Eurovision Song Contest 2010

Zurück zur Übersichts-Seite

Termin: 29.05.2010 - 21:00 Uhr | Sender: ARD

Beschreibung

Bereits seit mehreren Monaten fiebert Deutschland auf diesen Moment hin: Die durch Stefan Raab gecastete Lena wird von den Medien gefeiert und steht seit ihrem Sieg in "Unser Star für Oslo" im Blickfeld der Presse. Auch die internationalen Buchmacher sehen Lena ganz vorne im Rennen um Platz 1 beim Eurovision Song Contest 2010.

In diesem Sinne: "Germany, twelve Points!"

Kritik

Einmal im Jahr trifft sich eine Riege aus mehr oder weniger hochkarätigen Musikern in einer großen Halle und feiert den Eurovision Song Contest. Der Norweger Alexander Rybak gewann im Vorjahr mit seinem Hit "Fairytale" samt enormer Sympathie den Wettbewerb und holte damit den Grand Prix in sein Heimatland.

In der Telenor Arena in Oslo bei um die 23.000 Zuschauern präsentierte der Sender NRK (Norsk rikskringkasting) eine gigantische Show. Um Punkt 21:00 Uhr ertönte die traditionelle Eurovisionshymne, die die Aufschaltung in 39 Länder symbolisierte.

Im Opening wurde in kurzen Ausschnitten die Show-Geschichte des Grand Prix präsentiert. Offensichtlich verzichtet man mittlerweile völlig auf den typischen Hubschrauberrundflug über das Austragungsland und beschränkte sich auf die Erzählung diverser Highlights.

Die Moderation wurde dieses Jahr auf drei Personen aufgeteilt. Haddy N'jie und Erik Solbakken waren für den ersten Teil der Musikshow zuständig, fingen bei der Ergebnisauswertung mit Nadia Hasnaoui dann allerdings im zweiten Teil der Show die Stimmung im "Green Room", den Bereich, in dem Künstler dann während der Abstimmung auf das Ergebnis fiebern, ein.

Durch den Semifinalmodus wurden von 39 Teilnehmern schließlich die besten 25 Titel geboten. Erstes Highlight an diesem Abend war bereits der zweite Auftritt des Abends von dem Spanier Daniel Diges. Bei seinem Titel Algo pequeñito ("Etwas Winziges") schaffte es ein Zuschauer auf die Bühne und mischte in der Performance mit, wurde allerdings nach wenigen Sekunden der Bühne verwiesen. Daniel Diges durfte am Ende nahtlos noch einmal seinen Titel präsentieren.

Wer auf mehr Kuriositäten im musikalischen Teil der Show wartete, wurde in diesem Jahr enttäuscht, denn weder die Titel, noch die Darbietungen gaben Anlass sich sonderlich begeistert zu zeigen, noch sich darüber zu empören. Chancen auf den Sommerhit 2010 könnte allerdings Jessy Matador haben, der für Frankreich mit dem Titel "Allez Olla Olé" wohl auch ein bisschen auf die kommende Fußball WM einstimmen möchte.

Des weiteren hervorzuheben wäre noch Alyosha aus der Ukraine. Die bildschöne 24-jährige bot den umweltpolitischen Titel "Sweet People" zum besten, den sie auch selbst geschrieben hat. Eine wunderschöne Stimme, ein wunderschöner Song, allerdings mit wenig Besonderheiten. Somit reichte es für Alyosha "nur" für Platz 10.

Und dann kam unsere Hoffnung. Lena Meyer-Landrut, die mit ihrem Song "Satellite" durch Deutschland und Europa tourte, um schließlich in Oslo anzukommen. Einmal mehr bewies sie, dass es bei einem qualitativ hochwertigen Song keine große Show herum braucht. Im schlichten Kurzkleidchen hüpfte sie so herum, wie man es von ihr kennt. Man fieberte nach ihrer stressbehafteten Auftritts- und Abiturzeit durchaus, ob ihr die Performance gelingt, schaffte sie es doch bei "Schlag den Raab" Anfang des Monats nur mit Ach und Krach ihren Titel zu Ende zu singen. Doch beim Song Contest lief alles problemfrei.

Für Deutschland erfolgreich, denkwürdig gleichermaßen, als wir bei der wohl spannensten Abstimmung der letzten Jahre aus fast jedem Land Punkte bekamen und dadurch von Anfang an in kleinen Schritten unseren Vorsprung bis auf schließlich 246 Punkten ausbauen konnten. Erfolgreich, weil Stefan Raab mit seiner Aktion "Unser Star für Oslo" bewies, dass im Musikgeschäft doch noch die Qualität zählt und damit einmal mehr die mittlerweile durch Dieter Bohlen schier gescriptet wirkende Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" deklassiert. Denkwürdig und leider ein Schlag ins Gesicht, für den sympathischen Alex Christinsen, die "no Angels" oder Roger Cicero, die in den letzten Jahren sicherlich keine schlechten Lieder boten, aber es leider nur auf die letzten Plätze schafften.

Für Stefan Raab ist das Thema Eurovision Song Contest ab sofort nur noch schwer zu toppen. Erreichten bislang seine Werke zum Wettbewerb neben dem diesjährigen Sieg mit "Guildo hat Euch lieb", "Wadde hadde dudde da?" und "Can't Wait until Tonight" die Plätze 7, 5 und 8. Nach der diesjährigen Show ist es allerdings gewiss, dass Raab mit "Unser Star für..." eine neue "ra für den Grand Prix in Deutschland einläutete und dies jetzt nur noch überboten werden kann, indem er nächstes Jahr im eigenen Land nochmals den Titel holt und damit dem Rekordsieger Irland, welches Land es bislang als einziges schaffte den Hattrick zu landen, auf die Fersen rückt.

Gerade für die Deutschen Fans des Eurovision Song Contest die beste Show und der spannenste Abend seit langem. Die ohne große Videowände ausgekommene Bühne stellte die Künstler in den Vordergrund. Peter Urban kommentierte gewohnt souverän mit der ein oder anderen handkantigen Zote. Ein rundum gelungener Song Contest 2010.
(as)