Sieht aus wie frisch gesendet

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Datum: 15.03.2010 | Kategorie: Generation Flachbild

Wir befinden uns im digitalen Zeitalter des Fernsehens, auch wenn sich dies zumindest in Deutschland bisher eher langsam herumgesprochen hat. Ein großer Vorteil des digitalen Standards gegenüber dem analogen ist, dass verlustfreie Kopien angefertigt werden können. So liegt es nahe, das digitale Signal auch digital aufzuzeichnen. Jedoch ist dies nicht so einfach und selbstverständlich, wie es zunächst klingen mag.

Aus vergangenen Jahren oder besser gesagt Jahrzehnten ist es bestens bekannt, dass bei einer Aufzeichnung auf Videokassette, egal ob VHS, Video 2000 oder Betamax, in der Regel ein sichtbarer Qualitätsverlust entsteht. Wenn man dann von dieser Kassette eine Kopie auf einer anderen Kassette anfertigt, so wird die Qualität weiterhin beeinträchtigt. Letztendlich hängt es vom verwendeten System ab, wie stark der Qualitätsverlust ist. Im analogen Zeitalter hat man sich mit einem gewissen Qualitätsverlust abgefunden, aber im digitalen Zeitalter muss man natürlich keine Qualitätsverluste mehr hinnehmen. Doch auf welche Weise muss man eine Aufzeichnung einer digitalen Sendung anfertigen, damit man diese wirklich in der originalen Sendequalität (die nicht unbedingt gut sein muss, siehe "Matsch auf der Mattscheibe") erhalten kann? Dass der gute alte analoge VHS-Videorecorder dafür nicht herhalten kann, dürfte wohl einleuchtend sein, wenn auch die Zahl derjenigen, die heute noch einen Videorecorder an ihrem Digitalreceiver angeschlossen haben, nicht zu unterschätzen sein dürfte.

Dann gibt es seit einigen Jahren DVD-Recorder, mit oder ohne Festplatte. Das Medium DVD ist ohne Zweifel digital und man kann von einer aufgenommenen DVD beliebig viele Kopien ohne Qualitätsverlust anfertigen. Aber zeichnet ein DVD-Recorder dann auch digital auf? Nein! Einen DVD-Recorder muss man mit einem Scart-Kabel mit seinem Digitalreceiver verbinden, aber die Scart-Schnittstelle überträgt nur analoge Signale. Somit liefert der Digitalreceiver ein analoges Signal an den DVD-Recorder, der dieses dann wieder zu einem digitalen, DVD-kompatiblem Signal neu encodieren muss. Es findet also eine Digital-Analog-Digital-Wandlung statt. Dies führt zu einem gewissen Qualitätsverlust. Wenn das Ausgangssignal bereits sehr gut ist und ein kleiner bis mittelgroßer Röhrenfernseher verwendet wird, so wird dieser Qualitätsverlust mit bloßem Auge kaum wahrnehmbar sein. Bei einem größeren Fernseher wird man bei genauem Hinsehen aber schon einen Unterschied feststellen. Aber es geht nicht nur um den minimalen Qualitätsverlust. Zu den Vorzügen des digitalen Fernsehens gehören schließlich auch der Ton in Dolby Digital, ggf. sogar in mehreren Tonspuren, aber auch einblendbare Untertitel. Das alles kann man natürlich ebenfalls nicht mit dem über Scart angeschlossenen DVD-Recorder aufzeichnen, dieser nimmt nur die jeweils eingestellte Tonspur in Stereo auf. Ein weiteres Problem kann auftreten, wenn man eine im 16:9-Format ausgestrahlte Sendung aufzeichnet, denn dann kann es passieren, dass der Recorder diese im Letterbox-Format aufzeichnet, also im 4:3-Format mit schwarzen Balken oben und unten. Wenn man einen 4:3-Fernseher hat, ist einem das wahrscheinlich gar nicht bewusst, aber wenn man sich dann einen neuen Fernseher im Breitbild-Format anschafft, dann sieht man erst, was man vorher angerichtet hat. Eine weitere Gefahr bei der Aufzeichnung über einen externen DVD-Recorder ist, dass On-Screen-Menus mit aufgezeichnet werden und man aufpassen muss, während der Aufnahme am Receiver die Lautstärke nicht zu verändern oder sonst irgend eine Handlung durchzuführen. Vorsicht ist auch bei Kombinationen von Digitalreceiver und DVD-Recorder in einem Gerät geboten. Bei diesen vermeintlichen eierlegenden Wollmilchsauen kann es nämlich auch der Fall sein, dass das im selben Gerät empfangene digitale Fernsehsignal neu encodiert wird.

