Bodo Wartke - Noah war ein Archetyp

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Datum: 19.06.2009 | VÖ: 18.06.2009 | Herausgeber: Lustspielhaus | Kategorie: Kabarett & Bühne

"Guten Abend und herzlich Willkommen, hier in München, zu meinem neuen Programm". Mit diesen Worten und im Verbund mit einer flotten Klaviermusik hat Bodo Wartke, wie üblich, wieder seine Gäste im Münchner Lustspielhaus begrüßt. Einziger Unterschied war, dass er diesmal seinen kleinen Steptanz, den er sonst in diesem Stück mit eingebaut hat, nicht aufführen konnte. Das lag daran, dass sich Wartke bei der Aufführung seines "König Ödipus"-Programmes ein gebrochenes Bein zugezogen hatte. Aus diesem Grund musste er in Krücken auf die Bühne kommen und musste außerdem auf den "König Ödipus"-Programmpunkt komplett verzichten, was sehr, sehr schade war. Die Stimmung in München war trotzdem super und Wartke versprach seinem Publikum alternativ bisher unveröffentlichtes Material zu präsentieren, um trotzdem eine vernünftige Gesamtspielzeit zusammen zu kriegen.

Zwar ist sein Programm "Noah war ein Archetyp", das auch schon fast drei Jahre lang gespielt wird, gar nicht mehr so neu, wie er es in seinem ersten Lied angekündigt hat, trotzdem war es für mich die erste Möglichkeit, dieses einmal live zu erleben. Bodo Wartke war mir bislang ausschließlich von seiner DVD bekannt, die ich im November letzten Jahres besprochen habe, seit dem ist er mir auch immer wieder mal bei YouTube begegnet. Von der DVD bin ich bis heute sehr begeistert, was die Qualität und die Aufmachung, aber auch zum Großteil die Darbietung auf der Bühne angeht. Aus diesem Grund hatte ich mich natürlich sehr auf den Auftritt von Bodo Wartke im Lustspielhaus gefreut. Diesmal musste ich mich aber ausschließlich auf Klavier-Kabarett einstellen, was in der ersten Hälfte auch wunderbar klappte. Bodo Wartke hatte sein Publikum sehr gut im Griff und der erste Teil verging wie im Fluge und war nach einer Dreiviertelstunde um 21:20 Uhr beendet. Während des Vortrages des Liedes "Judith" gab es auch noch ein kleines Highlight, als Bodo Wartke direkt zu Beginn von einem Bäuerchen überkommen wurde, das ihn total aus dem Konzept brachte, was die Folge hatte, dass er das Lied noch einmal komplett von vorne spielte.

Nach einer halben Stunde Pause ging es dann weiter und Bodo Wartke konnte das Publikum weiterhin mit zahlreichen seiner Liedern, Geschichten und Gedichten unterhalten. Bis dahin konnte er mit großartigen Songs und Beiträgen wie "Logik", "Regen", "Die Grätchenfrage" oder seine Liebeslieder, die alle nach Frauen benannt sind, für sehr gute Stimmung sorgen. Auch wenn Wartke einige sehr große Hits hat, die immer wieder funktionieren, sehr viel Spaß machen und auch bei der Masse gut ankommen, muss man sagen, dass es gerade bei den zahlreichen ruhigen Songs, die musikalisch zum Großteil wunderschön sind und woran man erkennen kann, dass Bodo Wartke ein großartiger Musiker ist, diverse Durchhänger aufkommen. Diese zahlreichen ruhigen Beiträge haben außerdem die Folge, dass große Teile des Programmes sehr eintönig herüber kommen, was vom scheinbar immer gleichen simplen Reimstil des Liedermachers noch einmal unterstrichen wird.

