Batman Sonderband #22 - Batgirl

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Datum: 15.04.2010 | VÖ: 20.10.2009 | Herausgeber: Panini Comics | Kategorie: Comic

Cassandra Cain hat in ihrem jungen Alter schon eine erheblich finstere Vergangenheit zu bewältigen: sie ist die Tochter des besten Auftragsmörders der Welt David Cain und wurde von klein auf dazu trainiert, der perfekte Killer zu werden. Statt ihr das Sprechen beizubringen, trainierte ihr Vater sie darauf, die Körpersprache der Menschen zu lesen, um ihre Bewegungen vorauszuahnen. Mit fünf Jahren nahm er sie erstmals zu einem Mordauftrag mit. Als sie dann den ersten eigenständigen Auftrag erledigte, verstand sie, was es heißt, ein menschliches Leben zu beenden und sagte sich von ihrem Vater los. Als Batgirl versucht sie nun, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen und ein Leben für das Bewahren von Leben zu führen.
Doch die gelernte Kaltblütigkeit sitzt tief und auch als Batgirl hat Cassandra bereits getötet, weshalb sie eigentlich das Zeichen der Fledermaus nicht mehr verdient hätte, doch Batman hatte schon immer ein Herz für junge Menschen ohne Halt und daher genießt Cassandra weiterhin freie Gewähr in Batman Höhle. Nightwing hingegen kann Cassandra nicht vertrauen. Er sieht in ihr nach wie vor die Prägung durch Cain und befürchtet jederzeit einen neuen Mord durch ihre Hand.
Sonderband Nr. 22 der Batman-Reihe widmet sich nun komplett Cassandras Versuche, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten und das Vertrauen der Bat-Familie zurück zu gewinnen. Der Band sammelt die komplett sechsteilige Miniserie "Redemption Road" ("Pfad der Sühne") aus der Feder von Autor Adam Beechen. In ihr nimmt sich Cassandra vor, endgültig mit ihrem Vater abzurechnen, in aufzuspüren und umzubringen. Ihr Vorhaben spaltet Batmans Anhänger. Nightwing hält Cassandra für gemeingefährlich und traut ihr keinesfalls, Orakel hingegen kann Cassandras Motive verstehen, doch sie missbilligt ihr Vorhaben. Batman selbst sieht die Angelegenheit auf anderer Ebene, er ist um Cassandras Stellung im Kreis der Bat-Helden besorgt, vor allem aber auch um ihr Selbstwertgefühl als Mensch - nicht mehr als Tötungsmaschine.
Cassandras selbst gewählte Mission führt sie auf die Spuren der Arbeit ihres Vaters: zusammen mit dem Killer Deathstroke hat Cain eine kleine Armee von Kämpferinnen nach dem Vorbild von Cassandra erschaffen: junge Mädchen, die stetig auf Kampf trainiert werden und nun sogar mithilfe biochemischer Manipulation Leistungssteigerung erfahren sollen. Aus ihrer 1-Frau-Mission wird schnell ein gemeinsame Unternehmung, als sich Cassandra mit Marque, die sich von Cains Armee losgesagt hat und Ravager, der Tochter von Deathstroke, zusammentut, um das Netzwerk um Cain und Deathstroke anzugreifen.
Doch die drei jungen Frauen legen sich mit zwei der gefährlichsten Männern der Welt an und müssen dabei mit schwerwiegenden Differenzen untereinander kämpfen.

Die Miniserie um Cassandra als Batgirl stellt in der Welt der Batman-Figuren einen notwendigen Schritt dar, um die zuletzt etwas unscharf umrissene Figur Batgirl wieder auf einen klaren Kurs zu bringen. Im Vorfeld dieses Bandes wurde Batgirl von anderen Autoren und Beechen selbst leider zu nachlässig und kurzsichtig gebraucht, weshalb man nun Wiedergutmachung versucht - auf doppelter Ebene: zum einen will Batgirl sich läutern, zum anderen wollte anscheinend der Verlag DC, dass Batgilr wieder klar auf Linie gebracht wird. Somit werden Cassandra sechs Hefte für diese dopplete Wiedergutmachung gewidmet. Nach deren Lektüre hat man das Gefühl, dass man der jungen Dame zwei oder mehr Hefte zusätzlich hätte gönnen sollen, denn besonders zum Ende ist die Erzählung stark komprimiert. Teile der ersten Hälfte des Handlungsbogens hingegen gehen eher schleppend voran.
In mehreren Aspekten krankt der Band leicht daran, dass Batgirl eigentlich eine Nebenfigur ist und nun plötzlich im Mittelpunkt steht. Zum einen fehlen ausreichende Aspekte für eine plastische Zeichnung von Cassandra als mehr als nur eine Schablone, weshalb leicht übereilt eine Flirterei mit einem jungen Herrn in einem Café herbei gezaubert wird, um den Leser daran zu "erinnern", dass Cassandra eine junge Dame ist. Zum anderen verhalten sich alle anderen Figuren plötzlich so, wie es Batgirls Erzählung verlangt. Ganz besonders störend fällt dies bei Batman auf, welcher sich konsequent inkonsequent zeigt und die harte Linie, die man aus den Werken kennt, die diese Figur definiert haben, nicht wirklich zeigt. Er mäandert am Rand der Erzählung herum und taucht nur sporadisch auf, um einen halbherzigen Gastauftritt abzuliefern. Somit erscheint die vielleicht als bedeutend angedachte Neuerung zum Ende des Bandes als eher unspektakuläre Randnotiz.
Das grafische Team um Zeichner Calafiore liefert hingegen sehr vorzeigbare Arbeit ab. Die Figuren sind ihrer Prägung gemäß drahtig, aber muskulös und können auch in den artistischen Bewegungen, die sie vorführen glaubwürdig und ansehnlich.

Rundum ist der 22. Sonderband aus dem Hause Batman demnach nur für Leser, die Freunde von Cassandra als Batgirl sind oder großen Wert auf eine vollständige Sammlung aller Bat-Geschichten legen. (mp)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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