gesamte Filmlaufzeit nicht ein einziger Pieps zu hören. Die anderen Tonspuren funktionierten jedoch einwandfrei, hier war der Ton immer klar und verständlich vernehmbar. Extras sind leider keine vorhanden, weder auf den Silberscheiben noch in der Box.

Fazit: Mittelmäßiger Abenteuerfilm voller Klischees, der sich eines bekannten Literaturtitels benutzt, um Zuschauer zu bekommen. Das schlechte Drehbuch kann auch durch die recht guten Darsteller nicht gerettet werden, nicht einmal durch den Hund. (gh)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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