Mordprozess Dr. Jordan

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Datum: 21.11.2010 | VÖ: 19.08.2010 | Herausgeber: 3L | Kategorie: Film

Im Jahr 1906 ist in Baden-Baden der Rechtsanwalt Hau unschuldig zum Tode verurteilt worden. Angeblich soll er seine Schwiegermutter umgebracht haben, denn Zeugen haben ihn kurz nach dem Mord mit einem Mantel und einen falschen Bart gesehen und konnten ihn identifizieren. Er wurde jedoch später begnadigt und anschließend nach siebzehn Jahren wieder frei gelassen. Nachdem er seine Lebensgeschichte nieder geschrieben hatte und damit viel Geld verdiente, beging er in Italien im Jahr 1926 Selbstmord.
Über zwanzig Jahre später wurde ein Kinofilm namens "Mordprozess Dr. Jordan" produziert, der sich an diese Ereignisse orientiert. Während Heinz Rühmann diesmal lediglich als Produzent tätig war, übernahm die Hauptrolle Rudolf Fernau. Für die Spielleitung war kein geringerer als Erich Engels zuständig, der bereits in den 30er Jahren das Krimi-Genre im Deutschen Reich anführte und somit prädestiniert war für diesen Stoff.

Inhaltlich hat man sich natürlich einige Freiheiten gelassen. So ist die Geschichte nicht in Baden-Baden, sondern in Wiesbaden angesiedelt. Außerdem lebt der Protagonist während der Tat in Deutschland und nicht in den Vereinigten Staaten. In Wirklichkeit war es so, weil die Schwiegermutter von Hau die Ehe mit seiner Frau nicht erlaubte und sie aus diesem Grund aus Deutschland geflohen sind. Während der Tat lebte der Rechtsanwalt Hau er in den Vereinigten Staaten und war lediglich in Baden-Baden, um eine Frau zu treffen. Um unerkannt zu bleiben, maskierte er sich. Auch im Film war das heimliche Treffen mit einer Frau für den Protagonisten der Grund für seiner Maskerade.

"Mordprozess Dr. Jordan" erzählt in einer eindringlichen und spannenden Form den Verlauf der Ereignisse. Ohne zu viel zu verraten, beginnt der Film die Geschehnisse der Mordnacht darzustellen und geht dann in ein spannendes Gerichtsverfahren über, in dem Dr. Jordan versucht, seine Unschuld zu beweisen. Hier sticht gerade Rudolf Fernau hervor, der seine Rolle sehr ergreifend und authentisch verkörpert. Während die erste Hälfte der Geschichte die eigentliche Tat und das dazugehörige Gerichtsverfahren zeigt, bekommt man in der zweiten Hälfte des knapp 87-minütigen Streifens den weiteren Verlauf mit samt der Freilassung des Protagonisten zu sehen.
Der Film ist aufgrund seines außergewöhnlichen Aufbaus mit der langen Gerichtsverhandlung etwas ganz besonderes. Der Film bleibt bis zum Ende äußerst spannend und fesselt den Zuschauer auf ganzer Linie, was einerseits mit der hervorragenden Leistung des Hauptdarstellers zusammenhängt und andererseits mit der dichten Atmosphäre und der dazugehörigen tollen handwerklichen Leistung des Regisseurs.

Etwas ganz besonderes ist außerdem die Wahl der Lokalität. Während die meisten Filme des letzten Jahrhunderts in Berlin und München, vielleicht noch in Wien, Hamburg oder Prag, angesiedelt sind, spielt diese Geschichte in Wiesbaden. Dies wird nicht nur mit Hilfe von Aufnahmen der Stadt deutlich gemacht, sondern auch durch Figuren, die aus dem Milieu dieser Gegend stammen und der Geschichte eine ganz besondere Farbe verleihen.

Die Firma "3L" hat diesen Klassiker nun erstmals auf DVD veröffentlicht. Hierbei fällt auf, dass die Bild- und Tonqualität für einen Film aus dem Jahr 1949 sehr gut ausfällt. Das Schwarz-Weiss-Bild ist erstaunlich scharf und die Kontraste sind gut. Lediglich Kleinigkeiten erinnern an das Alter des Filmes. Die Gestaltung des Produktes ist gut gelungen, so sieht man auf einer geschmackvoll gestalteten Verpackung einige Impressionen aus dem Film, sowie Informationen zur DVD und zum Hauptfilm. Neben einem schön gestalteten Menü, einer Kapitelauswahl und einer Trailerschau bietet die DVD leider ansonsten nichts mehr, was dem Kunden zum Kauf anregen würde. Im Inneren der Hülle sieht man nur die weiße Rückseite des Einlegeblattes, sowie die zumindest individuell gestaltete DVD-Scheibe, die nicht wie bei anderen Veröffentlichungen mit dem Motiv des Titelbildes bedruckt wurde. Auf Untertitel für Hörgeschädigte oder ein Beiblatt oder Beiheft mit weiteren Informationen hat man leider wieder verzichtet.

Als Konsument kann man sich unterm Strich glücklich schätzen, diese Filmperle nun endlich in guter Qualität und zu einem bezahlbaren Preis auf DVD erwerben zu können. Die Veröffentlichung ist äußerst solide, auch wenn man mehr daraus hätte machen können. Dafür bleibt der Preis in einem vernünftigen Rahmen. Wer einen außergewöhnlich guten Kriminalfilm aus den späten 40er Jahren sehen möchte, der liegt mit "Mordprozess Dr. Jordan" keineswegs falsch. Neben Rudolf Fernau in der Hauptrolle bekommt man bei dieser Filmperle noch bekannte Schauspieler wie Maria Holst, Margarete Haagen, Mila Kopp, Hubert von Meyerinck oder Theodor Loos zu sehen. (sk)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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