Star Trek - Einzelschicksale

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Datum: 06.02.2011 | VÖ: 01.10.2010 | Herausgeber: Cross Cult | Kategorie: Roman

David Macks Trilogie "Destiny" war eine Zäsur für das bekannte Star-Trek-Universum: Mit den in Fernsehen und Büchern insgesamt doch etwas stark abgenutzten Borg wurde ein Erzfeind der Föderation aus dem bekannten All gefegt. Allerdings hinterließen die kybernetischen Wesen auf ihrem letzten Feldzug Chaos und Zerstörung. Die Föderation, das klingonische Imperium und zahlreiche unabhängige Welten liegen in Schutt und Asche, es herrscht Verzweiflung und nackte Angst ums Überleben.

Keith R. A. DeCandido, dem geneigten Star-Trek-Leser kein Unbekannter, ist nun der erste Autor, der den Scherbenhaufen der Destiny-Trilogie aufräumen soll. Sein Buch "Einzelschicksale" steht außerhalb der üblichen Cross-Cult-Reihen, ebenso wie "Die Gesetze der Föderation". Der letztgenannte Roman ließ zahlreiche Fans unzufrieden zurück (mich eingeschlossen), zu dünn war die Handlung, sehr zahlreich dagegen die neu eingeführten Charaktere. Etwas skeptisch ging ich daher an "Einzelschicksale", das als lose Fortsetzung der "Gesetze" angekündigt wurde.

Professor Sonek Pran, Lehrer an der Sternenflotten-Akademie und ausgemusterter diplomatischer Berater der Föderationsregierung, wird von Präsidentin Nan Bacco für eine diplomatische Mission reaktiviert. Zusammen mit der USS Aventine unter dem Kommando von Captain Ezri Dax soll er ein Flüchtlingsproblem lösen. Merkwürdige Berichte über eine Explosion in einer Dilithium-Mine, einen Überraschungsangriff der streng religiösen Kinshaya auf eine klingonische Flotte sowie über das sich immer stärker isolierende Romulanische Sternenimperium lassen Sonek Pran aufhorchen. Alle Geschehnisse scheinen irgendwie zusammenzuhängen. Eine geschäftstüchtige Ferengi-Weibliche namens Sekki scheint der Schlüssel zu sein.

Was uns Keith R. A. DeCandido mit "Einzelschicksale" vorlegt, definiert die literarische Seite Star Treks völlig neu. Dass der Autor gern mal mit den gängigen Rollen in der Serie bricht, wissen wir bereits aus "Gesetze". Dass er nun mit dem literarischen Stil bricht und nicht einfach einen Trivialroman schreibt, der sich von A über B nach C begibt, ist ein absolutes Novum im Star-Trek-Universum. Zwischen den unterschiedlichen Handlungsebenen schildert DeCandido echte Einzelschicksale. Auszüge aus persönlichen Logbüchern, Interviews, eine gänsehauterregende Opferliste, Protokolle … hier wird der wahre Schaden der Borg-Invasion deutlich. Der ansonsten locker geschriebene Roman erhält durch diese literarische Collage einen beängstigend bedrückenden Beigeschmack und wird somit zum vermutlich persönlichsten Star-Trek-Roman aller Zeiten.

Die Auflösung der einzelnen Handlungsfäden führt das bekannte Star-Trek-Universum in einen neuen Konflikt, möglicherweise in einen neuen Kalten Krieg. Als Leser bin ich außerordentlich froh, dass für die einzelnen Serien weitere Bücher angekündigt sind, die die Geschichte um den Typhon-Pakt und die Post-Destiny-"ra fortführen. Wünschen würde ich mir, dass auch diese Geschichten gelegentlich mit den traditionellen Roman-Mustern brechen und das Trek-Universum literarisch derart bereichern wie "Einzelschicksale". Der einzige Makel ist des Romans ist, dass die Zusammenhänge der einzelnen Geschehnisse sehr hohe Konzentration erfordert, da DeCandido auch diesmal wieder sehr viele Charaktere agieren lässt.

Nachdem ich in den letzten Star-Trek-Romanen die Essays von Julian Wangler schmerzlich vermisst habe, glänzt er diesmal mit einem sehr lesenswerten Abriss der außenpolitischen Geschichte der Föderation. Zusammen mit dem ungewöhnlichen, aber guten Artwork erhält der Roman von mir 9 von 10 Punkte. (fk)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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