Verleihung Deutscher Kleinkunstpreis

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Termin: 14.03.2009 - 20:15 Uhr | Sender: 3sat

Beschreibung

Ganz traditionell wurde dieses Jahr am ersten Sonntag nach Aschermittwoch, also am 1. März 2009 im Mainzer unterhaus der Deutsche Kleinkunstpreis verliehen. Übertragen wird das Ganze am 14. März um 20:15 Uhr auf 3sat. Das erste Mal fand diese Preisverleihung im Jahr 1972 statt. Unter den bisherigen Gewinnern sind große Namen wie Hanns Dieter Hüsch, Dieter Hildebrandt, Franz Hohler, Jörg Hube, Loriot, Wolfgang Neuss oder Volker Pispers. Der Deutsche Kleinkunstpreis wird als die bedeutendste Auszeichnung in diesem Bereich angesehen und wird jedes Jahr an Künstlern aus ganz Deutschland verliehen. In folgenden Kategorien kann man den Preis gewinnen: Kabarett, Chanson/Musik/Lied und Kleinkunst. Der Deutsche Kleinkunstpreis ist mit insgesamt 25.000 Euro dotiert. Davon werden zum Beispiel 5.000 Euro für den Förderpreis von der Stadt Mainz gestiftet. Seit 2009 wird auch ein Ehrenpreis verliehen, den das Land Rheinland-Pfalz mit einem Geldbetrag von 5.000 Euro stiftet. Moderiert wurde das Event vom Dieter Nuhr, Kleinkunstpreis-Gewinner im Jahr 1998. Dieses Jahr haben gewonnen:

Wilfried Schmickler (Kabarett)
Sebastian Krämer (Chanson/Musik/Lied)
Jochen Malmsheimer (Kleinkunst)
Uta Köbernick (Förderpreis der Stadt Mainz)
Gerhard Polt (Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz)

Kritik

Die Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises wurde von Dieter Nuhr moderiert, der vor der ersten und zwischen den weiteren Verleihung auch die Gelegenheit hatte, sein eigenes Programm einzubringen. Er beschäftigte sich treffend und amüsant mit der Politik im Allgemeinen und der Finanzkrise im Besonderen , den Unterschieden zwischen Männern und Frauen sowie der Kinderinternetseite der deutschen Bundesregierung. Dieter Nuhr hatte bereits im letzten Jahr hervorragend durch die Verleihung geführt und erwies sich auch in diesem Jahr wieder als Idealbesetzung für die Moderation.

Als erstes wurde der Preis in der Kategorie "Kabarett" verliehen. Nachdem der Kabarettist angekündigt hatte "Dampf ablassen" zu wollen, tat er zunächst eben dieses. In atemberaubender Geschwindigkeit rechnete er direkt, schonungslos und mit harten Worten mit den politischen Parteien, den Wirtschaftsbossen und dem deutschen Fernsehen ab. Anschließend beschäftigte er sich in etwas normaler Sprechgeschwindigkeit, aber nicht minder bissig und packend mit der SPD und der Bankenkrise. Außerdem prangerte er die Ausgrenzung von Ausländern an, insbesondere jener, die schon seit Generationen in Deutschland sind und betonte die Wichtigkeit der Zuwanderer für unser Land. Bei seinem Auftritt nahm er kein Blatt vor den Mund und überzeugte vor allem durch die Leidenschaft, mit der er mit den Missständen in unserem Land abrechnete.

Anschließend wurde der Förderpreis der Stadt Mainz vergeben, den Uta Köbernick erhielt. Nach einem kleinen amüsanten Wortspiel als Einstieg griff die Künstlerin zur Gitarre und sang ein Lied darüber, dass sie nicht weiß, worum es geht. Abwechselnd trug sie Gedichte vor und erfreute das Publikum mit weiteren musikalischen Einlagen. Ihre lyrischen Werke und ihre Lieder haben ihre große Gemeinsamkeit in dem Wortwitz, mit dem sie geschrieben sind. Uta Köbernick spielt mit der Sprache und hat ein gutes Gespür für deren Fallstricke. Sie arbeitet mit den Instrumenten der Widersprüchlichkeit und Absurdität und schafft gerade dadurch grandiose Pointen. Uta Köbernick ist somit eine Entdeckung, die eine Auszeichnung durchaus verdient hat.

Im Bereich Kleinkunst ging der Preis an Jochen Malmsheimer. Zunächst beschäftigte er sich mit der Problematik, dass heutzutage über wirklich alles geredet wird und konnte bereits die ersten Lacher für sich verbuchen. Danach leitete er gekonnt zum Hauptthema seines Auftrittes über: Dem Phänomen der Kochsendungen, denen der Künstler so gar nichts abgewinnen kann. Dies zeigte er durch die gelungene Persiflage einer Radiokochsendung, in der Kartoffeln gekocht werden. Jochen Malmsheimer konnte durch mitreißende Sprache überzeugen, die er mit lebhafter Gestik unterstrich. Zahlreiche gute Pointen machten seinen Auftritt überaus unterhaltsam.

Den letzten Auftritt des Abends hatte Sebastian Krämer, der den Deutschen Kleinkunstpreis in der Kategorie "Chanson/Musik/Lied" erhielt. Er begann seinen Auftritt mit einer melancholischen Melodie am Klavier, zu der er ein Lied über ein Lied singt. Dabei übertrieb er absichtlich und nahm somit den teilweise übertriebenen Pathos mancher Musikstücke gekonnt aufs Korn. Gegen Ende des Liedes wurde die Musik noch dramatischer, und Sebastian Krämer brachte eine vollkommen unerwartete und dadurch umso bessere Pointe. In einer kurzen Comedyeinlage beschwerte er sich über Träume von Eierbechern, Flaschenpost ohne Brief sowie die Nutzlosigkeit seiner Fähigkeit, die Gedanken seines Nachbarn zu lesen, da dieser nur auf türkisch denkt. Anschließend sang er ein Lied über Deutschlehrer, die er scherzhaft für nahezu alles verantwortlich machte und denen er riet, sich mit ihrer Rolle als Feindbild der Gesellschaft abzufinden. Dabei überdramatisierte er bewusst sowohl musikalisch als auch textlich und konnte dadurch das Publikum für sich gewinnen.

Den Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz erhielt Gerhard Polt. Dies wurde in der Sendung jedoch nicht einmal erwähnt, was ich sehr verwunderlich fand. Zumindest einen kurzen Hinweis auf den Preisträger hätte ich eigentlich erwartet.

Abgesehen davon war die Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises jedoch eine durchaus gelungene Veranstaltung. Im Gegensatz zu manch anderen Preisverleihungen, bei denen man als Zuschauer die Wahl der Jury nur schwer nachvollziehen kann, haben meiner Ansicht nach alle ausgezeichneten Künstler den Preis vollauf verdient. Alle Auftritte waren auf ihre jeweils eigene Art sehr unterhaltsam und auf hohem Niveau. Somit war die Sendung qualitativ hochwertige Unterhaltung, wie ich sie im deutschen Fernsehen gerne häufiger sehen würde. (ck)