Literaturverfilmungen gehören zur Spezialität des britischen Fernsehsender BBC. Die Romane etlicher bekannter Autoren wurden dort bereits umgesetzt, teils in hochkarätiger Besitzung. Auch "Parade's End " Der letzte Gentleman" nach der gleichnamigen Vorlage von Ford Madox Ford wartet mit bekannten Gesichtern auf: Der Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch gelangte als [urlinter=http://www.tv-kult.com/kritiken/2453-sherlock-eine-legende-kehrt-zurueck-staffel-1.html]"Sherlock"[/urlintern] zu internationalem Ruhm, Adelaide Clemens spielte in "Der große Gatsby" an der Seite von Leonardo DiCaprio und Rebecca Hall arbeitete in "Vicky Cristina Barcelona" bereits mit Kultregisseur Woody Allen zusammen.

Christopher Tietjens (Benedict Cumberbatch)lebt als Aristokrat in England, das kurz vor dem ersten Weltkrieg steht. Als Gentleman der alten Schule heiratet er nach einer Affäre die schöne Sylvia (Rebecca Hall), obwohl er sich nicht wirklich sicher sein kann, dass er wirklich der Vater des Kindes ist, das sie im Leib trägt. Die Ehe steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Sylvia empfindet seine Art als kühl und abstoßend, schreckt auch vor Beleidigungen und Provokationen nicht zurück und ist auch keine sonderliche Verfechterin ehelicher Treue. Dennoch hält Christopher an der Ehe fest, auch wenn von einem gemeinschaftlichen Leben mitnichten die Rede sein kann. Er trägt die Situation mit Fassung, doch dann begegnet er der jungen Frauenrechtlerin (Adelaide Clemens), deren Naturell komplett konträr zu seinem ist. Doch nicht nur in seinem Inneren brodelt es, auch die politische Situation wird zunehmend schwieriger und gipfelt schließlich im Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Bei "Parade's End" handelt es sich um einen vielschichtigen Epos mit interessanten und dank der guten Darstellung überzeugend gezeichneten Charakteren. Auch die Handlung ist spannend, vor allem im Kontext der Weltkriegsthematik, die für eine gewisse inhaltliche Tiefe sorgt. Zwar spielen Liebe und Beziehungen eine große Rolle, es handelt sich aber keinesfalls um eine reine Romanze, und von Kitsch ist der Film meilenweit entfernt. Er reiht sich perfekt in die Reihe der BBC-Literaturadaptionen ein und bietet die hohe Qualität, die Kenner von einer solchen Verfilmung erwarten.

Die Miniserie umfasst sechs Folgen mit einer Länge von jeweils 47 Minuten. Zusätzlich ist auf der DVD ein Blick hinter die Kulissen enthalten. Außerdem hat sich der Herausgeber ein besonderes Extra ausgedacht: Der Hülle sind sechs Postkarten mit Filmmotiven beigelegt, allesamt liebevoll in nostalgischer Optik gestaltet. Sowohl inhaltlich als auch von der Gestaltung her ist "Parade's End" daher ohne Einschränkungen zu empfehlen. (ck)

Wertung: (10 von 10 Punkten)