Jörg Pilawa kritisiert ARD

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 04.12.2007 | Kategorie: TV-Szene

Jörg Pilawa ist eines der Aushängeschilder der ARD. Deswegen verwundert die Kritik an seinem Arbeitgeber etwas, die er in einem Interview mit der "Bild am Sonntag" anbrachte. Er bemängelte nicht nur fehlende Konsequenz und Sendeplätze, sondern auch eine mangelnde Wertschätzung für quotenträchtige Arbeit: "Ich arbeite seit sechseinhalb Jahren für die ARD, und ich tue das erfolgreich. Aber ich finde vieles in der ARD auch einfach nicht gut."

Zum Beispiel das "monatelange Gezerre", wie im Fall des Wechsels von Frank Plasberg und "Hart aber Fair" ins Erste, finde er unbegreiflich: "Ein Top-Journalist, eine Top-Sendung, innovativ, schnell, modern - also alles, wonach wir suchen. Aber es dauert Jahre, bis er damit ins Erste kommt". Andere kamen dagegen gar nicht erst. Die Absage von Günther Jauch im vergangenen Januar betreffe Pilawa auch persönlich, weil es den Sender, dem er sich verpflichtet fühle, stärker gemacht hätte: "Ein Top-Moderator, der in die ARD gehört. Und wenn die es dann nicht hinkriegen, diesen Mann zu verpflichten, dann liegt es nicht an Herrn Jauch, sondern an der ARD". So etwas müsse laut Pilawa eigentlich "Konsequenzen im System" haben, die aber ausblieben.

Für Jörg Pilawas "Großes Geschichtsquiz" habe seine Produktionsfirma White Balance gar vier Jahre auf einen Sendeplatz warten müssen. "Wir haben acht Millionen geholt, da hätte man doch eigentlich direkt das zweite nachlegen müssen. Aber die Sendeplätze waren bis Jahresende belegt, also haben wir zugesehen, wie andere Sender mit ähnlichen Formaten Quote machen". All dies trage dazu bei, dass Pilawa eine Erschöpfung "diesem System gegenüber" spüre: "Manchmal habe ich keine Kraft und keine Lust mehr darauf", sagte der Moderator. Dies läge auch an einem Gefühl mangelnder Wertschätzung durch seine Auftraggeber: "Alle erfolgreichen Unterhaltungsformate, abgesehen von der Volksmusik, kommen von uns. Aber glauben Sie nicht, dass da jemand zum Hörer greift, hier anruft und sagt: Gut gemacht, liebe Redaktion."

Seinen Vertrag, der noch bis 2010 läuft, will Jörg Pilawa erfüllen. Doch nachdem er bereits angekündigt hatte, die Moderation der "NDR Talk Show" zum Jahreswechsel abzugeben, will er auch im Ersten 2008 kürzer treten. (sak)