Auch Ninotschka zieht ihr Höschen aus

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Datum: 30.06.2012 | VÖ: 13.05.2011 | Herausgeber: UIG | Kategorie: Film

Es ist schon eine Weile her, dass ich die letzte Sexfilm-DVD-Veröffentlichung rezensiert habe. Nachdem die "Erotik Classics"-Reihe soweit vollständig veröffentlicht ist und in nächster Zeit erst einmal Zusammenstellungen verschiedener bereits veröffentlichter Filme geplant sind, kommt von den anderen Firmen leider auch nicht mehr viel Neues. Das mag wohl einerseits am eher unterdurchschnittlichen Kundeninteresse liegen, andererseits aber auch an der Tatsache, dass der Großteil der deutschen Sexfilme der 70er Jahre mittlerweile schon veröffentlicht wurden. Nur noch wenige Ausnahmen gibt es, so beispielsweise bis vor kurzem auch "Ninotschka zieht ihr Höschen aus". Dieser Film war lange Zeit nicht erhältlich, bis er dann im Jahr 2011 erstmals von "UIG" auf DVD veröffentlicht wurde. Die Firma moviemax München stellte uns nun ein Rezensionsexemplar dieses Sexfilm-Klassikers zur Verfügung.

Der Inhalt ist wie üblich schnell zusammengefasst: Ein russischer Kommissar reist mit drei "braven" (was sie natürlich nicht sind) Russinnen nach München, um dort neue Kunden auf einer Landwirtschaftsmesse zu gewinnen. Aufgrund der umtriebigen Begleitung wird er jedoch schnell mit einem Wiener Zuhälter verwechselt, der ebenfalls mit drei Damen in München unterwegs ist.

Die Hauptrollen sind mit Rinaldo Talamonti, Franz Muxeneder, Elisabeth Volkmann und Jürgen Padalewski prominent und gut besetzt. Hinzu kommen viele weitere Darsteller, die man gerade aus dieser Zeit in erster Linie aus dem Sexfilm- bzw. Klamauk-Genre kennt: Leopold Gmeinwieser, Ingeborg Moosholzer, Alexandra Bogojevic, Britt Corvin, Hasso Preiss, Edgar Wenzel oder Raoul Retzer.

Das Besondere an dem Film ist die Zeit in dem er spielt, nämlich die 20er Jahre. Das alte Outfit der Figuren und die zeitgenössischen Witze und Anspielungen, gerade in Bezug auf den Kommunismus und Kapitalismus sind sehr lustig und unterhaltsam. "Auch Ninotschka zieht ihr Höschen aus" ist natürlich ein Sexfilm mit entsprechenden Szenen und der Witz ist eher den Klamauk zuzuordnen, aber man merkt einfach, dass der Regisseur Claus Tinney wusste was er machte und das machte er gut. Ich möchte nicht von Herzblut oder Liebe im Detail sprechen, aber man merkt einfach, dass der Film nicht einfach nur herunter gekurbelt wurde und man zumindest für die Zielgruppe einen funktionierenden Film machen wollte. Und das hat Tinney auf ganzer Linie geschafft. "Auch Ninotschka zieht ihr Höschen aus" ist ein Sexfilm der als Sexfilm wunderbar funktioniert. Er zeigt viel nackte Haut, gutaussehende Frauen, lustige Dialoge, Situationskomik, Klamauk und ein 70er-Jahre-Flair das gerade in Bezug auf die Tatsache, dass der Film in den 20er Jahren spielen soll, herrlich anzusehen ist. Denn aufgrund des eher kleinen Budget konnte man keinen großen Kostümfilm produzieren, von daher sind die Kostüme zwar authentisch, wirken aber eher wie in einem simplen Theaterstück. Und wenn die jungen Frauen in ihrem 20er Jahre Outfit dann durch das München der 70er Jahre laufen, ist es einfach nur lustig anzusehen. Natürlich hat das Filmteam versucht das so dezent wir möglich raus kommen zu lassen, dass der Film in den 70er Jahren gedreht wurde, aber genau das macht den Reiz an der Sache aus.

Hinzu kommen die Schauspieler die ihre Figuren wirklich toll spielen. Allen voran mal wieder Rinaldo Talamonti, der einen riesen Spaß an seiner Rolle hat und sie entsprechend rüber bringt. Weiter geht es mit Franz Muxeneder, der am Ende aber dann doch zu wenig zu sehen ist oder auch Walter Feuchtenberg der einen typischen Preußen ("Haben Sie jedient?!") spielt und das so herrlich rüber bringt, dass es für so manche Lacher sorgt. Natürlich spielen sich die schauspielerischen Leistungen oftmals eher im karikativen Bereich ab, aber so muss das eben sein im Klamauk- und Sexfilm-Genre. Für dieses Genre ist dieser Film ohne Frage eine Empfehlung wert.

Leider werden diese Filme in den seltesten Fällen in guter Qualität auf DVD veröffentlicht. Gerade UIG ist eine Firma, die offenbar nur das Nötigste zu machen scheint. Dazu gehört ein einigermaßen ansprechendes Titelbild zu gestalten und den Film in voller Länge auf DVD zu pressen. Das wars. So hat man es auch hier wieder gemacht. Das Cover ist ganz gut gelungen, ansonsten findet man nur wenig Text auf der Hülle und dieser Text ist dann auch noch fehlerhaft, wenn Namen von Schauspieler z.B. falsch geschrieben werden. Auf der Rückseite der Hülle findet man einige Fotos und die wichtigsten Eckdaten zur DVD und zum Film. Das Innenleben ist sehr mager ausgestattet, man findet im Grunde nur die DVD-Scheibe, die noch einmal ein Bild zeigt, welches man schon auf der Vorderseite der Hülle finden kann. Auf ein Beiheft oder ein Werbezettelchen, damit zumindest etwas mehr Leben in der Hülle aufkommt, hat man komplett verzichtet. Das Menü der DVD schaut aus, als hätte man es privat zu Hause am PC gemacht. Neben einem Bild aus dem Film gibt es nur die "Film starten"-Funktion. Keine Extras, keine Vorschau-Filme, keine Biographien und keine Bildergalerie. Von Untertitel für Hörgeschädigte, Gespräche mit Darstellern oder sonstigen Besonderheiten einmal ganz zu schweigen. Die Bild- und Tonqualität des 82-minütigen Filmes sind in Ordnung, auch wenn man während des Filmes Stellen zu Gesicht bekommt, die deutlich schlechter aussehen als der Rest des Streifens. Außerdem muss man berücksichtigen, dass der Film knapp 40 Jahre alt ist und keine besonders große Restaurierung stattgefunden hat. Schmutz im Bild und kleine Fehler sowie ein bisschen Rauschen im Ton ist deshalb vorhanden, aber absolut akzeptabel.

Freunde des Genres haben mit "Auch Ninotschka zieht ihr Höschen aus" die Möglichkeit einen wahren und lange Zeit nicht erhältlichen Klassiker zu erwerben. Wer Taltmonti, Muxeneder und co. mag und auf den Humor dieser Filme steht, liegt hier genau richtig. (sk)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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