Las Bandidas - Kann Rache schön sein

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Datum: 27.04.2010 | VÖ: 12.03.2010 | Herausgeber: Sunfilm Entertainment | Kategorie: Film

Während spätabends in einer Tanzschule Flamenco geübt wird, rauben von einem Nebenraum aus Ana (Elena Anaya), Aurora (Ariadna Gil) und Gloria (Victoria Abril) den darunter liegenden Juwelierladen aus. Die vierte, Paloma (Pilar López de Ayala), wartet in einem Wagen. Leider befinden sich einem Wagenlager neben dem Juweliergeschäft noch mehrere Männer, die sich ein Fußballspiel anschauen und durch einen Telefonanruf darüber informiert werden, dass sie gerade ausgeraubt werden. Ana und Gloria können entkommen, doch Aurora wird geschnappt und zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt. Weil Gloria und Paloma gegenüber dem Richter besonders "zuvorkommend" sind, wird die Gefängnisstrafe auf 4 Jahre verringert. Unterdessen erhält die als Prostituierte arbeitende Ana von dem mexikanischen Drogenboss Félix (José Maria Yazpik), der in Spanien Geschäfte erledigt, einen Heiratsantrag. Sie soll ihn dann nach Mexico begleiten. Weil Ana nicht allein bleiben will, verspricht Félix, auch ihrer Schwester Gloria einen Job in Mexico zu verschaffen. Leider stellt Ana erst nach der Hochzeit fest, dass Félix zu brutaler Gewalt neigt. Schließlich wirft er sie sogar in einem erneuten Wutanfall aus dem fahrenden Wagen. Ana kommt ins Krankenhaus und liegt seitdem im Koma. Gloria hat von Ana bereits erfahren, wie brutal Félix sein kann, doch jetzt soll Schluss sein. Nachdem sie und Paloma sogar dafür gesorgt haben, dass Aurora aus dem Gefängnis entlassen wird, arbeiten sie nun als Trio gemeinsam daran, den von Gloria ausgetüftelten Rachefeldzug umzusetzen. Dabei gehen die Frauen über Leichen. Leider kommt "Babyface" Gabriel (Diego Luna), die rechte Hand von Félix, hinter den Plan der Frauen…

Der Film scheint eine Mixtur aus "Rififi", "Der Feind in meinem Bett" und "McGyver" zu sein: Die Frauen verschaffen sich durch ein Loch in der Decke oder dem Boden Zugang zu den jeweiligen Räumen. Werkzeug oder Waffen fertigen sie auf sehr ungewöhnliche Art und Weise an. Sehr vieles kann aber vom Zuschauer gar nicht nachvollzogen werden, weil entsprechende Szenen einfach fehlen. 1. Der erste Raubzug wird telefonisch verraten. Als klar wird, woher der Anrufer davon wusste, bleibt ein Rätsel, wieso dieser "Handel" gemacht werden musste, denn es lag dazu ja gar kein Grund vor. 2. Die rechte Hand von Félix, Gabriel, behauptete zwar, dass Gloria die Firma bestehlen würde, doch im Film ist überhaupt keine Szene zu sehen, in der Gloria etwas mitgehen ließ. Wie oder warum kommt er zu der Behauptung? 3. Es wird nirgendwo gezeigt, woher die Frauen von Félix’ Festplatte wussten, denn in das "Allerheiligste", Félix’ Büro, kamen sie nie hinein. 4. Es ist auch nicht ersichtlich, wieso die Männer plötzlich im Fitnessstudio auftauchen und von dort den Gang zu Félix’ Büro nehmen. Logisch wäre es doch nach Entdeckung des Einbruchs, vom Büro aus den Gang zurückzuverfolgen, um schließlich im Fitnessstudio zu landen. 5. Woher weiß Gabriel von Aurora? Es wird nirgendwo vor den Männern über sie gesprochen. Und außer Ana und Gloria kennt sie keiner in Mexiko, denn sie sitzt ja in Spanien im Gefängnis. Auf dem Bild, das Gabriel in Anas Handtasche fand, steht auch kein Name von ihr. 6. Glorias Sohn bleibt auch unbekannt, denn er wird nie mit Namen angesprochen. Selbst bei Gesprächen über ihn bleibt sein Namen ungenannt. 7. Wieso besteht plötzlich so ein vertrautes Verhältnis zwischen Gabriel und Glorias Sohn?

Einen Film mit dermaßen vielen Handlungslöchern und Logikfehlern hat der Rezensenten noch nie gesehen. Er hat sich den Film mehrmals ansehen müssen, um überhaupt dahinter zu kommen, um was es geht und wer welche Person darstellt, damit er weiß, über wen im Film überhaupt gesprochen wird. Was nützt es, wenn in einem Dialog von einer Gloria die Rede ist, aber dem Zuschauer nicht klar ist, wer überhaupt diese Gloria ist? Selbst nach einer Stunde ist lediglich klar, wer Ana und wer Paloma ist. Über Gloria und Aurora wurde im Film zwar gesprochen, aber welche Frau im Film nun welche ist, bleibt sehr lange im Dunkeln. Vereinfacht gesagt: Jeder Drehbuch- und Regieanfänger würde weniger Fehler machen.

Für Drehbuch und Regie zeichnet der Spanier Agustín Díaz Yanes verantwortlich, der seit 1995 erst vier Filme gedreht hat und 10 Drehbücher schrieb. Angesichts der unzähligen Handlungs- und Logikfehler scheint er es niemals gelernt zu haben, sondern sich selbst beigebracht zu haben. Daher wird er auch zukünftig wohl nie mit Aufträgen überlastet sein, denn ihm fehlt für beides ein sehr wichtiges Talent: Die Sichtweise des Zuschauers einzunehmen. Weil ihm dieses Talent nämlich fehlt und er als Autor das Drehbuch kennt, hat er scheinbar viele Szenen erst gar nicht gedreht, weil er sein eigenes Wissen auch beim Zuschauer voraussetzte. Der Zuschauer sitzt tatsächlich aber nur verwirrt vor dem Screen und weiß überhaupt nicht, wieso es überhaupt zu diesem Punkt der Handlung gekommen ist. Das einzige, was bei diesem Film gut war, sind die darstellerischen Leistungen der vier Frauen Alena Anaya, Pilar López de Ayala, Aradna Gil und Victoria Abril und des Gabriel-Darstellers Diego Luna. Auf dem Cover ist der Slogan "DREI ENGEL FÜR CHARLIE trifft auf TARRANTINO!" zu sehen, doch dieses Machwerk hat weder die Action noch die Gewalt dieser Filme. Nicht einmal annähernd!

Die DVD enthält den Film im 16:9-Format, wobei diese Version gegenüber dem Original um 7 Minuten gekürzt wurde, was aber nicht alle Handlungslöcher und Logikfehler erklärt, denn um die zu stopfen, fehlen mindestens weitere 2 x 7 Minuten. Der DD-5.1-Ton ist in Deutsch und Spanisch wählbar, Untertitel stehen ebenfalls in Deutsch und Spanisch zur Verfügung (tragen aber nichts zur Aufklärung der Zuschauer bei). Farbe und Schärfe sind ok, der Kontrast könnte gelegentlich etwas stärker sein. Als Extras sind ein "Making Of" und ein Interview mit dem Regisseur enthalten, ebenso ein paar Trailer. Fazit: Eine Aneinanderreihung oft unzusammenhängender Szenen, so dass dem Film sowohl Sinn als auch Tempo abgeht. In dieser verstümmelten Version einfach nur furchtbar. (gh)

Wertung: 3 von 10 Punkten (3 von 10 Punkten)

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