Claus von Wagner ist so etwas wie ein Shooting Star in der relativ starren deutschen Kabarett-Szene. Die Einschätzung ist natürlich mit Vorsicht zu geniessen, denn Herr von Wagner bereist die Republik schon einige Jahre und kann einige Auszeichnungen sein eigenen nennen (schon 2001 den "Münchner Nachwuchswettbewerb Kabarett"). Aber erst als Ensemble-Mitglied der "Heute-Show" und als neuer Co-Gastgeber der bekannten "Anstalt" ist einem breiten (Mainstream)-Publikum ein Begriff. Die Karriereleiter zeigt also klar nach oben. Trotzdem hat er Zeit für ein neues Programm, welches nun auch auf CD veröffentlicht wird.

In der "Theorie der feinen Menschen" befindet sich Claus Wagner bzw. sein Alter Ego eingeschlossen im Tresor der Deutschen Bank ohne baldige Aufsicht auf Freilassung (am Telefon wird ihm mitgeteilt dass aufgrund der Zeitschaltuhr erst am nächsten Morgen eine Öffnung durchführen lässt). Diese Ausgangssituation lässt sich leicht auf die Spannung zwischen "Schutz des Geldes und der Vermögen" vs. "Persönliche Freiheit" ummünzen. Und genau dies sind letztendlich die beiden großen Kabarett-Themen, seitdem die Politik sich durch mangelndes Engagement langsam als Ziel mehr und mehr disqualifiziert.
Hier findet der Protagonist neben einer Flasche Whisky auf jeden Fall viele verdächtige E-Mails im Schliessfach seines kürzlich verstorbenen Vaters. Dieser war hochrangiger Mitarbeiter einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (WPG) und scheint nicht der gute Mensch gewesen zu sein, den er immer vorgab.
Aber auch beim erzählenden Sohn zeigen sich immer mehr Risse zwischen Schein und Sein. So bemerkt er eher nebenbei dass er eine Stiftung leitet welche von der WPG ins Leben gerufen wurde. Da scheint der Vater ordentlich nachgeholfen haben nachdem die Studien des Sohne etwas ins Leere liefen.

Innerhalb dieses spannenden Rahmens kann Claus von Wagner viele Punkte sammeln. Über weite Strecken des Programms stimmt das Timing der Pointen und die Mischung aus Infotainment (also dem Finger in der Wunde) und Humor. In einigen wenigen Situationen wirkt er bemüht, aber das schmälert den guten Gesamteindruck nicht. Die "Theorie der feinen Menschen" bietet auf zwei CDs ein richtig gutes Kabarett-Programm mit langer Laufzeit und kann somit bedenkenlos empfohlen werden. (sc)

Wertung: (8 von 10 Punkten)