Der verlorene Sohn (Luis Trenker Edition)

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Datum: 22.01.2012 | VÖ: 27.04.2010 | Herausgeber: Film 101 | Kategorie: Film

Luis Trenkers "Der verlorene Sohn" von 1934 ist eine spannungsreiche Mischung aus Heimat-, Bergfilm und Großstadtdrama. Trenker spielt den kernigen Bayern Tonio Feuersinger, einen abenteuerlustigen Naturburschen, den es in die Ferne zieht. Voller Begeisterung vertauscht er die Alpenkulisse, in der er heimisch ist, mit der Hochhäuserwüste New Yorks, wo sich sein Traum rasch in einen Alptraum verwandelt. Das mitgebrachte Geld geht zur Neige, er verliert seine Unterkunft und erlebt in den Armutsquartieren der Großstadt das urbane Elend am eigenen Leibe. Sein Schicksal wendet sich zum Guten, als er endlich wieder mit seinem Bekannten, einem amerikanischen Millionär, und dessen Tochter zusammentrifft. Statt auf die Avancen der mondänen Lilian einzugehen, kehrt er jedoch in die Heimat zurück, wo er gerade noch rechtzeitig eintrifft, um zur "Rauhnacht" die ihm bestimmte Rolle als "Rauhkönig" wahrzunehmen und seine Freundin Barbl wiederzugewinnen, die er zurückgelassen hatte.

Trenkers Inszenierung fesselt durch das Aufeinanderprallen der konträren Schauplätze: majestätische Alpenkulisse hier, modernes Großstadtleben dort. Als Hauptdarsteller vollführt Trenker einen überzeugenden Spagat zwischen einem einfältig-heiteren Kraftprotz und dem elenden Vagabunden, zu dem er in der Fremde wird. Dass er aus eigener Kraft seinen Wiederaufstieg aus dem Elend beginnt, mag zwar unrealistisch sein, ist für die Aussage des Films aber von zentraler Bedeutung, denn sein Held kehrt nicht nach Deutschland zurück, weil er in den USA gescheitert wäre " sondern weil er vom "amerikanischen Traum" kuriert ist. Dies ist zweifellos eine politische Botschaft. Mit Nazipropaganda hat Trenkers Film dennoch nichts zu tun, denn seine starken christlichen Bezüge dürften den braunen Machthabern ein Dorn im Auge gewesen sein. Hitler selbst fand Trenkers Filme wegen dessen Nähe zum Katholizismus fast alle "wurmstichig" " die emphatische Schlußszene des Films, die in einer Kirche spielt, lässt diese Kritik leicht nachvollziehen.

Die herausragende Stärke des Films liegt in der exzellenten Kameraführung (Albert Benitz, Reimar Kuntze) und der wirkungsvollen Montage. Die gute Bildqualität der DVD lädt den Zuschauer nicht nur in den Naturaufnahmen zum Schwelgen ein. Ein besonderer Augenschmaus sind die fesselnden, beinahe dokumentarischen Aufnahmen von der "Rauhnacht", einem von faszinierenden Masken und Verkleidungen geprägten Brauchtumsfest. Über die ansprechende Qualität des Films hinaus bietet die DVD leider wenig, sieht man von dem gut gewählten Coverbild und dem genormten Einleger ab, den man genauso in den anderen Teilen der Luis Trenker-Edition vorfindet. Bemerkenswert ist auch hier " wie bei "Berge in Flammen" " das Vorhandensein einer italienischen Sprachfassung des Films als Bonusprogramm. (df)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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