Die Ferienbande und das bumsfidele Geisterschiff

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Datum: 23.11.2008 | VÖ: 14.11.2008 | Herausgeber: WortArt | Kategorie: Hörspiel

Als Kind der 80er Jahre " geboren wurde ich 1984 " bin ich wie viele andere Kinder und Jugendliche meiner Generation auch mit vielen Hörspielen aufgewachsen. Neben Dauerbrennern wie "Benjamin Blümchen" oder "Meister Eder und sein Pumuckl" gehörten auch Jugendhörspiele wie "TKKG" oder vor allem auch "Die fünf Freunde" zu meinem Hörspiel-Reportaire. Während "TKKG" bei mir eher eine untergeordnete Rolle spielte, hörte ich die Hörspiele, die ich von den "fünf Freunden" hatte, immer wieder gerne an. Zu spannend und interessant waren die abenteuerlichen Geschichten, die von den fünf Freunden in ihren Ferien gemeistert werden. Auch heute machen diese Hörspiele noch sehr viel Spaß. Der Nostalgie- und Kultfaktor ist daran sicherlich nicht unschuldig. Bei genauerer Betrachtung muss man dabei aber zugeben, dass diese Hörspielreihen inhaltlich und technisch nicht immer einwandfrei sind. Die Geschichten sind immer wieder nach dem selben Muster gestrickt, die Erzählweise ist manchmal recht plump " Beispiel: da man bei Hörspielen nicht sehen kann, was passiert, wird in die Dialoge mit eingebaut, was die Figuren gerade sehen, damit der Hörer dies auch mitbekommt " und es wird mit Klischees nur so um sich geworfen. Beispiel TKKG: Die Bande besteht aus Tim, Karl, Klößchen und Gaby. Während Tim sportlich, intelligent und gut aussehend ist " nicht umsonst ist er der Anführer der Bande -, ist Klößchen dick, träge und trägt durch seine Tollpatschigkeit und seiner etwas langsameren Auffassungsgabe zum Unterhaltungswert bei. Gaby schaut gut aus und ist einfach das Mädchen in der Bande, die auch gerne mal entführt wird, wenn TKKG gerade dabei sind, einen Fall zu lösen. Karl ist der Schlaumeier bei TKKG und hilft mit seinem großartigen Gedächtnis und seiner guten Auffassungsgabe, so manchen Fall zu lösen. Die Gegenspieler sind Bösewichter unterschiedlichster Couleur, die man aber allesamt gut als Bösewichter erkennen kann. Wie im echten Leben sind sie allesamt Grobiane, gehören Randgruppen an und auch optisch sind sie wunderbar als Kriminelle zu erkennen.

So oder so ähnlich sind im Grunde alle dieser Jugendhörspiele im Abenteuerstil aufgebaut. Das alles bietet sich natürlich gerade zu an, parodiert zu werden. Das scheint auch das Comedyduo "Kai+Sven" gedacht zu haben, als sie im Jahr 2003 ihre Radio-Comedy-Reihe"Die Ferienbande" konzipiert haben. Gesendet wurden die kurzen Tracks über den Radiosender "YOU FM". Noch im selben Jahr hat man die erste lange Folge namens "Die Ferienbande und die entsetzlichen Ferien" auf CD veröffentlicht. Nach zwei weiteren Folgen, ist nun auch der vierte Teil "Die Ferienbande und das bumsfidele Geisterschiff" erschienen.

Ich kannte die Ferienbande bisher nur über die Online-Plattform "Myspace". Vor einiger Zeit habe ich mal in einen Track der Serie rein gehört und konnte mich nicht dafür begeistern. Die Titelmusik und die Sprecher der Hauptfiguren wirkten auf mich etwas zu sehr überdreht und schreckten mich eher ab. Aus diesem Grund bin ich mit wenigen Erwartungen an die neue Folge der Ferienbande heran gegangen. Doch anders als erwartet hat mich der vierte Teil vom Hocker gehauen " ohne, dass ich die ersten drei Teile zuvor gehört habe. Jetzt möchte ich aber erst einmal noch kurz auf den Inhalt eingehen.

