Die Kunst sich die Schuhe zu binden

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Datum: 10.01.2013 | VÖ: 29.01.2013 | Herausgeber: Ascot Elite Home Entertainment | Kategorie: Film

Alex ist ein Verpeiler wie er im Buche steht: er hält sich nicht an das Drehbuch und fliegt beim Theater raus, er versetzt Freundin und Tochter immerzu und fliegt zuhause raus. So sitzt er nun ohne alles da und muss seinen Bruder um ein paar Tage Obdach anbetteln und irgendwie einen Job und eine Bleibe finden. Der emotionslose Herr von der Arbeitsvermittlung gibt Alex zu verstehen, dass ein erfolgloser Schauspieler als unqualifizierter Arbeiter gilt und damit eigentlich keine Aussicht auf irgendeine Anstellung hat. Allerdings taucht da doch eine möglicherweise geeignete Stelle auf und diese ist sogar mit einer Dienstwohnung verbunden: Assistent einer Betreuerin geistig Behinderter. Alex sagt sofort zu, ohne vielleicht genau zu wissen, was ihn erwartet und beginnt seine neue Arbeit wie er die alte beendete: mit Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit, aber langsam findet er sich in die Gruppe - mit mehr Elan als es der eigentlichen Betreuerin lieb ist. Sie propagiert feste Routinen und klare Regeln für einen ruhigen Tagesablauf. Alex will aber viel lieber für Kurzweil und Abwechslung sorgen und versteht schon gar nicht, weshalb die Gruppe seit acht Jahren das Binden von Schnürsenkeln übt, wenn es doch auch Schuhe mit Klettverschlüssen gibt.
Alex' frischer Wind beschert ihm Sympathien in der Gruppe, aber "rger bei der Leitung, denn immer wieder kommt es zu kleinen oder großen Vorfällen, sodass sofort die Eltern der Gruppenmitglieder zur Pflegeleitung gerannt kommen und sich über Alex beschweren. Dieser kann jedoch nicht einfach Schema F mit der Gruppe fahren, vor allem nicht, als er merkt, dass seine neuen Freunde Spaß am Singen haben und Lust auf einen kleinen Bühnenauftritt bekommen. Diese fixe Idee bringt so richtig "rger, doch was die Gruppe wirklich will, scheint bei all dem Gezeter keiner außer Alex wirklich wissen zu wollen.

"Behindert ist man nicht, behindert wird man." Leider kommt der Film nicht ohne diese Phrase aus, aber immerhin wird sie vom nicht ganz reflektierten Alex ausgesprochen, als er seine Entwicklung vom Saulus zum Paulus abgeschlossen zu haben scheint. Ansonsten geht der Film recht entspannt mit dem Thema geistiger Behinderung um und lässt nur hier und da Anklingen, wie es für manche Menschen darum geht, sich eher einer lästigen Angelegenheit zu widmen, statt Zugänge zu den Betroffenen zu suchen und mit ihnen hier Leben zu gestalten statt für sie.
Die doppelte Entwicklung hin zum Guten - Alex lernt Verantwortungsbewusstsein, die Gruppe wird menschlich ernst genommen - lässt den Film schon zu einem kleinen Heilewelt-Kammerspiel werden, bei dem sich dann einige Sachen recht einfach und selbstverständlich fügen, um dem Plot zu dienen. Stärken muss man bei diesem Film leider suchen. Vielleicht ist es die generell entspannte Stimmung und die ehrliche Lust auf Ungezwungenheit im Zusammensein. Trotzdem sind die Handlung flach und die Elemente alles andere als originell.
Hierbei handelt es sich um eine nettes, kleines Filmchen, dem aber der Mut zur Pointierung in seiner intendierten Aussage fehlt. Eine Empfehlung möchte ich daher nicht wirklich aussprechen.

Die DVD bietet als Besonderheiten auch nur ein Wendecover und eine Handvoll Trailer. (mp)

Wertung: 3 von 10 Punkten (3 von 10 Punkten)

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