Nach mehr als einem Vierteljahrhundert in der staubigen Versenkung von Film-Archiven, kehrt ein Klassiker des Horrorfilms nun endlich wieder offiziell und legal auf die Bildschirme in deutschen Haushalten zurück " zumindest für Volljährige. Dank Turbine Media Group kommt das texanische Blutgericht, am 16. März 2012, erstmals ungeschnitten und komplett synchronisiert auf den deutschen Markt. 1985 gerichtlich in Deutschland beschlagnahmt, gelang es den Münsteranern 2011 einen "Freispruch" zu erwirken und die Indizierung damit aufzuheben. Aus Sicht der Fan-Gemeinde sicherlich ein längst überfälliger Vorgang. Brachte Turbine Medien 2009 bereits in den Nachbarländern Österreich und Schweiz eine 3-Disc-Edition in die Ladenregale, setzt man für den deutschen Markt noch einen drauf, veröffentlicht mit der Ultimativen Sammler-Edition ein Blu-ray/DVD Box-Set (eine Blu-ray und drei DVDs).

Bevor ich jedoch weiter auf das Schmuckstück und seinen sehenswerten Inhalt eingehe, wenden wir uns zunächst einmal der Story zu: Die Geschwister Sally und Franklin brechen mit ihren Freunden Pam, Jerry und Kirk auf, das Haus ihres verstorbenen Großvaters zu besichtigen. Franklin ist, als körperlich Herausgeforderter, auf einen Rollstuhl angewiesen. Um diesen und das Gepäck mitzuführen, starten die fünf jungen Leute mit einem VW-Bus, der ihnen ausreichend Platz bietet. Zwischenzeitig nehmen sie auch einen Anhalter mit, der jedoch, nachdem er sich selbst und Franklin mit dem Messer verletzte, wieder auf die Straße befördert wird. Schließlich wird das Benzin knapp. Leider ist der nächstgelegenen Tankstelle kurz zuvor der Treibstoff ausgegangen, der Tankwagen ist allerdings schon unterwegs. So beschließt der Trupp auf den Kraftstoffnachschub zu warten. Kirk und Pam nutzen die Zwangspause, um im nahen Fluss ein Bad zu nehmen. Sie entdecken eine Hütte mit einem Stromgenerator. Freundlich wollen sie bei den Bewohnern nach Benzin fragen. Dort treffen sei jedoch auf einen maskierten Mann, dessen Kettensäge - frisch geölt - sofort zum Einsatz kommt. Als der Rest der Gruppe sich, nach und nach, auf die Suche nach Pam und Kirk macht, treffen sie gleichfalls auf den Schlächter. Das Blutgericht beginnt …

Was 1974 als bahnbrechendes Horrorkino gefeiert wurde, wirkt heute sicherlich etwas antiquiert, hat aber nichts von seinem rauen Charme verloren. Nach wie vor sind die realistisch-fesselnde Atmosphäre und der Psychoterror, welchen Regisseur Tobe Hooper einst mit der Kamera einfangen ließ, sehenswert. Nicht mit modernem Torture Porn und Splatter vergleichbar, wirkt TCM, was den Gore-Faktor angeht, ziemlich brav, schockt vielmehr mit den Vorgängen, die nicht direkt gezeigt werden. Kopfkino! Wer hier also an "nomen est omen" glaubt, wird von der teilweise dokumentationsähnlichen Inszenierung und ihren Stilmitteln kaum überzeugt werden. TCM ist sicherlich blutarm, aber nicht ohne Herzblut! Heute als einer der Urväter des Slashersfilms angesehen, war das "Blutgericht in Texas" ursprünglich als Verfilmung der Geschichte des Serienmörders und Leichenschänders Ed Gein aus Wisconsin gedacht. Tobe Hooper verabschiedete diese Idee indes im Laufe der Dreharbeiten und setzte schließlich auf mehr auf Fiktion. Am Ende wurde es Charakterkino, welches man zu schätzen weiß oder eben nicht.

Zur Bildqualität kann man sich, gemessen am Alter, nur positiv äußern. Sicherlich tritt trotz HD-Restaurierung kein wirklicher HD-Effekt ein - Unschärfen und Belichtungsfehler, welche den Produktionsbedingungen (knappen Budget) geschuldet sind, lassen sich auch durch einen Hochglanz-Scan nicht beheben. Aber gegenüber den älteren Versionen hat das Bild, trotz mancher Farbblässe und Unschärfe sichtlich an Qualität zugelegt. Die Tonspur liegt in DD 2.0 Mono bzw. DD 2.0 Stereo vor, Turbine Medien legt zusätzlich neue DD 5.1 bzw. DTS-HD Master Audio 5.1 Spuren bei. Die aber kaum einen Vorteil an Räumlichkeit gegenüber den alten Tonspuren erzielen. Es kann in allen Fällen zwischen deutscher und englischer Sprache gewählt werden. Den größten Gewinn stellt wohl die Nachsynchronisation der nicht verwendeten Filmszenen dar. So sind die Outtakes nun endlich auch in deutscher Sprache vorhanden, kaum zu unterscheiden von der alten Tonspur.

An Extras fährt die Veröffentlichung gleich ein ganzes Batallion auf. Da gibt es, neben der Blu-ray-Fassung des Films, noch zwei Bonus-DVDs und ein über 60 Seiten starkes Booklet. Die erste Bonus-Disc enthält die Dokumentationen \"The Shocking Truth\", \"Flesh Wounds\" und \"Off the Hook\". Desweiteren eine Führung durch das TCM-Haus mit Gunnar Hansen, entfernte Szenen, Bloopers und Outtakes. Auch gibt es den Kino Trailer (USA, D), mehrere US-TV- & Radio Spots und eine Fotogalerie. Separat findet man noch die Outtakes zu "The Shocking Truth". Auf die zweiten Bonus-Disc wurde \"Texas Chainsaw Massacre - A Family Portrait\" (eine Dokumentation aus dem Jahr 1988, mit vielen Interviews der beteiligten Schauspieler und Produzenten) und ein Interview sowie die Expertenrunde mit Gutachter Dr. Roland Seim zur Zensurgeschichte des Films in Deutschland gepackt. Das beiliegende Heft enthält viele Details der Zensurgeschichte, sowie Gutachten und original Beschlüsse zu Indizierung, Beschlagnahmung und Aufhebung.

Die Ultimative Sammler-Edition aus der Hand von Turbine Medien ist ein kleines Goldstück und, gerade hinsichtlich des erschwinglichen Preises, jeden Euro wert. Das gehört in die Sammlung eines jeden Horror-Fans. Der Kult ist käuflich " ohne wenn und aber! (cs)

Wertung: (10 von 10 Punkten)