Zum Beispiel: Ehebruch

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Datum: 03.04.2009 | VÖ: 26.02.2009 | Herausgeber: 3L Film | Kategorie: Film

Im Jahr 1969 brachte Oswalt Kolle seinen vierten Aufklärungsfilm in die Kinos. Genau in diesem Jahr wurde auch das Gesetz abgeschafft, das besagt, dass Ehebruch strafbar ist. Dieses Ereignis hat Kolle wohl dazu inspiriert, seinen vierten Film diesem Thema zu widmen. Anders als in seinem dritten Film "Deine Frau " Das unbekannte Wesen" ist Oswalt Kolle hier wieder etwas länger vor der Kamera zu sehen. Diesmal hat er auch wieder einen Wissenschaftler eingeladen, nämlich den Diplom-Psychologe Helmut Kentler. Dieser führt ein Interview mit Kolle, das das Thema Ehebruch und die Intentionen Kolles zu diesem Film behandelt. Darin erklärt Kolle, wie es zu Ehebruch kommt und wie man in der modernen Gesellschaft damit umgehen kann. Anders als andere Rezensenten behaupten, stellt Kolle in diesem Interview klar, dass nicht nur Männer, sondern auch Frauen den Wunsch nach sexueller Abwechslung haben, man also bei Seitensprüngen keine Unterschiede zwischen Mann und Frau machen darf. Er weist auch darauf hin, dass Treue und Liebe nicht nur auf die Sexualität begrenzt werden darf. Die Liebe, die seelische Vertrautheit und das gemeinsame Zusammensein sollte über sexuelle Handlungen stehen. Dieses Thema, das natürlich kein einfaches ist, behandelt Kolle auch in zwei kleinen Filmen, die man wieder zu sehen bekommt. Das Interview zwischen den beiden Herren ist vor und nach der ersten Geschichte zu finden.

Das erste Szenario handelt von einer jungen Mutter die von ihrem Mann im Alltag schlecht behandelt wird. Die Folge davon ist, dass sie einen Seitensprung begeht, den sie ihren Mann aber schon nach kurzer Zeit beichtet. Dieser hat für dieses Verhalten kein Verständnis und es kommt fast zur Scheidung. Die zweite Geschichte dreht sich um ein junges, glückliches Pärchen. Der Mann ist kurz davor einen Seitensprung mit seiner Sekretärin zu begehen, doch er schafft es zu widerstehen. Als er nach Hause kommt ahnt seine Frau, dass etwas passiert ist und reagiert eifersüchtig und vorwurfsvoll. Am Tag darauf schläft ihr Mann dann tatsächlich mit seiner Sekretärin. Nur mit viel Mühe schafft es das Pärchen, die Ehe zu retten...

Sicherlich ist Ehebruch ein wichtiges und interessantes Thema, doch Kolle hat in diesem Film nicht das Potential ausgeschöpft, das er gehabt hätte. Der Kern der Sache wird nur tangiert und durch die zwei Filme werden lediglich Beispiele gezeigt, wie es zu Ehebruch kommen kann. Man bekommt ausschließlich die Ursachen zu sehen und muss seine Lehre aus den Filmen selbst ziehen. Lediglich der Einblick in die Gedankenwelt einzelner Figuren der gezeigten Filme, die durch Off-Sprecher hörbar gemacht wurden, helfen ein bisschen bei der Verdeutlichung der möglichen Lösungswege. Kolle geht nur in seinen Interviews auf dieses Thema ein und erwähnt zwar, dass es offene Partnerschaften und andere Varianten gibt, mit der man Ehe, Partnerschaft und Sexualität gestalten kann, doch das wird leider nur sehr oberflächlich behandelt. Auch wenn man " gerade in der heutigen Zeit " sich selbst ein Bild machen kann, wie man eine Beziehung konstruktiv führen und wie man mit sexueller untreue umgehen kann, fehlt am Ende doch einiges. Kolle stellt viele Fragen, doch Antworten gibt er keine. Lediglich die Umstände einer vernünftigen Lösung, also der gemeinsame Diskurs in einer "menschenwürdigen Weise", legt Kolle seinem Publikum nahe.

Die DVD ist wieder ansprechend gestaltet und listet alle wichtigen Informationen auf der Rückseite der Hülle auf. Dort ist auch das Original Kinoplakat des Filmes abgebildet. Beiheft oder besonderes Bonusmaterial, mit Ausnahme der acht Trailer zu den Filmen von Oswalt Kolle, sucht man auch diesmal wieder vergeblich. Ein Pluspunkt ist, dass das Produkt optisch wieder wunderbar zu den anderen Kolle-DVDs passt.

Auch wenn diesmal wieder Interview-Sequenzen mit Oswalt Kolle zu sehen sind, erfüllt der Film nicht seinen Zweck. Den Charme der ersten Teile konnte man wieder etwas einfangen, es scheint aber so, als würde Kolle in diesem Film nicht das sagen, was er eigentlich zu sagen hätte. So bleibt "Zum Beispiel: Ehebruch" eine leeres Versprechen, das mit Ausnahme von einem Interview und zwei Filmchen, die nur bedingt unterhaltsam sind, nichts sehenswertes oder gar aufklärerisches zu bieten hat. (sk)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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