Sarrazin, oder "Der Mann den keiner hören will"?

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Datum: 02.09.2010 | Kategorie: Meisenscheiße

Der Sommer ist offensichtlich seit über einem Monat vorbei, das sogenannte Sommerloch hat ein Ende und für mich als Ihr Kolumnist ist es schön aus der Sommerpause zurück zu kehren und gleich ein tolles Thema quasi direkt auf der Straße liegt.

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber vielleicht haben Sie in den letzten Tagen auch von einem gewissen Thilo Sarrazin gehört. Es scheint mir, er sei ein sogenannter Talkshow-Abonnent. Zumindest sieht man ihn momentan immer wieder. Offensichtlich nicht zuletzt deshalb, weil er ein zweifelhaft interessantes Buch geschrieben hat. Darin geht es um das Thema Ausländer in Deutschland.

Hups, oje, ich formuliere hier wohl sehr salopp! Um das Buch zu sezieren benötigt es immer etwa vier bis fünf Gesprächsgegner. So lauten zumindest die Regeln bei "Beckmann" und "Hart aber fair", beides hochangesehene Talkformate im Ersten Deutschen Fernsehen.

Es sei in diesen Zeilen darauf hinzuweisen, dass ich dieses Buch nicht gelesen habe. Sie mögen mir nun Arroganz vorwerfen, wie könne es sich ein Kolumnist herausnehmen über etwas zu schreiben, was er nicht kennt. Vielleicht eine Frage meines eigenen Trostes: Geht es überhaupt dem Herrn Sarrazin darum? Geht es denn den geschätzten Herren Beckmann und Plasberg, samt Gästeriege darum?

Ich kenne noch nicht einmal den Buchrücken und fasse einfach einmal zusammen, was uns wahrscheinlich der Autor sagen möchte: Die Einheimischen denken - ob zu Recht oder zu Unrecht - dass wir immer mehr Ausländer in Deutschland haben, die Ausländer fühlen sich dadurch diskriminiert und ausgeschlossen. Im Endeffekt stimmt wohl alles, nicht zuletzt deshalb weil jeder von uns Normaldenkenden weiß, dass es in der Nachbarschaft die Familie mit osteuropäischer Herkunft gibt, die zumindest außerhalb der heimischen Türen auch untereinander Deutsch sprechen, es die Familien drei Straßen weiter gibt, die noch nicht mal Deutsch können, obwohl sie seit 30 Jahren in Deutschland leben und es gibt die, die in dritter Generation der Meinung sind, sie müssen hier ihre Herkunft besonders "ausleben", da sie einmal wieder in die Heimat zurücksiedeln, weil dort ohnehin alles besser sei, als in Deutschland, ohne überhaupt zu wissen, wie dort die politischen Zustände sind (seien Sie mir nicht böse, wenn ich noch weitere Beispiele nenne, aber dies dürften wohl die populärsten Meinungen sein).

So, hui hui hui! Was für ein neues Kapitel unserer Geschichte, ein Mann der ein Buch schreibt, welches die Nation spaltet... Dafür sind schon Tagesschausprecherinnen aus Talkshows geschmissen worden! Am schlimmsten ist doch die Tatsache, dass diesem Thema, welches niemals, wirklich NIEMALS im Fernsehen zu Ende diskutiert werden kann, immer wieder - egal wer mal wieder seine Klappe aufmacht - ein riesiges, wenn auch zeitlich auf stets auf 75 Minuten beschränktes Forum gegeben wird.

Lasst ihn doch erst mal sein Buch verkaufen! Wenn es Dreck ist, dann wird kein Hahn danach krähen. Wenn es fundiert ist, werden es die, die es betrifft wahrscheinlich eh nicht lesen (mal ehrlich, würden Sie sich ein Buch kaufen, welches Sie und Ihre Mitmenschen deklassiert?) und im Endeffekt sieht man doch nur eines: Ein Mann, der rhetorisch und karismatisch wie ein Sack Schrauben seine Nase aus dem Fernseher streckt. Der angenehme Nebeneffekt ist der, dass die Stänkerer Kühnast und Friedmann in solchen Runden wie zwei aufgebrachte Duracell-Hasen aufgehen und damit an Statler und Waldorf aus der Muppet Show erinnern. Zumindest dadurch immer ein bisschen was zu lachen, denn der Rest dieser Serie von Werbespots, die über eine Stunde gehen, ist mal eine richtige Meisenscheiße. RTL und SAT.1 müssten bei solchen Sendungen oben "Dauerwerbesendung" einblenden!

Willkommen zurück in der Welt des Wahnsinns! (as)