Leo

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Datum: 15.02.2010 | VÖ: 20.02.2009 | Herausgeber: 101 Pixel | Kategorie: Film

Im beschaulichen Bayern trifft sich auf einem gemütlichen Bauernhof nach langer Zeit wieder die Familie Dargatz ein, um die Beerdigung ihrer Großmutter vorzubereiten. Leo ist der ortsansässige Priester und wurde mit der Eröffnung des Testaments betraut. Als er dies der Familie am Küchentisch vorliest, beginnt die Situation zu eskalieren, denn die Großmutter vermacht ihr gesamtes Vermögen nicht ihrer Familie, sondern dem Kaplan Leo und seinem gemeinnützigen Projekt in Brasilien. Das einstmalig harmonische Familientreffen entwickelt sich mehr und mehr zu einer Farce. Neid und Gier sind nur zwei der menschlichen Abgründe, die im Verlauf der Geschichte immer mehr zum Vorschein kommen. Am Ende kommt natürlich dann doch alles anders als gedacht...

Der Fernsehfilm "Leo", der 2004 produziert wurde und im Jahr 2006 in der ARD auf Sendung ging, ist eine bitterböse und tiefschwarze Tragikomödie, der man es auf den ersten Blick nicht ansieht. Die offizielle Inhaltsbeschreibung, die man auf der DVD zum Film findet, deutet die Richtung zwar schon an, doch wenn man sich die Bilder der DVD-Hülle anschaut, geht man von etwas deutlich harmloseren aus. Für einen gemütlichen Fernsehabend im Kreise der Familie eignet sich dieser Film in meinen Augen aus diesem Grund nicht. Empfehlenswert ist "Leo" für all diejenigen, die gerne satirische Stoffe sehen, bei denen es um menschliche Abgründe und menschliches Versagen geht. Ich für meinen Teil muss da an die Verfilmung des Elke-Heidenreich-Romans "Silberhochzeit" denken, der einen ähnlichen Handlungsverlauf hat.

Die Leistungen sämtlicher Beteiligten, seien es Gisela Schneeberger, Elmar Wepper, August Zirner, Dorothee Hartinger, Thomas Schmauser oder Matthias Brandt, dem Sohn von Willy Brandt, sind durch die Bank großartig. Nur die junge Schauspielerin Nina Proll wirkt in manchen Szenen etwas hölzern. Die Inszenierung der Regisseurin Vivian Naefe ist gelungen und sorgt für ebenso unterhaltsame wie auch bedrückende 90 Filmminuten. Der Kontrast der schönen bayrischen Landschaft und des romantischen Bauernhauses mit der Scheinheiligkeit der Protagonisten, die verzweifelt und verloren in ihrer jeweiligen Lebenssituation erscheinen, lassen den Beobachter so manche Prallelen zur Realität deutlich werden. Diese Abgründe werden in zahlreichen Details sehr genau deutlich gemacht und so manch einer wird sich in manchen Nuancen selbst wiederfinden. Zahlreiche anderen Dinge wirken dagegen sehr überzeichnet und inszeniert, aber genau das sind ja auch die Stilmittel einer Satire.
Die lustigen Momente werden gerade durch die typischen Eigenheiten der einzelnen Charaktere erzeugt, so muss man schon zu Beginn des Filmes schmunzeln, als der Pfarrer dem Oberhaupt der Familie nahe bringen will, dass die Großmutter gestorben ist, dieser hört jedoch gar nicht richtig zu und hängt sich gerade daran auf, dass die Trinkfläschchen, die noch am Boden liegen, weil die Oma diese noch in der Hand hatte, als sie gestorben ist, doch in den Kühlschrank sollen.

Die DVD-Veröffentlichung von "Leo" kann sich auf ganzer Linie sehen lassen. Das Case befindet sich in einem Schuber, was dem Produkt etwas mehr Klasse verleiht, dafür ist der Aufdruck des Schubers identisch mit dem des Inlays, also wenn man das Case aus dem Schuber heraus holt, bekommt man noch einmal das selbe Titelbild und die selbe Inhaltsbeschreibung zu Gesicht, wie die auf dem Schuber. Ein Beiheft ist leider nicht vorhanden, dafür hat man die Innenseite des Inlays, das dank des durchsichtigen Cases sichtbar wird, nicht mit Werbung voll gekleistert, sondern stattdessen die Kapitelpunkte aufgelistet. Die Disc ist mit einem passenden Menü ausgestattet und bietet zusätzlich zum Hauptfilm eine Bildergalerie, Hintergrundinformationen zu den Schauspielern, sowie eine ausführliche Trailerschau und natürlich eine Kapitelwahl. Bei einem so aktuellen Film wären Interviews oder ein Making Of wünschenswert gewesen. Leider sucht man auch Untertitel für Hörgeschädigte vergeblich.

Wer gerne satirische Stoffe mag, wird mit "Leo" seine wahre Freude haben. Jedoch muss man noch einmal betonen, dass es in diesem Film richtig derb zur Sache geht, was mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack ist. Ich für meinen Teil habe mich jedenfalls daran gestört. Trotzdem ist es ein Genuss, diesem Ensemble an großartigen Schauspielern zuschauen zu dürfen. Die DVD-Veröffentlichung ist durchaus gelungen, auch wenn sowohl der Film als auch das Produkt nicht frei von Mängeln sind. (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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