Mad Dogs - Sie machen Urlaub... In der Hölle

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Datum: 20.10.2012 | VÖ: 28.09.2012 | Herausgeber: Polyband/WVG | Kategorie: Serie

Die vier Freunde Rick, Baxter, Woody und Quinn besuchen ihren gemeinsam Freund Alvo, der auf Mallorca Karriere gemacht hat und in einer schicken Villa lebt. Eigentlich wollen die vier Männer in den Mit-Vierzigern nur Urlaub machen und an die alten Zeiten anknüpfen " noch einmal richtig einen drauf machen, bevor das mittlere Alter sie endgültig einholt. Doch dann läuft alles vollkommen aus dem Ruder.

Liest man den Klappentext auf der Rückseite der DVD-Hülle erwartet man vorerst eine Mischung aus "Hangover" und einer eher seichten Variante von "Blow" " eine einfache Komödie mit typisch kriminellen Einflüssen. Beginnt man dann aber mit dem Schauen der ersten Folge wird diese Erwartung sehr schnell übertroffen. Im Gegensatz zu der erwarteten flachen Handlung wird man von einer durchdachten, filmisch sehr gut umgesetzten (um einiges besser, als man es von einer Serie gewohnt ist) Story mit Hintergrund und Überraschung, makaberem Witz und todernster Lebensphilosophie überrascht. Relativ schnell wird klar, dass die vier "Dogs" keinen Urlaub á la "Hangover " zwanzig Jahre später" erleben werden, sondern einen Alptraum, der ihr Leben für immer verändern wird " sofern sie ihn überleben.

Alvo, der seinen Reichtum auf dubiose Weise erworben hat " wie nach und nach immer deutlicher wird " hat nichts besseres zu tun, als seine Freunde aus Collegezeiten zu provozieren, fertig zu machen und ihnen vorzuführen, wie langweilig, verlogen, einsam und banal ihr Leben eigentlich ist. Trotzdem vermacht er ihnen seine Villa. Viel Zeit bleibt ihm für seine Psycho-Spielchen allerdings nicht, da er schon in der ersten Folge auf groteske Weise durch eine Miniaturausgabe von Tony Blair mehr oder minder unfreiwillig aus der Welt der Lebenden verbannt wird. Plötzlich sind die vier "Dogs" auf der Ferieninsel auf sich allein gestellt und finden sich in einer Welt wieder, die so rein gar nichts mit ihrem bisherigen Leben gemein hat. Das Urlaubsparadies Mallorca wird zu der Hölle auf Erden.

In knackigen 45-Minuten-Folgen wird der Zuschauer in die Welt des Drogenhandels, der Korruption und Gewalt geworfen und kann doch nicht umhin sich darüber zu amüsieren. Die vier so unterschiedlichen und doch irgendwie gleichen Charaktere der Freunde prallen dabei immer wieder aufeinander und voneinander ab. Neben der eigentlichen Story, die sich um ein luxuriöses Boot, abgehackte Extremitäten, einen Haufen Kokain und drei Millionen Dollar und eine hübsche mallorquinische Polizistin dreht, führen sich die vier Männer im besten Alter immer wieder gegenseitig ihre eigenen Fehler vor Augen und decken Geheimnisse auf, die vielleicht besser verborgen geblieben wären. Damit vollenden sie das, was Alvo nicht mehr zu Ende bringen konnte: Sie konfrontieren sich selbst mit ihrer eigenen Wahrheit, bestehend aus verkorksten Jobs, unmöglichen Familienkonstellationen und "situationen und einer keinesfalls beneidenswerten Vergangenheit mit Erinnerungen an Drogensucht, verlorene Liebe und verpatzte Studienabschlüsse. Dabei begreifen sie, wer sie eigentlich sind: "Wir sind keine Ganoven, wir sind ganz normale Spießer" (Philip Glenister alias Quinn, 2. Folge) und was sie wirklich suchen: "Wir wollten alle etwas wieder finden. Deshalb sind wir hier, stimmts?" (Max Beesley alias Woods, Folge 2).

Die Aufmachung der DVD-Hülle scheint der Story der britischen Serie, welche seit Februar 2011 ziemlich erfolgreich in Großbritannien (Sky) ausgestrahlt wird (seit September 2011 auch in Deutschland auf RTL Crime zu sehen) und nicht ohne Grund die FSK-Beschränkung 16 Jahre unterliegt, keinesfalls gerecht zu werden. Der Klappentext ist zu banal, das Cover fast genauso spießig wie das Leben der vier Hauptfiguren. Doch vielleicht ist es gerade das, was die Hülle, welche 2 DVD's mit jeweils zwei Staffeln beinhaltet, auf den ersten Blick vermitteln soll " leider macht sie damit keine Werbung für sich selbst. Auch das Menu ist entsprechend einfach gehalten, jedoch braucht diese Serie " hat man begonnen sie zu schauen " auch kein aufwändig gestaltetes Menu. Die durchlaufenden Bilder reichen völlig aus. Ton- und Bildqualität sind absolut zufriedenstellend und nicht zu beanstanden. Ein kurzes, aber knackiges Making Of auf der zweiten DVD " nur knapp 30 Minuten lang " erzählt interessierten Zuschauern ein wenig zur Hintergrundgeschichte. Man schaut es sich gerne an und begreift dann vielleicht ein wenig mehr, wie solch eine skurrile Geschichte entstehen konnte. Vom ersten Eindruck der DVD sollte man sich jedoch keinesfalls täuschen lassen.

Alles in allem lässt sich sagen, dass man nach dem Schauen der ersten Staffel schon fast bedauert, dass "Mad Dogs" "nur" eine Serie und kein Film ist " entsprechende Qualität ist sowohl durch Story, als auch durch die filmische Umsetzung mit ungewöhnlichen Kameraperspektiven, verwirrenden Szenenwechseln und belebenden Kameraoptionen mehr als gegeben. Andererseits macht die erste Staffel Lust auf mehr und insofern ist die Geschichte wiederum gut für eine Serie geeignet. Trotz der dramatischen Geschichte beinhaltet "Mad Dogs" eine herzerfrischende Komik " man möchte zum Teil weder hinschauen, noch lachen und doch gruselt man sich und ist amüsiert. Um es mit den Worten Philip Glenisters (Making Of) auszudrücken: "Mad Dogs ist wie ein Porno, nur ohne Sex".

Es ist schwierig die Serie einem Genre zuzuordnen " man bekommt eigentlich alles, was man am liebsten in einem Stück haben möchte und doch so selten zusammen bringen kann: Komik, Gewalt, das einfache Leben mit seinen Höhen und Tiefen, Kriminalität, Sex (zumindest kurz), Mord, Freundschaft, Korruption und Liebe. Am besten trifft es vielleicht noch die Bezeichnung: Schwarze Komödie im Kleid eines Thrillers. Fest steht, welchem Genre auch immer diese Serie zugeordnet werden kann: Sie ist in jedem Fall sehenswert! Und dabei beginnt alles doch nur mit einer toten Ziege in Alvo's Pool. (mb)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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