Ein Käfer auf Extratour

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Datum: 26.09.2009 | VÖ: 01.07.2009 | Herausgeber: Kinowelt | Kategorie: Film

Nach fast vierzig Jahren sind die Dudu-Filme noch immer geliebt bei ihren Fans und geächtet bei denjenigen, die diese Werke ausschließlich als langweiligen Trash einstufen. Was die genaue Faszination an diesen Filmen ausmacht, ist schwer zu ermitteln. Meist hängt das mit nostalgischen Kindheitserinnerungen zusammen, so wie es bei mir auch der Fall ist. Für viele Leute gab es als Kind kaum etwas Schöneres, als die Filme rund um den gelben Wunderkäfer zu schauen. Wer sich die Streifen aus dieser Intention heraus heute noch einmal anschaut, wird feststellen, dass sie tatsächlich in das Trashfilm-Genre einzuordnen sind. Denn Rudolf Zehetgruber, der Macher der Filme, hat damals einfachste Mittel verwenden müssen, um seine Spezialeffekte umzusetzen. Viele wird dies erst einmal erschüttern, denn mit den Augen eines Erwachsenen nimmt man solche Filme ganz anders wahr als mit Kinderaugen. Wenn man sich damit aber einmal abgefunden hat und die Filme so akzeptiert, wie sie sind, wird man wieder fast soviel Spaß daran haben können, wie es schon zu Kinderzeiten der Fall war.

Wenn ich mir die Filme heute anschaue, muss ich immer wieder aufs Neue feststellen, dass sie " so schön sie auch sind " stellenweise große Längen haben. Im ersten Teil namens "Ein Käfer geht auf's Ganze" war es so, dass sowohl die Längen als auch die interessanten Stellen ganz gut über den ganzen Film verteilt waren. Der große Minuspunkt bei diesem Werk besteht darin, dass Dudu noch nicht ausgereift ist. Im Vergleich zu den späteren Filmen ist er noch noch fast komplett ohne eigenen Charakter und die typischen Tricks des Käfers gibt es nur an wenigen Stellen zu bewundern. Der zweite Teil war da schon besser. Zehetgruber, Regisseur, Autor und Produzent, hat es sich in "Ein Käfer gibt Vollgas" nicht nehmen lassen, mit Heidi Hansen und Joachim Fuchsberger zwei bekannte Gesichter für dieses Projekt zu engagieren. Außerdem hat er dem Wunderkäfer neue Fähigkeiten geschenkt, die in den einzelnen Szenen entsprechend ausgespielt werden. In diesem Film konnte er unter anderem sogar schon durch einen kleinen Bildschirm mit seinem Besitzer kommunizieren. Leider hat aber auch dieser Film über große Strecken hinweg Längen vorzuweisen, was den Spaß nicht unwesentlich mildert.

Im dritten Dudu-Film namens "Ein Käfer auf Extratour", der im Jahr 1973, nur ein Jahr nach dem zweiten Dudu-Film, in die Kinos kam, hat Rudolf Zehetgruber wieder alle Register gezogen. Mit Sal Borgese, Carl Möhner, Walter Giller und Fanz Muxeneder hat er wieder grandiose Schauspieler gewinnen können, die gerade durch Carl Möhner und Sal Borgese zusätzlich für viel internationales Flair sorgen. Die Geschichte diesmal in die Schweiz zu verlegen, war ein geschickter Schachzug. Zwar sorgte das Abenteuerflair der ersten beiden Filme für eine besondere Note, Dudu in der Schweiz für Chaos sorgen zu lassen, macht aber mindestens ebenso viel Spaß.

Der Film beginnt mit einem Alpenpanorama, das viele zugeschneite Berge zeigt. Man bekommt die Einblendungen des Titels und der Namen im typischen Dudu-Gelb und im schönen 70er-Jahre-Style zu sehen. Eine schöne Melodie ist zu hören, zu der ein Sänger "Ich hab einen Freund mit dem komischen Namen Dudu. Dudu heißt Käfer und so sieht mein Freund auch aus..." ("...und er läuft und er läuft und er läuft...") singt. Es dauert nicht lange, bis aus der schneeweißen Landschaft der gelbe Käfer heraus sticht. Spätestens hier werden viele Zuschauer ein wohlig-nostalgisches Gefühl bekommen. Kaum ist diese Vorspann-Sequenz zu Ende, bekommt Jimmy Bondi, Dudus Besitzer, einen Anruf von seinem Freund, dem Rennfahrer Aldo Regozzani. Das Besondere daran ist, dass die beiden sich während ihres Gespräches über Bildschirme sehen können, was vor knapp 35 Jahren mit Sicherheit spannender war als es heute ist. Bondi verspricht seinem Freund, bei der Stuntshow, für die er gerade arbeitet, vorbeizuschauen.

