Grimm - Der eisige Hauch (Band 1)

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Datum: 15.06.2014 | VÖ: November 2013 | Herausgeber: Cross Cult | Kategorie: Roman

Zwischen der recht erfolgreichen Ausstrahlung der ersten beiden Staffeln von "Grimm" und der Anfang Mai angelaufenen dritten Staffel auf dem Privatsender VOX erschien mit "Grimm " Der eisige Hauch" der erste Roman zur Serie im CrossCult-Verlag. Der texanische Science-Fiction Schriftsteller John Patrick Shirley, welcher auch Drehbücher für Serien wie "Star Trek" oder den Kultfilm "The Crow" verfasste, ist der Autor der auf der Serie basierenden Geschichte. Sowohl Serie als auch Roman kombinieren alte nordische Sagen und die Märchen der Gebrüder Grimm mit der Moderne und erzählen die Geschichte der Wesen und der Grimms.

Die sogenannten "Wesen" sind dabei Menschen, welche sich in diverse märchen- oder sagenähnliche Gestalten wie zum Beispiel Werwölfe, Hexen oder Drachen verwandeln können und dann besondere Eigennamen wie "Blutbader", "Hexenbiest" oder "Feuerteufel" erhalten. Einige Wesen wie der Troll oder der Oger werden auch direkt und namentlich aus der Mythologie übernommen. Die Wesen leben verdeckt durch ihre menschliche Gestalt innerhalb der Gesellschaft und zeigen ihr wahres Gesicht nur selten. Dabei gibt es sowohl böse als auch gute Wesen " beide können aufgrund ihrer besonderen Art dabei mit den Menschen und deren Gesellschaft kollidieren. Die "Grimms" sind die Gegenspieler der Wesen, welche die wahre Natur ihres Gegenübers erkennen können, ohne dass dieser sich verwandeln muss. Sie verfügen zudem über übermenschliche Fähigkeiten, welche sie im Kampf gegen die Wesen einsetzen.

Im Mittelpunkt des Romans wie auch der Serie steht Detective Nicholas "Nick" Burkhardt, der gleichermaßen als Grimm und Polizist in "speziellen" Mordfällen ermittelt. Dabei steht ihm sein Partner Hank Griffin zur Seite, welcher als Mensch in die Geheimnisse der Wesenwelt eingeweiht ist. Der Vorgesetze der beiden ist Captain Sean Renard, seinesgleichen ein Hexenbiest. Die Absichten dieser Figur sind relativ undurchsichtig, wenngleich er als Captain der Polizei von Portland auf der guten Seite kämpft. Außerdem arbeiten die beiden Detectives häufig mit dem werwolfähnlichen Wesen Eddie Monroe, der seinem Leben als Blutbader entsagt hat und dessen Freundin Rosalie Calvert " einem Fuchsteufelweibchen " zusammen. Eine weitere Hauptfigur ist Juliette Silverton, die Freundin des Grimms Nick Burkhardt. Die prekäre Liebesgeschichte zwischen Nick und Juliette bringt, neben der primären Story, als Nebenhandlung eine gewisse Romantik und Dramatik in die Geschichte.

Während sich die ersten beiden Staffeln der Serie vorranging mit von Wesen verübten Morden befassen, da diese aufgrund ihrer Art unabsichtlich mit der Gesellschaft der Menschen in Konflikt geraten, verlegt sich der Roman auf eine andere Art von Wesen und beschreibt die Machenschaften einer durchweg bösen Wesen-Organisation namens "La Caresse Glacée" (deutsch: Der eisige Hauch). Dieses Kartell hat es sich zum Ziel gemacht alle Grimms zu töten und die Menschen durch die Unterwanderung der kriminellen Szene mit Hilfe von Drogen und Zwangsprostitution zu beherrschen. Dabei spielt eine uralte Fehde zwischen einer Todesdogge und einem Grimm, die zu Napoleons Zeiten ihren Anfang nahm, eine wesentliche Rolle. Durch Rückblenden in Kapitelform werden dem Leser im Roman Informationen aus der Vergangenheit näher gebracht. Im Gegensatz zur Serie steht in der Nebenhandlung auch nicht Hanks oder Juliettes Einführung in die Wesen-Welt bzw. deren konfliktgeladene Konfrontation mit eben dieser im Vordergrund. Dafür erfährt der Leser mehr über den gewitzten Monroe und die Gründe für seine Entscheidung als vegetarischer Blutbader und gutes Wesen zu leben. Die Handlung rund um das Kartell "Der eisige Hauch" ist dabei eng mit Monroes Vergangenheit verknüpft.

