Aus dem Netz in die Flimmerkiste

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Datum: 12.08.2010 | Kategorie: Generation Flachbild

Neben dem geschriebenen Text, Bildern und Grafiken haben gerade in den letzten Jahren Videos im Internet stark an Bedeutung gewonnen. Zwar gab es auch schon in den 1990er Jahren Video-Inhalte im Netz der Netze, aber die deutlich angewachsene Verfügbarkeit von schnellen Breitband-Internetzugängen beförderten die Verbreitung von bewegten Bildern ganz enorm. Heute gibt es unzählige Videos auf verschiedenen Videoportalen, Videoblogs usw., aber auch jede Menge Livestreams, so dass eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Genauso ist es auch sehr einfach geworden, eigene Videos ins Netz zu bringen. Viele Menschen machen auch von dieser Möglichkeit Gebrauch, mag der Inhalt auch noch so peinlich sein.

Die Wiedergabe von Webvideos oder Livestreams auf dem Fernsehbildschirm ist inzwischen auch schon lange kein Problem mehr. Während nicht ganz so neue Grafikkarten immerhin einen analogen S-Video-Ausgang haben, sind bei neuen Modellen inzwischen digitale HDMI- und/oder DVI-Ausgänge Standard, so dass man Videos aus dem Internet ohne Qualitätsverlust auf dem LCD- oder Plasma-Fernseher betrachten kann. Selbst Videos in HDTV-Auflösung können in bester Qualität auf der Flimmerkiste, die diese abwertende Bezeichnung schon längst nicht mehr verdient, angeschaut werden. Doch den hochauflösenden Videos stehen allerdings auch eine große Masse an Videos mit mäßiger, schlechter oder gar völlig unansehnlicher und geradezu augenkrebserzeugender Bildqualität entgegen. Die digitale Videobearbeitung erlaubt gegenüber der analogen Technik qualitative Abweichungen in beide Extreme. Aber wenn der Inhalt stimmt, muss man wohl auch mal qualitative Einbußen in Kauf nehmen. Doch auf einem großen Fernsehbildschirm werden Unzulänglichkeiten in der Bildqualität bei der Wiedergabe als Vollbild natürlich wesentlich deutlicher sichtbar als in einem Videofenster auf einem deutlich kleineren Computermonitor. Sich ein Video in Echtzeit anzuschauen, egal ob auf dem Computermonitor oder auf dem Fernseher " bei manchen ist das sowieso das gleiche Gerät " ist eine Sache. Eine andere nette Sache wäre es aber, diese auf einem Datenträger, in den meisten Fällen auf einer DVD, zu sichern. Aber wie bekommt man nun die Videos aus dem Internet auf einen DVD-Rohling?

Möchte man hierzu ausschließlich kostenfreie Programme verwenden, sind mehrere Schritte nötig. Zunächst muss man das Video erst einmal auf den Rechner bekommen. Nehmen wir mal an, es handelt sich weder um ein hochauflösendes Video, noch um einen Livestream. Wird der Firefox-Browser verwendet, so bietet sich hierfür das Add-On Download Helper an. Hiermit können laufende Videos verschiedener Formate einfach auf der lokalen Festplatte abgespeichert werden. Auch mit den neueren Versionen des RealPlayers kann man Videos aus dem Internet herunterladen. Nun gibt es aber Videos, bei denen das Abspeichern auf der Festplatte nicht möglich ist, aber selbst hierfür gibt es Lösungen, wozu wir aber später noch kommen.

Jetzt haben wir unsere Videos auf der Festplatte, aber einfach so auf DVD brennen kann man sie in dieser Form in der Regel noch nicht. Sie müssen erst in ein DVD-konformes Videoformat umgewandelt werden. Hierfür ist das kostenlose Konvertierungsprogramm SUPER geeignet, und das nicht nur für diesen Zweck. SUPER ist universell einsetzbar und kann von fast jedem in fast jedes beliebige Videoformat umwandeln und erlaubt dabei noch weitere Bearbeitungsmöglichkeiten, für ein kostenloses Programm ziemlich erstaunlich. Um die aus dem Internet heruntergeladenen Videos für die DVD vorzubereiten, muss als Ausgangsformat MPEG-II ausgewählt werden. Besonders wichtig ist es aber, 720x576 Pixel als Auflösung einzustellen und zwar unabhängig davon, ob das Video in 4:3 oder 16:9 vorliegt! Die Bitrate sollte möglichst hoch gewählt werden. Bei den Audioeinstellungen sollte unbedingt 44100 als Sampling Rate eingestellt werden, sonst wäre auf der fertigen DVD möglicherweise kein Ton zu hören. Nun braucht man nur noch die Encodierung starten und die dabei entstehende Datei, die praktischerweise im gleichen Ordner wie die Eingangsdatei abgelegt wird, ist DVD-geeignet. Jedoch kommt es aber auch mal vor, dass das Video nicht die richtigen Ausmaße hat (z. B. Balken an den Rändern) oder verzerrt dargestellt wird. Hierbei leistet die Crop-Funktion von SUPER, mit der man das Video entsprechend zuschneiden kann, Abhilfe. Man sollte aber immer berücksichtigen, dass der Konvertierungsvorgang nicht ganz ohne Qualitätsverlust vonstatten geht. Auch kann die Größe der entstehenden Datei deutlich größer sein als die Eingangsdatei.