Nun ist klar, wie man es nicht machen sollte, wenn man eine Sendung aus dem digitalen Fernsehen im Originalzustand aufzeichnen und archivieren möchte. Wie man es richtig macht, ist jedoch auch nicht ohne Tücke. So gibt es bereits seit vielen Jahren Receiver mit integrierter Festplatte, auch PVR (Personal Video Recorder) genannt. Mit diesen kann man wirklich den digitalen Datenstrom unverändert aufzeichnen, so wie er gesendet wird. Dann ist das Video auf der Festplatte und dort liegt es erst einmal gut. Man möchte jedoch wissen, wie man das Video von der Platte herunter auf eine DVD bekommt. Bei vielen Receivern geht das leider überhaupt nicht. Und die Datei einfach auf der Platte zu lassen, ist auch nicht optimal, denn irgendwann ist die Platte voll und man kann die Aufnahme nur zu Hause auf dem eigenen Receiver betrachten. Es kommen also nur Receiver in Frage, die man mit dem PC verbinden kann, so dass man die Aufzeichnungen im PC bearbeiten und auf DVD brennen kann. Eine weitere Möglichkeit ist ein Receiver, an den man eine externe Festplatte anschließen kann. Auf diese Art zeichne ich Fernsehsendungen auf.

Aber jetzt geht es erst richtig los und jetzt wird es auch kompliziert. Die Videodateien, die der Receiver erzeugt hat, lassen sich nicht einfach so auf eine DVD brennen, sie müssen erst in das passende Format gebracht werden. Dafür gibt es wohl auch keine einheitliche Lösung, da die Art der Dateiformate vom Receiver abhängen, so erzeugt mein Kabelreceiver von Topfield Dateien mit der Endung .rec. Zum Glück gibt es eine Vielzahl an kostenloser Software, um die Receiveraufnahmen auf DVD zu bannen. Eine davon ist Project X, mit deren Hilfe man die Aufnahme zunächst schneiden kann (z. B. die Werbung entfernen) und diese dann in ihren MPEG-2-Video- und die dazugehörigen Audio-Datenströme zerlegen kann (bei mehreren Tonspuren entstehen auch mehrere Audio-Dateien), man nennt diesen Vorgang auch Demuxen. Das reicht aber noch nicht aus, um daraus eine DVD zu erzeugen. Jetzt gibt es verschiedene Möglichkeiten, die vom Wunsch des Zuschauers abhängen. Hat man eine Aufnahme, die alleine auf einen DVD-Rohling gebrannt werden soll, ist das Programm IfoEdit zu empfehlen. Dieses Programm wandelt die zusammengehörigen Video- und Audio-Datenströme direkt in VOB-Dateien um, die mit jedem üblichen Brennprogramm direkt auf den DVD-Rohlingen geschrieben werden können und die DVD ist damit fix und fertig. Hat man mehrere Aufnahmen, die auf einen Rohling gebrannt werden sollen, kann man zunächst den gleichen Vorgang anwenden. Danach kann man zum Programm DVD Shrink greifen, welches in der Lage ist, mehrere der mit IfoEdit erzeugten DVD-Dateien auf einen Rohling zu brennen. Dabei kann das Programm auch die Dateien komprimieren, wenn sie nicht alle auf einen Rohling passen. Allerdings ist dies nicht unbedingt Sinn der Sache, wenn man die original Sendequalität erhalten möchte. Bei langen Filmen, die unkomprimiert nicht auf einen Rohling passen, ist dies aber eine hilfreiche Möglichkeit.

Bei den eben geschilderten Möglichkeiten haben die DVDs allerdings kein Menu. Aber auch hierfür gibt es kostenlose und auch kommerzielle Programme. Werden für diese Programme fertige MPEG-2-Videos inkl. Audio benötigt, muss vorher noch ein weiterer Schritt durchgeführt werden. Mit einem Programm wie ImagoMPEG-Muxer kann man die getrennten Video- und Audio-Datenströme wieder zu einer Datei zusammenfassen (remuxen). Die fertigen Dateien können dann einfach in einem DVD-Authoring-Programm zu einem DVD-Projekt mit nach eigenen Wünschen gestaltetem Menu zusammengestellt werden.

Jetzt hat man endlich seine DVD, welche die Aufnahme genau in der gleichen Form enthält, wie sie gesendet wurde. In der gleichen Bild- und Tonqualität und ggf. mit der Auswahl mehrerer Tonspuren und Untertitel, wie auf einer kommerziellen DVD. Wenn man aber kein Technik-Freak ist und am Bearbeiten von Videoaufnahmen sowie am Erstellen von DVDs am PC nicht wirklich Spaß empfindet, müssen einem diese Methoden wahnsinnig kompliziert erscheinen. Da funktioniert doch der gute alte Videorecorder oder auch der DVD-Recorder wesentlich einfacher. Aber wenn man sich das Endergebnis betrachtet, haben sich die Arbeitsschritte gelohnt und wenn man im Umgang mit dem PC und Multimedia-Anwendungen geübt ist, hat man den Dreh schnell raus.

Bisher haben wir außerdem nur über Aufnahmen in herkömmlicher SD-Auflösung gesprochen, bei HDTV-Aufnahmen wird es erst richtig spannend. Hier bin auch ich mit meinem Latein vorerst am Ende. Zwar habe ich schon erste HD-Aufnahmen auf meiner Festplatte, aber dort werden sie wohl noch eine Weile bleiben müssen. Selbst Technik-Freaks sind momentan häufig noch damit überfragt, wie sie ihre aus dem Fernsehen aufgezeichneten HDTV-Sendungen auf eine Blu-Ray oder eine AHCVD (Hilfe, was ist das denn schon wieder?) bannen können. (jh)