Die Figuren der Ferienbande sind an die Figuren von TKKG (siehe oben) angelehnt. Bernd ist genau wie Tim bei TKKG der Anführer der Gruppe. Babsi ist das Mädchen, Bröckchen das Team-Mitglied, das gerne viel isst und Baul ist der Schlaubär im Bunde. Genau wie die "Fünf Freunde" hat die Ferienbande auch einen Hund im Team. Dieser trägt den Namen "Bambi". Natürlich sind die Figuren allesamt überzeichnet dargestellt, genau wie das gesamte Hörspiel.

In der Geschichte "Die Ferienbande und das bumsfidele Geisterschiff" terrorisiert ein mysteriöses Geisterschiff eine alte Dame. Als die Ferienbande davon erfährt, versucht sie, dem Geisterschiff auf die Schliche zu kommen. Doch Veränderungen, die sich in der Bande bemerkbar machen, erschweren das Vorhaben: Bernd hat Depressionen, Bröckchen beginnt eine Diät und Babsi wurde von ihrem Freund Dietmar verlassen.

Das Hörspiel zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es mit viel Liebe zum Detail inszeniert wurde und qualitativ hochwertige Ansprüche hat. Rein technisch ist es einwandfrei produziert und die 80 Minuten Spielzeit wurden mit einer interessanten und ausführlichen Geschichte gefüllt.

Die Witze und Anspielungen haben allesamt ein gewisses Grundniveau und wurden gut in das Hörspiel integriert. Es ist also nicht überladen und kann sowohl unterhalten als auch amüsieren. Die Geräusche, die Titelmelodie und auch die Zwischenmusik sind allesamt hochwertig und passend.

Das Beste an dem Hörspiel sind in meinen Augen aber die Sprecher. Die Figuren der Ferienbande sind mehr als Karikatur zu sehen. Sie sind akustisch sehr überzeichnet, gehen den Hörer aber nicht auf den Wecker, da die restlichen Rollen normal gesprochen wurden und das Überzeichnete bei den Figuren der Ferienbande so wieder ausgeglichen wird. Auch diesmal sind wieder hochkarätige Gastsprecher mit von der Partie. In kleinen Rollen sind Oliver Kalkofe als cholerischer und politisch unkorrekter Turnlehrer zu hören, sowie Badesalz als Geisterjäger John & Sinclair. Die beiden akustischen Highlights in dieser Folge sind Gisela Fritsch (Sprecherin von"Karla Kolumna" in der Hörspielserie "Benjamin Blümchen"), die die Industrielle Hella v. d. Osten-Sacken vertont, sowie Jens Wawrczeck (Sprecher von "Peter Shaw" in "Die drei Fragezeichen" oder "Spence" in der deutschen Synchronfassung der Sitcom "King Of Queens").

Auch optisch kann das Hörspiel überzeugen. Neben einem liebevoll gezeichneten Piraten-Cover, das auch als CD-Aufdruck dient, bekommt man noch ein ausführliches Beiheft geboten. Darin findet man neben einem ausführlichen Vorwort sämtliche relevanten Produktionsdaten, Steckbriefe der Ferienbande-Mitglieder, eine Dankesgrüße-Liste, eine Episodenauflistung und eine Trackliste. Es lohnt sich also, das Hörspiel auch direkt auf CD zu kaufen. So hat man eine wunderbare Ergänzung zu den akustischen Freuden und auch im Regal macht das Ganze einiges her.

"Die Ferienbande und das bumsfidele Geisterschiff" ist im vollen Umfang gelungen. Die Macher Kai Schwind und Sven Buchholz haben das Projekt mit merklich viel Herzblut umgesetzt. Der Humor ist intelligent, hintergründig, aber doch spritzig, offensiv und herrlich polistisch unkorrekt. Diese Genre-Parodie zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass man nicht nur Wert auf die Parodie gelegt hat, sondern auch den Handlungsstrang nicht vernachlässigt hat. Der Witz gibt hierbei natürlich den Ton an, aber man hat das Hörspiel mit Anspielungen und Gags glücklicherweise nicht überladen. Auch wenn viele der lustigen Dialoge und Anspielungen auf das Jugendhörspiel-Genre angelegt sind, hat man auch als Laie sehr viel Spaß mit der Ferienbande. Der Witz funktioniert auch, ohne, dass man dieses Hörspiel-Genre kennt.

Zwar wollen die Macher aus der Ferienbande keine ausführliche Hörspielserie machen, da man die Parodie, immer wieder die selben Geschichten zu erzählen, nicht selbst am Ende praktizieren will, wünschenswert wären weitere Fortsetzungen aber. (sk)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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