Die Differenz zwischen Serie und Roman erklärt sich durch die zeitliche Einordnung des Buchs zwischen die Staffeln der TV-Serie: Das Buch beginnt inhaltlich nach der zweiten Staffel und leitet so Staffel drei ein. Durch diesen schlauen Kniff werden im Roman nicht die Inhalte der Serie wiederholt und der Autor vermeidet seine Leser durch Langeweile abzuschrecken. Romane zu Fernsehserien sind grundsätzlich eine schwierige Angelegenheit. Zum einen kann ein Buch zur Serie eingefleischten Fans diverse Hintergrundinformationen vermitteln. Der Roman "Grimm " Der eisige Hauch" erfüllt dieses wünschenswerte Kriterium durchaus und arbeitet die Ursprungsgeschichte der Grimms und der Wesen auf. Das garantiert eingefleischten Grimm-Fans einen gewissen Mehrwert und vor allem ein besseres Verständnis der Zusammenhänge, die dem Fernsehzuschauer bisher verborgen blieben.

Die Gefahr, dass im Buch die Authentizität der Charaktere verloren geht, wird dadurch vermieden, dass die Charaktere direkt aus der Serie übernommen wurden und entsprechend nah an den Figuren aus der TV-Serie angelegt sind. Somit ist eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Personen im Buch überflüssig. Gleichermaßen ist der Roman durchaus einsteigerfreundlich und auch für Grimm-Neulinge, aufgrund der eingängigen und relativ anspruchslosen Schreibweise, leicht zu verstehen.

Wenngleich eine detailreiche Darstellung der Figuren auch für den unbedarften Leser nicht notwendig ist, könnte der Roman dadurch " bezogen auf Spannung und Anklang " jedoch wesentlich aufgewertet werden. Leider kommen die Charaktere so erst dann richtig zur Geltung, wenn man das Konterfei aus dem Fernsehen kennt. Zudem sucht auch der TV-Zuschauer den Witz und den Charme der einzelnen Figuren in der TV-Serie im Buch vergeblich. Zwar versucht der Autor John Shirley diesen durchaus umzusetzen und die Figuren ähnlich wie in der Serie agieren und sprechen zu lassen, doch bleibt gerade der Humor des eigentlich schlagfertigen Monroes dabei auf der Strecke.

Für Grimm-Fans ist der Roman dennoch ein absolutes Muss, da er Zusatzinformationen beinhaltet, die in der Fernsehserie so nicht veranschaulicht werden. Auf dem Buchcover befinden sich zudem die beiden Hauptdarsteller der TV-Serie " David Giuntoli alias Nick Burkhardt und Russel Hornsby alias Hank Griffin " was entsprechenden Serienkennern sofort ins Auge sticht. Der Klappentext lässt auf einen spannenden Kriminalroman mit Fantasy-Elementen hoffen und ist daher ebenfalls für Fantasy-Leser und Märchenfans zu empfehlen. Auch Neueinsteiger erwartet " trotz des erwähnten Mankos " durchaus ein amüsantes Lesevergnügen, da der Roman keinesfalls auf die Zielgruppe der Fernsehzuschauer beschränkt ist. Allerdings sollte die Erwartung an den ersten Grimm-Roman nicht zu hoch angesetzt werden: Durch die beabsichtigte An- und Eingliederung an die TV-Serie bzw. in die Staffelreihenfolge derselben wird der Spannung, der Dramatik und der Unvorhersehbarkeit der Handlung leider nur eine periphere Rolle zugewiesen. Der Roman "Grimm " Der eisige Hauch" zur gleichnamigen Fernsehserie bietet daher lediglich seichte Unterhaltung, kann aber durchaus zur Entspannung oder aber als Zusatzinformation zur Fernsehserie gelesen werden.
(mb)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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