Kursaison im Dirndlhöschen

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Datum: 05.12.2009 | VÖ: 20.11.2009 | Herausgeber: WVG Medien | Kategorie: Film

Der Lederhosenfilm ist neben dem Reportfilm das zweite Filmgenre, das zur Zeit der Sexfilm-Welle in den 70er Jahren große Erfolge feierte. Anders als der Report-Film hat der Lederhosenfilm jedoch eine gewisse Tradition, die in diversen bayrischen Heimatfilmen verwurzelt ist. Geschichten um junge Liebe und Verkupplungen sowie Zweideutigkeiten und frivole Anspielungen hat man bereits in den frühen bayrischen Filmen gerne mit einfließen lassen. Während der deutsche Reportfilm mit dem Beginn der 80er Jahre zu Grabe getragen wurde, schaffte es der Lederhosenfilm, dem zu Beginn der 80er Jahre auch langsam die Luft ausging, bis heute in Form von diversen Komödien und in der Regel plumpen Pornos als Nischengenre zu überleben.

Während die Handlungsstränge der Lederhosen-Pornos kaum nennenswert sind, hat man sich bei den einfachen Sexkomödien an den Geschichten der Volkstheater- und Volksfilmschwänken orientiert. So wurden immer wieder typische bayrische Themen wie Sommerfrische oder leere Gemeindekassen aufgegriffen. Der Streifen "Dirndljagd in Oberbayern", der auch als "Kursaison im Dirndlhöschen" bekannt ist und der unter diesem Namen jetzt neu auf DVD veröffentlicht wurde, ist ein ganz besonderes Beispiel für einen Lederhosenfilm. Veröffentlicht wurde er im Jahr 1981 und existiert in einer Hardcore- und in einer Softversion. Das Besondere daran ist, dass die Hardcore-Version sechs Minuten kürzer ist als die Softfassung. Dies ist sonderbar, denn eigentlich werden von der vollständigen Hardcore-Fassung zur Soft-Version lediglich die Szenenfragmente entfernt, bei denen man die Geschlechtsteile sehen kann. In diesem Fall hat man vermutlich den Wert mehr auf die Softfassung gelegt und hat die Hardcore-Fassung vermutlich bewusst kürzer gehalten.

Die Geschichte des Films ist im bayrischen Dorf Waldbrunn angesiedelt. Der Bürgermeister Anton Lechner hat ein Problem, denn der Ort soll im Zuge der Gemeindezusammenlegungen dem Markt Seekirchen eingemeindet werden. Der Bürgermeister ist verzweifelt, denn er hat mit den leeren Gemeindekassen, dem Ausbleiben von Kurgästen und einem Bahnhof, der eine einzige Ruine ist, wenig Argumente, um dagegen anzugehen. In der großen Not erscheint der Oberregierungsrat Dr. Schröder in Waldbrunn und möchte ein groß angelegtes Sanierungsprojekt in die Tat umsetzen. Doch Dr. Schröder entpuppt sich schnell als Dorf-Casanova, der keine Chance auslässt, den jungen Frauen nachzusteigen...

Sehr auffällig ist, dass diesmal nur wenig bekannte Namen bei diesem Film vor der Kamera mitwirken. Während man in vielen anderen Lederhosen-Filmen immer wieder große bayrische Volksschauspieler wie Rosl Mayr, Franz Muxeneder, Sepp Gneißl, Elfie Petramer, Christiane Blumhoff oder den Sexfilm-Dauergast Josef Moosholzer verpflichten konnte, gib es nun für Sexfilm-Interessierte mit Dorle Buchner, Uli Steigberg und in einer kleinen Rolle Biggi Stenzhorn eine Hand voll bekannter Namen. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch auch den Volkstheater-Interessierten der Name Edi Bierling auffallen, der in diesem Werk die Hauptrolle verkörpert. Bierling ist ein bayrischer Schauspieler, der Zeit seines Lebens die Prioritäten auf die Bühnenarbeit gelegt hat. Bei "Dirndljagd in Oberbayern" bzw. "Kursaison im Dirndlhöschen" handelt es sich um den ersten großen Filmauftritt von Edmund Bierling. In den Jahren und Jahrzehnten danach war er dann immer wieder mal in Fernsehfilmen, Kinofilmen und Fernsehaufzeichnungen von Theaterstücken zu sehen.
Diese ungewöhnliche Mischung an Schauspielern und die witzige Inszenierung, die einer guten Geschichte zu Grunde liegt, machen Spaß und sorgen dafür, dass sich der Film von vielen der anderen Leserhosenfilmen abhebt. Unterm Strich darf man jedoch nicht zuviel erwarten, schließlich ist und bleibt "Kursaison im Dirndlhöschen" ein einfacher und unter die Gürtellinie gehender Sexfilm-Schwank, der aufgrund der Handlung sehr an alte Heimatfilme erinnert, bei dem es jedoch immer wieder deftig zur Sache geht.

Die DVD-Veröffentlichung bei WVG Medien ist vorbildlich gelungen. Das Artwork und das ganze "ußere sind sehr ansprechend, was unter anderem auch an dem schönen Original-Kinoartwork liegt, das man für das Cover verwendet hat. Alle wichtigen Informationen zum Film findet man auf der Rückseite der Hülle. Leider haben sich im Inlay vereinzelnd Tippfehler eingeschlichen. Im Inneren des Cases findet man ein Beiblatt, das über mehrere Seiten hinweg über die "Erotik Classics"-Reihe von WVG-Medien, in deren Rahmen diese DVD erschienen ist, informiert. Wenn man die Disc einlegt, bekommt man ein ansprechendes Menü zu Gesicht, das jedoch neben dem Hauptfilm und einer Kapitelwahl keinerlei Bonusmaterial bietet. Bei den anderen "Erotik Classics"-DVDs waren noch diverse Filmtrailer zu sehen, auf diese hat man hier leider verzichtet. Alles in allem ist dies jedoch eine sehr würdige Neuveröffentlichung eines Lederhosenfilm-Klassikers, der für Freunde des Genres und von bayrischen Stoffen sehr interessant sein dürfte. (sk)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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