Wer kennt nicht die Geschichte des armen Schneiders, der sieben Fliegen auf einen Streich erschlug und in die Welt hinauszog, um es allen Menschen zu verkünden! Doch auf seinem Gürtel, den er aus Stolz bestickte und umlegte, steht nur "7 auf einen Streich", so dass alle Welt denkt, er hätte sieben Menschen auf einen Streich erschlagen. Deshalb kommt es immer wieder zu witzigen Missverständnissen. Als er im Wald den Riesen begegnet, denken auch sie, er hätte sieben Menschen erschlagen und stellen ihn auf die Probe. Doch der Schneider ist keineswegs dumm und kann die Riesen überlisten, so dass auch sie Angst vor ihm haben. Er zieht weiter und gelangt zum Schloss des Königs. Dort liest man ebenfalls, was auf seinem Gürtel steht, hält ihn für einen Kriegsherren und bittet ihn, das Reich zu retten. Er soll ein gefährliches Einhorn und ein furchtbares Wildschwein besiegen. Außerdem gilt es, die "fürchterlichen" Riesen zu schlagen, mit denen er schon zuvor Bekanntschaft gemacht hat. Zum Dank würde er die schöne Prinzessin zur Frau bekommen. Doch dann kommt man hinter sein Geheimnis…

Das besondere an dieser Verfilmung ist, dass man fast keine moderne Technik angewendet hat, sondern auf die alten Tricks zurückgriff. So stehen die Riesen einfach nur weiter vorn, als der Schneider und wirken dadurch viel größer. Aber auch, wenn man diesen Sachverhalt kennt, ist die Wirkung doch sehr enorm und realistisch. Ein interessantes Making of verdeutlicht diese Technik und bietet viele Einblicke hinter die Kulissen. So nahm man für das Einhorn ein richtiges Pferd und gab ihm in der Postproduktion das Horn. Das wirkt doch noch viel realistischer, als ein Einhorn am Computer zu erschaffen. Wenn man die Szenen mit dem Wildschwein im Making-of sieht, ist es doch wirklich erstaunlich, wie das Tier letztendlich doch noch so gefährlich wirken konnte.

Die Auswahl der Schauspieler ist sehr gut gelungen. Kostja Ullmann gibt einen hervorragenden, witzigen Schneider, der vor allem durch seinen ständigen Kommentar, dass alles sehr "weitläufig" ist, für Spaß sorgt. Noch dazu wird dieser Humor mit Geschick und Raffinesse verbunden, was ihn sehr sympathisch erscheinen lässt. Dann gibt es noch die schöne Prinzessin Paula, gespielt von Karoline Schuch. Sie ist klug, hübsch und selbstbewusst zugleich und stellt eine Märchenprinzessin dar, wie man sie sich vorstellt. In der Neuverfilmung erzählt man die Geschichte so, dass sich die Prinzessin und der Schneider ineinander verlieben und nicht am Ende einfach nur verheiratet werden, weil beide müssen. Das macht das Ganze noch märchenhafter und bezaubernder. Axel Milberg spielt die Rolle des Königs fantastisch und ist in seiner Umgangsweise mit der Prinzessin sehr einfühlsam und gerecht. So erscheint die Beziehung zwischen den beiden absolut glaubwürdig. Man spürt regelrecht die Harmonie. Besonderes Lob gilt natürlich auch den Maskenbildnern, die die Riesen zu dem gemacht haben, was sie sind. Sie wirken gefährlich und unheimlich, doch im Endeffekt sind sie dafür nicht gerade schlau. Schloss Ahrensburg bietet als Drehort die perfekte Kulisse. Einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass die Sprache und der Umgang manchmal doch ein wenig zu locker und modern für die restliche "traditionelle" Produktion wirken.

Das Märchen stammt aus der Reihe "6 auf einen Streich", die ab 2008 produziert wird. Weiterhin entstanden die Märchen: "Frau Holle", "Brüderchen und Schwesterchen", "König Drosselbart", "Der Froschkönig", "Tischlein deck dich", "Die Gänsemagd", "Schneewittchen", "Die Bremer Stadtmusikanten", "Dornröschen", "Der gestiefelte Kater", "Rapunzel", "Die kluge Bauerntochter" und "Rumpelstilzchen". Diese DVD besitzt ein schönes, animiertes und mit Musik unterlegtes Menü. Die Gesamtspielzeit des Märchens beträgt 60 Minuten. Dazu kommen noch ca. 25 Minuten Bonusmaterial. Ein Booklet ist leider nicht vorhanden, aber in der ebenfalls entstandenen Märchenbox zu finden. (sl)

Wertung: (9 von 10 Punkten)