Leider gibt es im Internet auch Videos, bei denen Bild und Ton nicht synchron sind. Aber auch das lässt sich reparieren, wenn es auch etwas mühsam ist. Dies geht etwa mit dem Programm VirtualDubMod. Hiermit kann man von Hand den Versatz zwischen Bild und Ton korrigieren, was man aber häufig nur durch intensives Ausprobieren hinbekommt. Mit VirtualDubMod kann man auch das Bildformat oder die Länge des Videos zuschneiden und noch viele weitere Bearbeitungsmöglichkeiten sind machbar. Allerdings kommt das Programm nicht mit jedem Dateiformat klar und außerdem erzeugt es AVI-Dateien, die nicht DVD-konform sind und somit noch einmal konvertiert werden müssen.

Jetzt haben wir die fertigen MPEG2-Dateien, aus denen wir eine DVD erzeugen wollen, die jeder Player problemlos abspielt. Natürlich gibt es auch hierfür ein kostenloses Programm, nämlich den DVDStyler. Dieses Programm ermöglicht nicht nur die Zusammenstellung der Dateien, sondern auch die Erstellung eines Menus nach eigenen Wünschen. Man kann das Menu aber auch weglassen. Kapitelmarken werden ebenfalls gesetzt. Wichtig ist nur, dass man bei allen Dateien, die am unteren Rand in der Übersicht angezeigt werden, bei "Nicht multiplexen/transcodieren" das Häkchen setzt. Damit verhindert man ein erneutes Encodieren der Dateien, was zu Lasten der Bildqualität gehen könnte, und der Brennvorgang verläuft auch wesentlich schneller. Jetzt ist die DVD endlich fertig, einfach in den Player einlegen und anschauen.

Mit Sicherheit gibt es noch viele weitere Programme zum Herunterladen, Konvertieren und Brennen von Videodateien, die auch kostenlos im Netz verfügbar sind, aber mit den eben genannten funktioniert es auf jeden Fall, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Genauso gut kann man natürlich auch kommerzielle Programme verwenden, die im Gegensatz zu den eben geschilderten und doch etwas komplizierten Schritten die Erstellung einer DVD wesentlich einfacher machen, da möglicherweise mehrere dieser Schritte in einem Arbeitsgang erledigt werden können. Aber das ist, wie so vieles im Leben, Geschmackssache.

Was ist aber, wenn man einen Livestream aufzeichnen möchte oder ein Video, das sich leider nicht herunterladen lässt, auf DVD brennen möchte? Es gibt Programme, die den Desktop oder Ausschnitte davon als Video aufzeichnen können, z. B. HyperCam 2. Das funktioniert im Prinzip auch, man wählt einfach die Umrisse des Videofensters als gewünschten Desktop-Ausschnitt aus und startet die Aufnahme. Allerdings ist das Ergebnis qualitativ nicht der Renner, das Bild wirkt grobkörnig und es läuft nicht richtig flüssig. Auch mit dem Ton kann es Probleme geben, entweder wird er gar nicht erst aufgezeichnet oder er ist nicht mit dem Bild synchron. Für die Erstellung von Tutorial-Videos für Programme aller Art oder für das Aufzeichnen von Präsentationen ist HyperCam 2 wohl ganz gut geeignet, zum Aufzeichnen von Internet-Videos aber dann doch eher nicht. Es gibt noch weitere Programme dieser Art, etwa das kostenpflichtige Camtasia, aber das habe ich noch nicht ausprobiert und kann daher leider nichts dazu sagen.

Wenn keine geeignete Software zur zufriedenstellenden Aufzeichnung von Internet-Videos oder Livestreams vorhanden ist, dann muss eben eine ganz klassische Methode zur Anwendung kommen. Man muss das Bild des Computers einfach nur an einen externen DVD-Recorder weiterleiten, also die Ausgänge der Grafik- und Soundkarte mit dem analogen AV-Eingang am Recorder verbinden. Dann muss man nur noch den Bildschirmschoner ausschalten, das Video als Vollbild wiedergeben, auf Aufnahme drücken und fertig. Der Recorder erhält dann zwar ein analoges Bild, dass außerdem einen kleinen schwarzen Trauerrand hat, aber anders geht es halt nicht. Ein weiterer Nachteil ist auch, dass Videos im 16:9-Format nur in 4:3 im Letterbox-Format aufgezeichnet werden können und auch nur analoger Stereoton möglich ist. Obwohl es eigentlich auch mit den brandneuen Blu-Ray-Recordern funktionieren müsste, denn dann könnte man direkt über den HDMI-/DVI-Ausgang des Computers das Desktop-Bild digital und verlustfrei in den Recorder schicken. Da ich aber keinen Blu-Ray-Recorder besitze (und auch nicht benötige, da ich über die externe Festplatte an meinem Digitalreceiver aufzeichne, auch in HD!), kann ich nicht beurteilen, ob das tatsächlich funktioniert. Die Variante mit dem DVD-Recorder funktioniert aber auf jeden Fall und ist im Gegensatz zu Software-Lösungen recht bequem und zuverlässig.

Bevor man nun aber Videos oder Streams aus dem Internet herunterladen oder aufzeichnen möchte, sollte man berücksichtigen, das dies nicht immer erwünscht oder erlaubt ist. Gerade auf Videoportalen findet man häufig Videos, deren Verbreitung eine Verletzung von Urheberrechten darstellt, darunter teilweise sogar komplette Spielfilme. Die Plattformbetreiber kommen gar nicht damit hinterher, die unrechtmäßig eingestellten Videos zu löschen, die große Masse ist schier nicht überblickbar. Letztendlich kommt es sowohl auf den Inhalt des Videos an, als auch darauf, wer für dessen Verbreitung verantwortlich ist. Die Urlaubsvideos von Lieschen Müller wird man aber in der Regel schon herunterladen können, wenn Lieschen Müller nichts dagegen hat. (jh)