Ghettogangz 2 - Ultimatum

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 10.11.2009 | VÖ: 06.11.2009 | Herausgeber: Universum Film | Kategorie: Film

Das Paris der nahen Zukunft hat ein Problem - oder wie Walter Gassman (Daniel Duval) es ausdrücken würde: ein Geschwür. Gemeint ist Bezirk 13, ein außer Kontrolle geratener Pfuhl der Anarchie, der in einer letzten Verzweiflungstat von der Regierung abgeschottet und mittels einer Mauer eingedämmt wurde. Seither herrschen Banden in Bezirk 13 und die Polizei bleibt schön draußen. Hier fühlt man sich leicht an "Die Klapperschlange" erinnert. Déja-vu Nr. 1.
Der Vorgänger "Ghettogangz - Die Hölle vor Paris" endete mit der Aussicht, dass Bezirk 13 wieder an Paris angeschlossen werden würde, doch nun, drei Jahre später, hat sich nichts geändert. Der Bezirk wird nach wie vor von seinen eigenen Gesetzen regiert und ist unter fünf Banden aufgeteilt, die mit dem aktuellen Zustand ganz zufrieden sind. Eher unzufrieden sind ein paar Geschäftsmänner, denn das Gebiet von Bezirk 13 sollte ihrer Meinung nach gewinnbringend komplett neu bebaut werden. Also engagiert man den bereits erwähnten Herrn Gassman, damit er den Stein ins Rollen bringe, auf dass Bezirk 13 der Vergangenheit angehöre und man lukrative Geschäfte als Bauunternehmer an Land ziehe.

Da Bezirk 13 sowieso schon ein Pulverfass ist, reicht ein kleiner Anstoß: man schiebt den Banden den Mord an zwei Polizisten unter, damit Unruhen entstehen und eskalieren, bis Bezirk 13 nur noch gewaltsam ruhiggestellt werden kann. Danach hätte man einen schönen großen Spielplatz für Neubebauung und ordentlich Gewinneinnahmen durch Aufträge.
Doch leider wird der Mord an den Polizisten von ein paar zufällig anwesenden Jugendlichen gefilmt (Déja-vu Nr. 2: "Der Staatsfeind Nr.1") und das Bildmaterial dem pfiffigen Leito (David Belle) zugespielt. Leito ist seit jeher von dem Wunsch der "Rettung" von Bezirk 13 beseelt.
Polizist Damien (Cyrill Raffaelli) weiß von all dem nichts, er macht einfach nur seinen Job und ist dabei so abgebrüht wie Jean Reno in "Wasabi" (Déja-vu Nr 3) und so geschickt im Kampf wie der "Transporter" (Déja-vu Nr. 4). Eines Tages wird er plötzlich im eigenen Zuhause von einem Einsatzkommando überrascht und wegen Drogenhandels festgenommen. Der blütenreine Damien verständigt Leito und bittet ihn um Hilfe, die er auch prompt bekommt.
Zusammen machen sich Damien und Leito daran, das falsche Spiel aufzudecken und Bezirk 13 vor der militärischen Säuberung zu bewahren.

Wie bereits sehr subtil angedeutet, erinnern gewisse Kernelemente des Films an bereits erfolgreiche Konzepte anderer Filme. Alles wird in grundsolider Manier in den Film eingebaut und wirkt zumindest nicht wie offensichtlich adaptiert. Die Einführung Damiens fühlt sich stark (und somit sehr gut) nach Luc Besson an. Hinzu kommt das markante des Films: Leito und seine Fähigkeiten im "Parkour". Um diese vorzuführen gibt es ab und an eine Verfolgungsjagd zu Fuß, bei der Leito sich austoben kann und weltmeisterlich hangelt, hüpft und sich geschmeidig abrollt. Dass das elegant und reizvoll aussieht, ist keine Frage, doch leider wird der Esprit der Parkour-Sequenzen etwas durch die Kampfszenen entkräftet. Denn während Leito seine Widersacher geschickt abhängt, geht Damien immer in den direkten Nahkampf und macht jeden fertig, ohne auch nur ins schwere Atmen zu kommen. Weil sich halt andauernd aufwändig gekloppt wird, büßt das Wegrennen Leitos einfach an Spritzigkeit ein.
Zu Beginn des Films sind beide Figuren noch getrennt unterwegs und glänzen dadurch viel mehr durch ihre Spezialitäten. Damien räumt knallhart unter den Verbrechern auf und Leito ist in seinem Reich/Spielplatz des Bezirks 13 einfach nicht zu schnappen.
Dass sich beide zusammenraufen, funktioniert einfach nicht, denn wo in Damiens Plänen, die alle Vorstöße sind, lässt sich kunstvolles Wegrennen effektiv einbauen? Demnach ist Leito einfach immer nur mit dabei, darf aber durch seine Kontakte und Kenntnisse in und um Bezirk 13 noch etwas Sinnvolles beitragen.

Die etwa erste Hälfte des Films ist sehr ansprechend aufgezogen, speziell Damiens Kampfsequenzen sind toll choreographiert und in Sachen Stunttechnik auf hohem Niveau: es geht spektakulär, aber trotzdem noch irgendwie glaubwürdig zu. Kurz darauf steht Leito im Rampenlicht und zeigt das volle Spektrum seiner Parkour-Fähigkeiten in einer hübschen Verfolgungsjagd durch Bezirk 13.
Diese beiden separate Huldigungen an die Hauptfiguren sind die beiden großen Szenen des Films, an die leider nicht wieder rangekommen wird. Jede weitere Action bleibt den Eröffnungen hinterher. Teilweise wirkt es sogar ermüdend, wenn sich Damien eine gefühlte Ewigkeit mit Polizisten prügelt und er immer nur von einem auf einmal angegriffen wird. Man hat als Zuschauer genügend Zeit, sich zu fragen, warum den keiner mal endlich eine Pistole oder eine Tazergun zieht oder Damien wenigsten einen Stein an die Birne wirft.
Der Film büßt beständig in Sachen Reiz ein, bis sich das Ende regelrecht antiklimaktisch anfühlt. Sowohl die Handlung als auch die Dynamik der Szenen lassen einfach nach. Das Pulver wurde zu früh verschossen und man bringt den Film der Form halber zum Ende.

Die DVD ist ganz gut geraten: ein Wendecover und diverse durchaus interessante Extras sind enthalten: Making of, Produktionstagebuch, Entnommene Szenen, ein Musikvideo zum Film und diverse Trailer von Filmen gleicher Stilrichtung. Allein die ersten drei erwähnten Extras ergeben zusammen über eine Stunde Material, was bei den vielen Stunts durchweg interessante Einblicke darstellt. (mp)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.