Serdar Somuncu feiert ein Vierteljahrhundert spannender, künstlerischer Auseinandersetzung. Pünktlich zum 25 jährigen Bühnenjubiläum erscheint eine Sonderedition des Programms "Hassprediger" mit Ausschnitten aus einer Live-Performance, aufgezeichnet im Bonner Pantheon-Theater. Dabei werden weder Stars und Sternchen verschont, noch nimmt Somuncu ein Blatt vor der Mund, wenn es um heikle politische Themen geht. Political Correctness ist dem preisgekrönten Bühnenprovokateur fremd. Getreu seinem Motto "jede Minderheit hat ein Recht auf Diskriminierung" beleidigt, pöbelt und polemisiert der Bühnenterrorist und klärt gleichzeitig auf einzigartige Weise auf. Garantiert das Schärfste, was es zurzeit auf deutschen Kabarettbühnen gibt.

Ich war erstmal etwas erstaunt von einem 25 jährigem Jubiläum zu hören, da ich ehrlich gesagt, erst vor ein paar kurzen Jahren von diesem Menschen gehört hatte. Also 25 Jahre steht er schon auf der Bühne. Alle Achtung, denn für mich klingt das alles sehr frisch und erfrischend. Wahrscheinlich mag er, wie andere, auch nicht alt werden.

Ich habe diese Doppel-CD in die Hand bekommen und sie mir ins Auto mitgenommen. Tragischerweise habe ich zu dem Zeitpunkt die Mutter meiner Freundin abgeholt, und als ich an der Tankstelle eine Packung Zigaretten holen war, hat sie sich diesen sehr provokativen Komiker anhören müssen. Mir war es recht unangenehm, wenn ich ehrlich sein soll. Denn dieser Mensch, sei er noch so realistisch laborierend, ist drastisch in der Wahl seiner Worte und das kann sehr polarisierend sein. Um nicht zu sagen, er ist polarisierend.
Es fängt schon überragend an, mit der Deutung des Namens Köhler, dem Superlativ von Kohle und einigen Witzen über Lena Meyer-Landruth und dem Tod Robert Enkes, was für viele nicht einfach in die Humorsparte einzurücken ist. Dieser Mann ist wirklich sehr polarisierend. Ich habe nur immer irgendwelche kleinen YouTube-Filmchen gesehen und habe herzlichst darüber gelacht. Es war herrlich durch diese CD in den Genuss zu kommen, eine ganze Show, wenn auch nur akustisch, mitverfolgen zu können.

Flächendeckende Beleidigungen, totale Intoleranz und den Anspruch jeder Minderheit mit Recht auf Diskriminierung, wird von Somuncu aufs kleinste Detail ausdiskutiert. Und er fragt nicht umsonst, nachdem er Witze über den Freitod Robert Enkes gemacht hat, wer den jetzt der "Arsch" ist. Der, der den Witz macht oder die, die darüber lachen.

Natürlich eine recht seltsame Art des Humors, aber ich teile sie mit ihm. Es wäre mir zwar persönlich lieber, er würde weniger "schmutzige Wörter" in den Mund nehmen, nun ist es aber so, dass eine Audioaufnahme nicht dem realem gerecht wird. In einer Show, lässt er mal das eine oder andere Wort, dass ich hier nicht wiederholen will, fallen, aber das wird dann durch seine Mimik überspielt und passt besser ins Gesamtgeschehen. Serdar Somuncu ist ein Künstler, den man im Idealfall live sehen sollte. (pg)

Wertung: (8 von 10 Punkten)