Elisabeth Flickenschildt zählt ohne Frage zu den wichtigsten deutschen weiblichen Schauspielern des letzten Jahrhunderts. Diese große Dame des deutschen Theaters und deutschen Films ist für viele heute unvergessen und gerade durch ihre Filmbeteiligung in Massenfilmen der 50er und 60er Jahren wie die "Edgar Wallace"-Reihe oder die Verfilmungen der Lausbubengeschichten von Ludwig Thoma haben sie unvergessen gemacht. Aber auch an frühen Literaturverfilmungen wie "Der zerbrochene Krug" (1937) und "Der Maulkorb" (1938) sowie anderen großen UFA-Meisterwerken wie "Ohm Krüger" (1940) und "Der große König" (1942) wirkte sie mit. In den 50er Jahren sank das Interesse an den ernsten und hochwertigen Stoffen weitestgehend und so musste Elisabeth Flickenschildt viele Kompromisse machen und sich auch an inhaltlich einfachen Projekten beteiligen. Einer der besonderen Ausnahmen ist der Fernsehfilm "Der Besuch der alten Dame" mit Elisabeth Flickenschildt in der Hauptrolle.

Es handelt sich hierbei um eine Produktion des Südwest Rundfunks, damals noch Südwestfunks, aus dem Jahr 1959. Nachdem die Uraufführung der gleichnamigen tragischen Komödie von Friedrich Dürrenmatt am 29. Januar 1956 in Zürich stattfand, dauerte es nur drei Jahre bis diese Fernsehadaption des Stoffes gesendet wurde. Diese Umsetzung erinnert stark an ein Kammerspiel und ist sehr minimalistisch gestaltet. Die Schauspieler stehen hier im Mittelpunkt und sorgen damit und durch die tollen Leistungen für eine unheimliche Dichte. An erster Stelle muss man aber natürlich Elisabeth Flickenschildt nennen, die diese "alte Dame" einfach vorzüglich spielt. Man merkt, dass Flickenschildt hier in ihren Element ist. Sie zeigt in ihrer Rolle eine unglaubliche Präsenz und sorgt dafür, dass man nach dem Genuss diesen Filmes keine andere Person mehr als die Claire Zachanassian vorstellen kann. Hinzu kommen wie eben schon erwähnt alle anderen Schauspieler in diesem Stück. So hinterlassen auch Rolf Wanka, Hans Mahnke und Robert Taube einen bleibenden Eindruck. Dass die Texte in dieser TV-Aufzeichnung vom Original ein wenig abweichen ist kaum störend und in diesem Umfang absolut legitim.

Was ein wenig stört ist lediglich die Qualität des Bildes. Während der Ton in Ordnung geht, weist das Bild viele digitale Fehler auf. So gibt es ein paar digitale Aussetzer im Verlauf der 117 Minuten und wenn man genau hinschaut, sieht man durchgehend, wie es schon bei der DVD-Veröffentlichung von "Der Fall Liebknecht/Luxemburg" der Fall war, kleine digitale Dropouts, die am linken Rand des Bildes zu vernehmen sind. Glücklicherweise sind diese aber diesmal sehr dezent und betreffen nur einige kleine Pixel. Bei der eben genannten DVD-Veröffentlichung war es deutlich schlimmer, sodass man hier damit leben kann. Schließlich handelt es sich hier um ein Stück deutscher Fernseh- und Theatergeschichte. Man darf froh sein, dass es "Der Besuch der alten Dame" auf DVD gibt und somit jeder Interessierte die Möglichkeit hat, diesen Klassiker ohne großen Aufwand genießen zu können.

Die DVD ist ansonsten sehr schlicht aber ansprechend gestaltet. Die Bilder auf dem Titelbild und auf der Rückseite sind sichtlich direkt aus dem Film heraus genommen. Auf der Rückseite befinden sich außerdem die wichtigsten Informationen zum Hauptfilm. Das Innenleben der Hülle bietet einen Beizettel mit Informationen zum Film-Suchdienst, die die zuständige Firma "Film 101", sowie eine kleine Werbeseite auf der Innenseite des Inlays, die durch die durchsichtige Hülle sichtbar wird. Unter der DVD-Halterung werden auf die Qualitative Mängel hingewiesen. Bei der Gestaltung des Menüs hat man sich sichtlich Mühe gegeben, auch wenn man es mit Menüs von kommerziell großen Filmen natürlich nicht vergleichen kann. Neben einer Kapitelwahl, die lediglich durch die "Skip"-Taste auswählbar ist, es also keine eigene Rubrik dafür gibt, findet man im Menü weitere Informationen über den Suchdienst von "Film 101" und einige Trailer zu weiteren DVDs der Firma.

Alles in allem ist "Der Besuch der alten Dame" die wohl gelungenste Film- bzw. TV-Umsetzung des Stoffes mit einer unvergesslichen Elisabeth Flickenschildt in der Hauptrolle. Die DVD-Umsetzung weist einige Mängel auf, doch in Betracht dessen, dass dieser Film leider nur von einem kleinen Publikum gesehen wird, geht dies in Ordnung, weil der Preis für das Produkt ansonsten unnötig in die Höhe getrieben worden wäre. Den potentiellen Kunden sollten die Mängel vor dem Kauf jedoch bekannt sein, damit es keine negativen Überraschungen gibt. (sk)

Wertung: (6 von 10 Punkten)