Volkstümliche Theateraufführungen haben in Bayern seit jeher einen hohen Stellenwert. Zum einen sind sie die Hüter der original bayrischen Mundart, Musik, Sitten und Gebräuche, zum anderen spiegeln sie die ländlichen Umgangsformen und vor allem die urbayrische Gemütlichkeit wider " jede Aufführung bietet dem Zuschauer ein Stück heile Welt. Es ist aber vor allem der Humor, der das Publikum begeistert und die Stücke am Leben erhält.

Im "Komödienstadel" kommt noch eine weitere Komponente dazu, nämlich der Auftritt vieler namhafter Schauspieler und Zuschauerlieblinge. Zu ihnen gehörten in den 80er Jahren Gustl Bayrhammer, Maxl Graf, Beppo Brem oder auch die damals noch sehr junge Christine Neubauer. Diese Box wurde unter dem Titel "Klassiker der 80er Jahre" veröffentlicht und beinhaltet drei Bühnenstücke: "Die Tochter des Bombardon", "Wenn der Hahn kräht" und "Das Prämienkind". Die Stücke unterscheiden sich nicht nur von der inhaltlichen, sondern auch qualitativen Seite um einiges. Zwar tut jeder Schauspieler sein bestes und setzt seine Rolle sauber und fehlerfrei um, aber oftmals bleibt dabei der Humor auf der Strecke. Es gibt kaum Passagen, über die man herzlich lachen kann und die das Publikum kurzweilig unterhalten. Diese Aufführungen wirken vielmehr als Spielfilme über heitere Geschichten aus der Region mit einer eher mittelmäßigen Handlung und natürlich einem Happy End. Doch selbst ein Gustl Bayrhammer kann nicht verhindern, dass die Geschichte(n) nicht so recht in Schwung kommen wollen. Die Atmosphäre der Handlungen ist beinahe schon wieder zu gemütlich und an manchen Stellen scheinbar festgefahren. Deshalb sind die Filme fast nur aufgrund ihrer unvergessenen Lieblinge zu empfehlen, die die Stücke bereichern und ihnen deshalb schon Kultstatus verleihen. Am Herausragendsten spielt Beppo Brem im Stück "Wenn der Hahn kräht" die Rolle des Knechts Simmerl, der durch seine lustig-naive Art und die Kommentare das Geschehen sehr auflockert. Ansonsten erhält man mit dieser Box drei "harmlose" Aufführungen mit eher durchschnittlichen Handlungen aber einer guten Auswahl an Schauspielern.

Loben kann man auch das Bühnenbild. Es sind Kulissen, wie man sie sich vorstellt. Außerdem wurden sie mit viel Liebe zum Detail hergestellt. Auch Kostüme und Maske sind zeitgemäß und vermitteln dem Zuschauer einen realistischen Eindruck. Die Gestaltung der DVD-Box ist passend zum Thema und in einem angenehmen blau und braun gehalten. Die Plastik-Box befindet sich noch einmal gut geschützt in einer recht festen Box aus Pappe, die das gleiche Cover zeigt. Leider hat man sich mit der Produktgestaltung nur wenig Mühe gegeben. Das Video- und Tonmaterial liegt unbearbeitet vor, außerdem sieht man an einer Stelle für einige Zeit das alte ARD-Logo eingeblendet. Solche lieblosen Veröffentlichungen sollten doch in Anbetracht der heutigen Möglichkeiten zu vermeiden sein! Im DVD-Menü kann man lediglich nur noch bestätigen, dass man den Film abspielen will. Ein mit Musik untermaltes Menü wäre doch zumindest möglich gewesen. Dass hier das Bonusmaterial fehlt ist natürlich aufgrund der Produktionsart und des Alters verzeihlich, aber ein paar Lebensläufe im Menü hätten die DVD schon sehr aufgewertet. Selbst ein kleines informatives Booklet hätte bestimmt kaum Mühe gemacht. So kann man leider nur feststellen, dass dieses Produkt noch weniger überzeugt als die "Klassiker der 90er Jahre", aber wegen seiner Stars nur einen Punkt weniger bekommt. (sl)

Wertung: (4 von 10 Punkten)