TV total Bundestagswahl 2009

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Termin: 26.09.2009 - 20:15 Uhr | Sender: ProSieben

Beschreibung

Am 26. September überträgt ProSieben die "TV total Bundestagswahl 2009". Unter dem Motto "Wir wählen schon heute" dürfen die Zuschauer einen Tag vor der offiziellen Wahl per Telefon über einen fiktiven Bundestag abstimmen. Bereits im Jahre 2005 stellte Stefan Raab am Abend vor der Bundestagswahl den "TV total Bundestag" zusammen. Damals entsprach das Ergebnis des Tele-Votings der Wirklichkeit. Es kam zu einer großen Koalition. Auch in diesem Jahr ist der Initiator Stefan Raab von der Genauigkeit des Votings überzeugt: "Unsere Zuschauer können das Wählen schon mal per Tele-Voting üben. Am Ende der Sendung wissen wir dann schon ziemlich genau, was am Sonntag passiert".

Auch N24-Chefredakteur Peter Limbourg freut sich auf die Live-Sendung und hofft darauf, dass die Spitzenkandidaten der Parteien diese Chance nutzen werden: "Die Wahl wird in den letzten Tagen entschieden. Da ist die Sendung für die Spitzenkandidaten eine wirklich gute Gelegenheit, sich zu präsentieren und jüngere Wähler zu motivieren." Die Kandidaten der Opposition haben ihr Kommen im Übrigen schon zugesagt. Man darf gespannt sein.

Kritik

Eigentlich wäre das Konzept der Sendung ja gar nicht schlecht. Mit Politik junge Zuschauer vor den Fernseher zu locken wird für die Sender immer schwieriger, und weite Teile des Publikums schauen sich die hauptsächlich im öffentlich-rechtlichen TV stattfindenden Debatten gar nicht erst an. Dass da eine populäre Sendung wie TV Total ein eigenes Special zur Bundestagswahl macht und dazu hochrangige Politiker einlädt. Eigentlich hätte die TV Total Bundestagswal also eine Politikplattform sein können, mit der auch die jungen Zuschauer erreicht werden. Vieles wäre möglich gewesen, hätte man sich ernsthaft Mühe gegeben, für eine ansprechende Umsetzung zu sorgen. Doch teilweise wirkte die Sendung eher so, als sei es ihr höchstes Ziel, die Zuschauer alternativ zum Wegschalten zu bewegen oder von der Wahl abzuhalten. Prinzipiell ist es ja keine schlechte Idee, das Publikum aus Anhängern der vertretenen Parteien zusammen zu setzen. Allerdings waren diese so laut, dass teilweise ganze Sätze der Politiker einfach untergingen. Nichts gegen Stimmung im Studio, aber dieser Lärmpegel war teilweise unerträglich. Sowohl Jubel als auch Buh-Rufe wurden derart inflationär gebraucht, dass diese kaum noch als Meinungsbekundung bewertet werden können, sondern eher als Reflexreaktion darauf, dass einer von der falschen Partei den Mund aufmacht. Das störte die Debatte, die ohnehin recht schwach ausfiel. Stefan Raab hat viele Talente - die Führung einer politischen Diskussion gehört nicht dazu. Herr Limbourg brachte zwar zumindest teilweise so etwas wie Diskussionskultur in die Runde, konnte das Format dadurch aber auch nicht mehr retten. Im Vergleich mit den anderen Politsendungen der letzten Wochen schneidet die TV Total Bundestagswahl außerordentlich schlecht ab. Die ganze Veranstaltung war wenig informativ und unangenehm anzusehen. Der Tiefpunkt lag im Erstwählercheck, für den fieberhaft nach besonders minderbemittelten Jugendlichen gesucht wurde, die unter anderem mal Bundesbürgermeister werden wollen oder Frau Merkel für die Kandidatin der SPD halten und außerdem wählen, was ihnen die Eltern sagen. Natürlich handelt es sich dabei um einen satirischen Beitrag, das Niveau ist allerdings äußerst fragwürdig. Die anschließenden Mitteilungen der Länderergebnisse waren dafür sehr zäh, obgleich das Voting für einige Überraschungen sorgte. So schnitt beispielsweise die Linkspartei auffallend gut ab, mit teilweise deutlich über 40 Prozent. Insgesamt käme die Partei auf 20,5 Prozent, falls die Zahlen in irgendeiner Form repräsentativ sein sollten, was bezweifelt werden darf. Die stärkste Partei wäre jedoch die Union aus CDU/CSU mit 26,6. Die stärksten Verluste waren bei der SPD zu spüren, die auf 17,7 Prozent käme. Die FDP könnte mit19,9 Prozent punkten, die Grünen erhielten 15,4 Prozent aller Stimmen. Für ernsthafte Prognosen sind die Zahlen vermutlich aber nicht geeignet. Zum einen dürfte jeder Zuschauer mit Sinn für Qualität sehr bald umgeschaltet haben. Zum anderen sind sicherlich viele einfach nicht bereit, 50 Cent für eine fiktive Wahl zu bezahlen. Außerdem ist es bei derartigen Telefonvotings zumindest nicht ganz abwegig, dass sich Gruppen im Internet zu einem bestimmten Abstimmungsverhalten zusammenschließen.
Lange Rede, kurzer Sinn, denn eigentlich lässt sich die TV Total Bundestagswahl mit einem einzigen Wort zusammen fassen: Überflüssig! (ck)