Nach diversen kleinen Durchhängern, die in der zweiten Hälfte immer mal wieder aufkamen, jedoch aber auch durch tolle Stücke wieder ausgeglichen wurden, näherte man sich bei der ersten Zugabe um 22:36 Uhr dem absoluten Höhepunkt der Show. Zuerst gab es für die Zuschauer einige alternative Fragmente zu schon bekannten Stücken. So führte Bodo Wartke seinen "Minnegesang" Andrea auf Mittelhochdeutsch auf, wobei er beim ersten Versuch aus Versehen die normale Version wieder gesungen hatte, bevor er dann noch einmal mit der Mittelhochdeutschen Variante neu startete. Danach folge eine alternative Version seines "Regen"-Liedes, das von einem Urlaub auf Rügen handelte und sehr gut bei dem " zum Großteil sehr jungen - Publikum ankam. Außerdem hat er die Noah-Geschichte noch einmal im Rahmen seines "Regen"-Liedes neu aufgearbeitet. Komplett durchgeschwitzt verabschiedete sich Bodo Wartke um 22:45 Uhr ein weiteres Mal von seinem Publikum, das so lang tobte, bis er eine weitere Zugabe spielte. Unter großem Jubel stimmte er sein "Ja, Schatz"-Lied an, das ohne frage eines seiner bekanntesten und prägnantesten Songs ist. Wartke verabschiedete sich ein weiteres Mal und musste aufgrund des großen Beifalles des Publikums ein weiteres Mal zurück kommen. Zum Abschluss spielte er dann noch sein Liebeslied, das er in zahlreichen verschiedenen Sprachen sang. Dabei waren unter anderem Italienisch, Französisch, Hollandisch oder Deutsch. Ohne, dass er mit dem Lied aufhörte, begann ein ausführlicher Diskurs mit dem Publikum. Er forderte die Zuschauer auf, noch Sprachwünsche zu äußern. Nach einem längeren Dialog mit den Zuschauern spielte er den Song noch einmal in Plattdütsch, Indisch, Latein und in der Wookie-Sprache, eine fiktive Sprache von Chewbacca aus den "Krieg der Sterne"-Filmen, was den Saal fast zum Überkochen brachte. Unter großem Applaus beendete er um 23:08 Uhr die Show und man kann sagen, dass der Abend " wie wohl fast immer bei Bodo Wartke " ein großer Erfolg war.

Das kann man unterm Strich so auch stehen lassen. Zwar hat Wartke nach oben hin noch die Möglichkeit, sich zu steigern, gerade was die verbesserungswürdigen Durchhänger und die Eintönigkeit angeht, die ich auch schon bei der DVD-Kritik zu "Noah war ein Archetyp" genannt habe, doch schon jetzt ist deutlich spürbar, dass Bodo Wartke ein Ausnahmekünstler ist, der das Potential hat, ganz neue Maßstäbe in der Liedermacher-Szene und im musikalischen Kabarett zu setzen. Ein Vergleich mit Heinz Erhardt wäre wohl übertrieben, andererseits sind Wartke und Erhardt jeweils Kinder ihrer Zeit, aus diesem Grund muss man so etwas differenziert betrachten. Fakt ist jedenfalls, dass Bodo Wartke mit seinen Stücken sehr gut bei der Masse ankommt und auch den Nerv der heutigen Zeit trifft, ohne dass der Humor, der Stil und die Musik nicht auch noch in zwanzig Jahren funktionieren würde. Der einzige Nachteil für Wartke ist, dass sein Humor und den Stil, den er pflegt, lediglich beim gebildeten Publikum voll zünden kann, die große Masse zu erreichen, wird dabei sehr schwer werden.

Sein Auftritt im Münchner Lustspielhaus war sehr gelungen, auch wenn Wartke weiterhin an sich und an seinem Programm arbeiten muss. Etwas anstrengend war auch die große Hitze, die an diesem Abend im Saal herrschte. Wartke, der im Anzug und eingegipsten Bein auf der Bühne stand und zusätzlich noch von zahlreichen Scheinwerfern beleuchtet wurde, hatte sichtlich damit zu kämpfen und machte mehrere Sauna-Andeutungen. Sehr schade war auch, dass man aus seinem "König Ödipus"-Programm diesmal nichts sehen konnte. Dies hätte für viel Abwechslung am gestrigen Abend gesorgt. Im Herbst möchte er diesen Programmpunkt bzw. die komplette "König Ödipus"-Show, die er dieses Jahr auf die Bühne gebracht hat, auch in München aufführen. Wir freuen uns drauf! (sk)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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