Dieter Thomas Kuhn & Band - Live in Berlin

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Datum: 08.01.2010 | VÖ: 04.12.2009 | Herausgeber: Edel | Kategorie: Musik

Die 1990er Jahre. Das war der zweite Golfkrieg, in Ruanda wurde ein ganzes Volk ermordet und der Untergang der MS Estonia forderte über 800 Todesopfer. In den 90ern wurde aber auch Nelson Mandela zu Südafrikas Präsident gewählt, die Sowjetunion zerfiel und Monica Lewinsky erlangt Weltruhm. Prinzessin Diana stirbt, Schaf Dolly ist das erste geklonte Säugetier und im Kosovo bricht ein Krieg aus.

Kulturgeschichtlich machen vor allem Internet und Mobiltelefon Furore. Im Fernsehen erregen neue Formate wie Big Brother oder Homeshoppingsender die Gemüter. Die Musik der 90er ist geprägt von Eurodance, Trance, Hip & Hop und RnB auf der einen Seite und von Retrowellen auf der anderen Seite.

Vor allem der Schlager erfährt in diesem Jahrzehnt ein neues Hoch und "Schuld" daran hat ein ganz bestimmter Mann: Dieter Thomas Kuhn, die singende Föhnwelle.

Kuhn und Band verhalfen dem Deutschen Schlager zu einem gewissen Stellenwert. Hatte dieser bislang einen etwas schalen, altbackenen Beigeschmack und driftete er gerne mal ins Alberne und Klamaukige ab, haben Kuhn und Band gerade durch ihre übertriebene Inszenierung des Schlagers ein besseres Licht auf ihn geworfen. Plötzlich standen die coolsten Typen in Schlagerhose und Blümchenhemd vor der Bühne und sangen "Über den Wolken". So wurden bis 1999 wurden vier Alben veröffentlicht und Kuhn gewann 1997 den Deutschen Schallplattenpreis und im Jahr darauf den Echo.

Kuhn und seine Kapelle begannen 1994 bekannte deutsche Schlager zu covern. Vor allem die Hits der 1970er wie "Griechischer Wein" oder auch "Michaela" hatten sie in ihrem Repertoire. Tourte er anfangs durch kleine Clubs, füllte er später ganze Arenen. Am 1. Oktober 1999 gab Kuhn sein Abschiedskonzert in der Stuttgarter Schleyerhalle. Er hatte genug und wollte sich musikalisch neu orientieren. Symbolisch für diesen Neuanfang rasierte er sich auch seine Haare ab. Vorbei wars mit der Föhnwelle.

Am 4. Juli 2009 gab er sich auf der Berliner Waldbühne nochmals die Ehre. Zusammen mit seiner Kapelle, bestehend aus Heintje (Orgel, D6, Kinderklavier), Illicz (Rhoes, DX7, Pauke, Akkordeon), Demis R. (Bassgitarre), Adam & Eve S. (Schlagzeug, Pauke), Udo L. (Saxophon, Claves) und Howard F. (Gitarre), spielte er die ganzen Hits seiner großen Jahre. Dieses Konzert ist auf der vorliegenden DVD filmisch festgehalten.

Dieter Thomas Kuhn-Konzerte waren stets ein Erlebnis, weil man ohne Scham einmal eine "etwas andere Seite" zeigen konnte: Man konnte bunt-schräge Klamotten tragen, mit denen man sich sonst nicht auf die Straße getraut hätte, durfte sich die Haare mit einem Kilo Haarspray verunstalten und durfte endlich, endlich einmal leicht schwachsinnige Liedtexte mit grölen ohne dabei sein Gesicht zu verlieren.

Diese DVD beinhaltet nun alles, was einem damals heilig war: Die Menschen in bunten Klamotten, die hervorragenden Musiker und die frivol-lustigen Ansagen Kuhns. Und natürlich die Lieder, die wir Fans alle auswendig können. Schnell und mitreißend gespielt wie immer kommen "Ich war noch niemals in New York", "Fiesta Mexicana" oder auch "Aber bitte mit Sahne" so gut rüber wie eh und je.

Besonders entzückend " neben einem äußerst informativen Audiokommentar als Bonus" sind die Einblendungen von erotischen Bildern Dieter Thomas Kuhns. Ich verweise hier auf "Und ich warte auf ein Zeichen".

Trotz all der Mühen, der guten Aufnahmequalität und die Stimmung des Publikums, das eingefangen wurde, kann eine Live-DVD nie das Feeling eines echten Konzertes vermitteln. Das ist ist eigentlich immer so bei Konzertmitschnitten. Da hilft auch das liebevolle Intro nichts, in dem alle Kapellenmitglieder bei den Konzertvorbereitungen gezeigt werden. Man sieht zwar, wie Dieter Thomas sich sein Brusthaartoupet anklebt und während des Konzerts freut man sich über jede seiner Ansagen und Sprüche zwischen den Stücken. Aber sind wir mal ehrlich: Es ist nicht dasselbe wie selber live vor Ort zu sein.

Es fehlen die Menschenmassen, das Gekreische, das Bier, die verrückten Klamotten, die man anhatte… eben das Feeling. Aber die DVD kann einen Eindruck davon vermitteln, wie es gewesen wäre, dabei zu sein. Und es versetzt einen zurück in jede verrückte Zeit. Damals. In den 90ern. (sak)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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