Natürlich wählt Bondi nicht die gewöhnlichen Wege, um zur Stuntshow zu kommen. Er fliegt mit Dudu einfach ein Stückchen ins Tal (ohne Flügel oder Propeller), landet auf einer Skipiste und sorgt dort für viel Verwirrung. Währenddessen ist weiterhin die Melodie des Vorspanns zu hören. Danach saugt sich Dudu mit einem Saugnapf an eine Seilbahn fest, bevor er und sein Besitzer ihre Reise auf den normalen Straßen fortsetzen. Doch das wäre ja langweilig, wenn es hier nicht auch Besonderheiten geben würde. Bondi schraubt seine Lehne nach hinten, macht es sich gemütlich und vereinbart mit seinem Auto, dass zuerst Dudu ein Stückchen fährt und später Bondi den Rest der Strecke übernehmen wird. Dudu fährt eine Kamera aus und macht sich auf den Weg. Ein VW Käfer, der offensichtlich ohne Fahrer unterwegs ist, sorgt im Straßenverkehr natürlich für viel Verwirrung, was gleichzeitig gute Unterhaltung für die Zuschauer ist.

Die Geschichte dreht sich diesmal darum, dass Jimmy Bondi mit seinem Wunderkäfer bei der Stuntshow in Liverpool teilnimmt, der Besitzer jedoch mit dem Geld verschwindet, was Jimmy und seinem Freund Aldo zusteht. Eine Spur führt die Beiden in die Schweiz. Dort soll sich Leskovich bei wohlhabenden Menschen aufhalten, die allesamt Liebhaber von Oldtimern sind. Es dauert aber nicht lange, bis Banditen auf den außergewöhnlichen VW Käfer aufmerksam werden. Sie hätten ihn gerne selbst in ihrem Besitz...

Leider muss man sagen, dass es auch hier zu Längen in der Geschichte kommt. Diese sind jedoch bei weitem nicht so gravierend wie es noch im zweiten Teil der Fall war. Die unzähligen Tricks und lustigen Einfälle, die mit Dudu verbunden sind, machen "Ein Käfer auf Extratour" zu dem wohl besten Film der Reihe. Hinzu kommen die zahlreichen tollen Schauspieler, die für viel Filmvergnügen sorgen. Schade hierbei ist jedoch, dass Franz Muxeneder von Willi Harlander nachsynchronisiert wurde. Harlander ist zwar ebenfalls ein großartiger Schauspieler mit einer schönen Stimme, jedoch wird dadurch der einmalige Duktus von Muxeneder verfremdet.

Alles in allem läuft der Film im Vergleich zu seinen Vorgängern sehr rund. Freunde von außergewöhnlicher Unterhaltung und alle, die sich für deutsche Filme und B-Movies interessieren, sollten hier in jedem Falle einmal reinschauen. Leute, die Dudu aus der eigenen Kindheit kennen und vielleicht sogar ihren eigenen Kindern diese Filme nahe bringen wollen, sind mit "Ein Käfer auf Extratour" definitiv am besten bedient.

Minuspunkte gibt es lediglich bei der Art der Veröffentlichung des Filmes. Es handelt sich bei dieser Einzel-DVD um den selben Silberling, den man schon in der Dudu-Komplettbox finden konnte. Dieser ist dafür mit dem Trailer des Films, einen Werberatschlag als PDF, einer Bildergalerie und einem Textinterview mit Zehetgruber aus den 70er Jahren ausgestattet. Das Menü ist ebenfalls ansprechend gestaltet. Da mir leider nur die DVD vorliegt, kann ich zur Gestaltung der Hülle und einem eventuellen Beiheft leider nichts schreiben. (sk)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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