Michael Dissieux: Graues Land

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Datum: 18.08.2013 | VÖ: 10.12.2011 | Herausgeber: Luzifer Verlag | Kategorie: Roman

Harv ist ein alter Mann, der mit seiner bettlägerigen Frau Sarah zurückgezogen in den einsamen Hügeln der Provinz von Massachusetts lebt, als eine unvorstellbare Katastrophe über die Menschheit hereinbricht: Durch terroristische Angriffe werden ganze Städte ausgerottet, die Kommunikationswege brechen zusammen, und grauenhafte Monster beginnen, ihr Unwesen zu treiben. Abgeschnitten von der Außenwelt, muss sich Harv in der "grauen" apokalyptischen Welt zurechtfinden und vor allen Dingen seine Frau schützen, die in einem fortgeschrittenen Stadium der Demenz von seinem Schutz und seiner Pflege abhängig ist…

Michael Dissieux‘ "Graues Land" ist ein 270 Seiten umfasender Endzeitroman mit einer ungewöhnlichen und sehr reizvollen Grundidee: Im Vordergrund steht nicht das Schicksal der üblichen jugendlichen Helden, sondern ein altes Ehepaar, eine Frau, die dem Tod näher ist als dem Leben, und ein Mann, der die 70 überschritten hat und zu großen Heldentaten auch körperlich nicht mehr fähig ist. Die Umsetzung krankt aber leider daran, dass Dissieux sich nicht restlos überzeugend in seinen Ich-Erzähler (Harv) hineinversetzen kann; seine Rückblicke in die Vergangenheit wirken sehr klischeehaft. Zudem ist das Erzähltempo deutlich zu langatmig ausgefallen, da sich nicht nur die Handlungen, sondern auch die Gedanken des Protagonisten in teilweise recht ermüdender Weise wiederholen.
Dem Buch vorangestellt ist ein Zitat nach Stephen King, das sich wie ein Leitsatz durch Dissieux‘ Werk zieht. Mehr noch als H.P. Lovecraft, der ebenfalls erwähnt wird, scheint sich Dissieux bei der Gestaltung des Schauplatzes und der Figuren an King angelehnt zu haben, ohne allerdings dessen erzählerische Brillanz zu erreichen, mit der King mühelos 500-Seiten-Bände füllen konnte, ohne seinen Spannungsbogen überzustrapazieren. Viele Überraschungseffekt, deren Auflösung in die Länge gezogen wird, zünden einfach nicht: bestes Beispiel ist vielleicht das Auftauchen des (vermeintlich) rettenden Helikopters, in dem Harv ein fliegendes Monster zu erkennen glaubt, während dem Leser längst klar ist, um was es sich handeln muss. Wenn schon das Ende nicht sonderlich originell ist, so weckt die am Schluss überraschend aufgegriffene Rahmenhandlung zumindest Neugier auf die Fortsetzung, die im August 2012 dann auch erschienen ist: "Graues Land " die Schreie der Toten".

Fazit: Michael Dissieux‘ "Graues Land" ist ein Roman, an dem Endzeit-Fans und Stephen-King-Adepten ihre Freude haben könnten, sofern sie über einige Längen hinweg lesen können. Gerade für jugendliche Leser könnte das Buch ein nettes Geburtstagsgeschenk sein.

Wie üblich beim Luzifer-Verlag ist das Softcover (Timo Kümmel) ausnehmend schön gestaltet. Im Innenteil finden sich einige Schwarz-Weiß-Bilder, die den Text atmosphärisch ergänzen. (df)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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