Der Leopard

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 29.11.2010 | VÖ: 05.11.2010 | Herausgeber: Koch Media GmbH | Kategorie: Film

Fabrizio Salina (Burt Lancaster) ist sizilianischer Fürst und als solcher recht herrischer Natur - seine Anhängerschar hat ihm auf das Wort zu gehorchen. So passt es ihm auch gar nicht, dass sein Neffe, entgegen dem Willen seines Vormundes, beschließt, sich der am 11. Mai 1860 beginnenden Revolution, gegen die Bourbonendynastie im Königreich Neapel-Sizilien, anzuschließen. Überhaupt geht ihm der ganze Aufruhr ziemlich auf den Geist, schließlich möchte der Aristokrat einfach nur seine Ruhe haben und in den alten, vorzüglichen Verhältnissen weiterresidieren. Dies scheint nun in Gefahr. Verzweifelt versucht er also den gewöhnlichen Alltag aufrecht zu erhalten und fährt, wie jedes Jahr, mit seiner Familie samt Beichtvater, vom Landsitz bei Palermo zum Sommerpalast nach Donnafugata, um von dort aus die weiteren Entwicklungen im Reich abzuwarten. Kurz darauf kommt es zur Volksabstimmung. Schließt man sich, nach Wunsch der Revolutionäre an, und steht fortan unter der Herrschaft des Königreichs Piemont-Sardinien oder hält man an dem eingesessenen Machthaber König Viktor Emanuel II. fest. Salina stimmt für die zweite Variante, wird aber vom Ergebnis enttäuscht, welches entgegen seinen Vorstellungen, neue Machtverhältnisse fordert. Dementsprechend dankt er auch ab, als er einen Sitz im Senat des neuen Königreichs angeboten bekommt. Neffe Tancredi dagegen hat inzwischen steile Karriere gemacht. Zuvor glücklich zum Hauptmann, in der Streitmacht der Revolutionäre, ernannt, versucht er mittlerweile im neuen System Fuß zu fassen, ebenfalls für einen Platz unter den Senatoren zu kandidieren. Schweren Herzen wird er dabei von Fürst Salina unterstützt. Dieser muss sich dabei gegen Ehefrau und Verwandtschaft sowie Bekanntschaft stellen, als er zugunsten des Aufstiegs Tacrendis, selbst die Hochzeit mit Tochter Concetta ausschlägt - wohlwissend um deren Gefühle. Intrigen am Hof, Aufrechterhaltung des Familienstatus und das persönliche Wohl der Schützlinge, dies alles liegt in den Händen Salinas. Kann der Fürst dies stemmen?

Das 1963 mit einer "Goldenen Palme" gekürte Werk von Regisseur Luchino Visconti, glänzt mit 178 Minuten Gefühl, Melancholie, Wehmut und Bildgewalt. Es zeigt das staubige Sizilien von seiner rauen und gleichzeitig schönen Seite. Desweiteren wartet es mit der wohl längsten Ballszene der Filmgeschichte auf, geschlagene 45 Minuten Pracht werden da geboten. Mit zeitgemäßer Bild- und Tontechnik, birgt es Kulturkritik und -niedergang, philosophischen Dialog und eine fantastische, der Zeit nachempfundene, Kulisse. Burt Lancaster spielt den alternden Fürsten, in der gelungenen Literaturverfilmung (nach dem gleichnamigen Nationalepos von Giuseppe Tomasi di Lampedusa) großartig, aber auch Terence Hill z. B. glänzt in der Rolle des Graf Cavriaghi " letztlich ist der komplette Cast ein Augenschmaus. Einzig das Bild der Frau, im Streifen als naive, den Spielbällen der Politik ausgesetzte Untergebene des Mannes dargestellt, könnte in emanzipierten Zeiten Anstoß erregen …

Das Werk, mit der FSK-18-Freigabe, kann mit deutscher oder italienischer Tonspur verfolgt werden, in beiden Fällen DD 2.0. An Extras wurde leider gespart, der italienische Originaltrailer sowie eine Bildergalerie " das war es dann auch.

Wer die Länge dieses Meisterwerkes nicht scheut und der nostalgisch-blassen Technik vergangener Dekaden, mit ihrer Unschärfe, Kontrastschwäche und langem Schnitt, etwas abgewinnen kann, der wird in "Der Leopard" ein Meisterwerk des italienischen Kinos, wenn nicht gar eine cineastische Glanzleistung überhaupt finden. (cs)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.