Mutter muss weg

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Datum: 31.12.2012 | VÖ: 12.10.2012 | Herausgeber: Studio Hamburg | Kategorie: Film

"Mutter muss weg". Dieser Titel provoziert die Phantasie und die Erwartungen des Zuschauers in vielfacher Hinsicht. Nach dem Drehbuch von Marc Terjung entstand unter der Regie von Edward Berger beim ZDF ein Fernsehfilm mit dem Anspruch, eine "Schwarze Komödie" zu sein.

Die Story basiert auf dem uralten "Mutter-Sohn Konflikt" und der sich, nie richtig von der Mutter abgenabelten späten "Muttersöhnchen"-Thematik. Tristan (Bastian Pastewka) ist von einem Kindheitserlebnis am See und dem recht freizügigen Lebenswandel seiner Mutter, der Aufklärungsikone Hannelore (Judy Winter), seit Jahren traumatisiert. Er ist unfähig, einen vernünftigen Platz im Leben zu finden, im Beruf, als auch im Privaten. In zahlreichen Sitzungen bei seiner Psychiaterin (Karoline Eichhorn) wird Tristan nachdrücklich bewusst, dass seine Probleme endlich einer Lösung bedürfen und er sein eigenes Leben beginnen muss. Nachdem sich Mutter Hannelore nicht auf seine neuerliche Geschäftsidee, altertümliche Puppenhäuser vermarkten zu wollen einlässt, ist er total frustriert und lässt sich in einem Kneipengespräch unter Männern auf Josips Vorschlag ein, seine Mutter gemeinsam zu beseitigen. Damit wären für Tristan alle Probleme, inklusive der finanziellen dauerhaft gelöst.

Aus dieser Konstellation entwickelt Marc Terjung ein auf Pastewka zugeschnittenes Drehbuch, voller Überraschungen im Handlungsverlauf und den sich ständig ergebenden Irritationen zwischen Fiktion und Realität. Pastewka ist als Schauspieler brillant, ebenso seine Partnerin Judy Winter. Man erwartet Pastewka in den bekannten, ihn immer weiter nach unten gezogenen "Loser" Darstellungen. Irgendwie scheint er dieses Image zu mögen und auch hier zu pflegen. Nachdem Tristan klar wird, dass Töten keine Lösung seiner Probleme darstellt und er seine Mutter dennoch liebt, will er den an den Auftragskiller Josip gegebenen Mordauftrag stoppen. Das misslingt gründlich. Er wird selbst aktiv. Kurzerhand zieht er mit ihr in ein Kurhotel und vermutet hinter allem und jedem den potentiellen Mörder seiner Mutter. Die sich daraus ergebenden Situationen erfüllen teilweise wieder die "Pastewka-Klischees".
Das Ende von "Mutter muss weg" ist so verrückt, wie die gesamte Story. Total Schwarzer Humor eben. Dennoch fällt es mitunter schwer, den im Film ständig wechselnden Bewusstseinsebenen Tristans zu folgen. Dieses dramaturgisch wichtige Grundprinzip führt zu den notwendigen inhaltlichen Handlungssprüngen in Terjungs Drehbuch. Die filmische Umsetzung zeigt überwiegend perfekt gemachtes Regiehandwerk. Mitunter poltert man unvermittelt in das nächste Chaos hinein.

Die Rollen wurden optimal besetzt. Judy Winter ist kraftvoll und gnadenlos überzeugend. Bastian Pastewka zelebriert die Marotten Tristans und teilweise wohl auch seine eigenen. Rosalie Thomass schafft es Tristan aus seiner Isolation zu befreien- oder vielleicht doch nicht? Das Herauszufinden ist die alleinige Aufgabe des Zuschauers.
Der Film ist ab FSK 12 empfohlen. Wegen der Irrungen und Wirrungen im Film, als auch mancher "Gewaltdarstellung", erscheint das als untere Grenze notwendig zu sein. Das Cover enthält wesentliche Informationen. Es gibt kein Booklet, dafür einen Bonus. Dieser enthält ein Exklusiv-Interview und Set-Rundgang mit Bastian Pastewka und diversen Film-Trailern.

Bild- und Ton sind in den gegenwärtig üblichen Formaten. Das DVD Menü ist übersichtlich und leicht anzuwählen.
Alles in allem ist dieser Film schon wegen der schauspielerischen Leistungen Judy Winters sehenswert. Ob man ihn sich dennoch mehrmals ansehen muss, dass obliegt der Entscheidungsgewalt jedes einzelnen Zuschauers. (al)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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